Tipps: So können Eltern ihre Kinder beim Fernsehen begleiten

Der TV-Bildschirm wirkt auf Kinder faszinierend. Aber ab wann ist es unbedenklich, dass sie den Fernseher auch nutzen? Wie lange dürfen sie dann fernsehen? Und welche Sendungen sind für Kinder überhaupt geeignet? SCHAU HIN! gibt Tipps, worauf Eltern beim Fernsehkonsum ihrer Kinder achten sollten.

Kind schaut TV
Myst/Unsplash / Montage: SCHAU HIN!

Das Fernsehen ist nach wie vor Leitmedium in den meisten Familien. Auch für viele Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter zählt das Fernsehen neben Büchern zu den ersten medialen Erfahrungen, ob am TV-Gerät oder auf Streaming-Plattformen. Umso wichtiger, dass Eltern sie dabei begleiten, das richtige Programm auswählen und die Sehdauer begrenzen.

Fernsehen ab welchem Alter?

Es ist wichtig, dass Eltern mit jüngeren Kindern gemeinsam fernsehen. Nur so können sie herausfinden, wie ihr Kind auf bestimmte Sendungen reagiert. Das ist eine wichtige Grundlage für die weitere Medienerziehung.

Kinder unter drei Jahren sind damit beschäftigt, die reale Welt zu begreifen. Das geschieht vor allem, indem sie ihre Umwelt durch Ansehen, Anfassen und mit dem Mund erkunden. Am Anfang sind Medien für sie Reizquellen, auf die die Kinder aufmerksam werden und die sie entdecken wollen. Fernsehen ist für diese Altersgruppe jedoch kaum geeignet. Das komplexe Zusammenspiel von Bild und Ton in einer fortlaufenden Geschichte überfordert ihre Aufnahme- und Verarbeitungsfähigkeiten.

Kindergarten- und Vorschulkinder benötigen beim Fernsehen elterliche Aufmerksamkeit und Begleitung. Sie denken noch überwiegend anschaulich und begreifen Dinge und Symbole, wenn sie bereits Erfahrungen im Umgang mit ihnen gemacht haben. Das gilt auch für das Fernsehen: Kindergarten- und Vorschulkinder nehmen hauptsächlich das wahr, was ihnen aus ihrem eigenen Alltag bekannt und vertraut vorkommt. Themen, die die Kinder in diesem Alter beschäftigen, sind etwa „Groß werden“, geliebt und anerkannt zu werden. Allerdings ist die Aufnahmefähigkeit noch sehr begrenzt: Erst langsam können sie einzelne Szenen miteinander verbinden und sie zu einer Handlung verknüpfen. Die Handlung sollte einfach und ohne Nebenstränge aufgebaut sowie kurz und in angemessenem Tempo erzählt sein. Außerdem brauchen sie die Eltern, um Fragen zu stellen und Hilfestellung zu bekommen.

Die SCHAU HIN!-Tipps für Eltern

Ab wann dürfen Kinder fernsehen? Wie lange dürfen Kinder fernsehen? Welche Sendungen sind für Kinder geeignet? SCHAU HIN! gibt Tipps, worauf Eltern beim Fernsehkonsum ihrer Kinder achten sollten.

  • Regeln vereinbaren
    Hilfreich sind klare Regeln zu Fernsehzeiten, an denen sich Eltern und Kinder orientieren können und die sie einhalten.
  • Zeiten festlegen
    SCHAU HIN! empfiehlt für Kinder bis fünf Jahren maximal eine halbe Stunde vor dem Bildschirm. FernsehanfängerInnen sollten nur kurze Sendungen anschauen und nicht täglich fernsehen. Feste Bildschirmzeiten vereinbaren Eltern am besten von Beginn an.
  • Auf Ausgleich achten
    Wichtig ist, dass Kinder von Anfang erfahren, dass es neben Medien auch andere Dinge gibt, die Spaß machen: Spielen, Vorlesen und Freunde besuchen. Insbesondere nach dem Anschauen von Sendungen sollte es Freiraum zum Spielen und Gelegenheit für Gespräche mit den Eltern geben. Eltern können ihren Kindern so helfen, mit dem nötigen Abstand das Filmgeschehen zu verarbeiten. Wenn Kinder unmittelbar vor dem Schlafengehen fernsehen, fehlt dafür oft die Zeit. Deshalb ist das nicht ratsam.
  • Selbst Vorbild sein
    Eltern können ihr eigenes Fernsehverhalten überdenken: Läuft der Fernseher, auch wenn kleine Kinder im Raum sind? Ist der Fernseher an, wenn die Familie gemeinsam isst oder spielt? Wichtig ist, dass sich Familien den Tagesablauf nicht vom Fernsehen vorschreiben lassen.
  • Kindgerechte Formate wählen
    Für Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter ist wichtig, dass die Sendungen nicht zu lang und die Schnitte nicht zu schnell sind sowie sich spannende und entspannende Momente abwechseln. Gradlinige Geschichten mit einer überschaubaren Anzahl von Figuren, einfacher Erzählweise und verständlicher Sprache eignen sich besonders gut. Eine positive Botschaft oder ein Happy End lassen leichter mit der Geschichte abschließen. Wie Dinge funktionieren, mit denen wir im Alltag zu tun haben, „Großwerden“ und Probleme meistern, Freunde finden und mit ihnen auskommen – all das, was Kindergarten- und Vorschulkinder in ihrem Aufwachsen und im Alltag beschäftigt, ist für sie auch in einschlägigen Sendungen interessant. Bieten Sendungen außerdem Rätsel, Reime oder Lieder und laden zum Mitmachen ein, gewinnen sie für diese Zielgruppe besonders an Attraktivität.

KiKA

Der KiKA stellt online eine große Auswahl aus dem linearen Fernsehprogramm zu Verfügung. Die Inhalte sind sogar in Altersgruppen – ab drei Jahren, ab sechs Jahren und ab zehn Jahren – unterteilt. Die Seite ist kindgerecht. Man gelangt außerdem zu „Mein KiKA“, einer kindgerechten und moderierten Community.

Neuneinhalb

Neuneinhalb ist ein Nachrichtenmagazin für Kinder. Der Name rührt daher, dass die Sendungen immer neuneinhalb Minuten lang sind. Im Internet gibt es neben bereits ausgestrahlten Sendungen weitere Hintergrundberichte und eine Vorstellung der fünf Reporter und Reporterinnen, die für Neuneinhalb im Einsatz sind.

Arte Junior

Arte Junior bietet viele kurze Clips, die sich um aktuelle Nachrichten aber auch Kultur und Gesellschaft drehen. Das Nachrichtenmagazin für Kinder des deutsch-französischen Gemeinschaftssenders Arte hat neben den aktuellen Sendungen viele Hintergrundinformationen für die junge Zielgruppe aufbereitet. Eltern können hier gemeinsam mit ihrem Kind nach Videos schauen.

ARD Mediathek

In der ARD Mediathek lässt sich unter der Suche „Kinder“ eine ganze Reihe Videos aus dem Kinderprogramm finden. Die Mediathek ist nicht kindgerecht aufgebaut und man gelangt sehr schnell zu Inhalten, die sich nicht an Kinder richten. Dennoch können Eltern hier gemeinsam mit ihren Kindern tolle Formate finden und sehen.

ZDFchen

Eine Rubrik extra für die ganz jungen Fernsehfans: Bei ZDFchen gibt es Sendungen für Kinder bis 6 Jahre.

SWR Mediathek

Der Kinderbereich der SWR Mediathek zeigt vor allem Eigenproduktionen wie "OLI’s Wilde Welt" oder den "Tigerentenclub". Auch hier ist Vorsicht geboten, denn der Kinderbereich ist nicht kindgerecht, sondern nur ein thematischer Unterpunkt der gesamten Mediathek. Gemeinsam können Eltern und Kinder hier Sendungen und Filme schauen.

ZDFtivi

Das Kinderprogramm des ZDFs wird immer vormittags am Wochenende und an Feiertagen ausgestrahlt mit bekannten Kindersendungen wie Löwenzahn, logo!, PUR+ und Mako. Die ganzen Folgen der Sendungen finden Sie auch in der Mediathek von ZDFtivi.

  • Stressige Formate vermeiden
    Unerwartete Schreckmomente, Dunkelheit, laute, beunruhigende Geräusche oder seltsam anmutende Figuren wirken beunruhigend – und tauchen dennoch auch in Kinderprogrammen auf. Kinder müssen erst lernen, Bilder einzuordnen, Handlungen zu folgen und zwischen Wirklichkeit und Fernsehwelt zu unterscheiden. Eltern beobachten ihre Kinder am besten beim Fernsehen, um einzuschätzen, wie sie auf das Gesehene reagieren.
  • Vorher informieren
    Orientierungshilfe und pädagogische Einschätzungen zum aktuellen Fernsehprogramm finden Eltern beim Fernsehratgeber FLIMMO. Altersgerechte, werbefreie Sendungen für Kindergarten- und Vorschulkinder bietet beispielsweise der KiKA – der Kinderkanal von ARD und ZDF und die Mediathek des Kinder- und Jugendprogramm ZDFtivi. Speziell für FernsehanfängerInnen gibt es dort das Programmfenster KIKANINCHEN.
  • Märchen- und Fantasyfilme richtig einschätzen
    Während Fantasyfilme generell nichts für Kleinkinder sind, können manche Märchen je nach Dauer und Inszenierung geeignet sein. Doch einige Hexen und Zauberer sind für die Kleinen erschreckende Gestalten. Manch böser Fluch oder ein realistisch dargestellter Ritterkampf können für jüngere Kinder bedrohlicher und angsteinflößender sein, als vermutet.
  • Werbung vermeiden
    Sie reizt Kinder vor allem durch stimmungsvolle Bilder, eingängige Slogans und Musik, gepaart mit Witz und Humor sowie der Mitwirkung bekannter Fernsehhelden. Doch FernsehanfängerInnen kennen den Unterschied zwischen Fernsehprogramm und Werbung noch nicht. Verzichten Sie deshalb auf Kinderprogramme mit Werbeunterbrechungen und Video-Plattformen, auf denen Werbung vor die Clips geschaltet wird.
  • Konsequent sein
    Ein klares „Nein“ ist wichtig, wenn bestimmte Fernsehbeiträge für Kinder ungeeignet sind. Wichtig dabei ist, dass Eltern ihrem Kind erklären, warum sie die Sendung verbieten. Eine Fernbedienung gehört nicht in Kinderhände, denn beim Zappen können sie schnell auf ungeeignete Programme stoßen. Auch am Tablet ist diese Gefahr nicht gebannt, deshalb sollten Eltern beim Abruf von Videoclips das Tablet in der eigenen Regie behalten und auf kindersichere Einstellungen achten.

Fernsehnutzung hat Auswirkungen

Die BLIKK-Studie 2017 im Auftrag der Drogenbeauftragten der Bundesregierung untersucht Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz und Kommunikation von Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang mit elektronischen Medien. Sie zeigt, dass es in der Altersgruppe der Zwei- bis Fünfjährigen bereits signifikante korrelative Zusammenhänge zwischen motorischer Hyperaktivität und Konzentrationsstörungen auf der einen Seite und dem Umfang der Nutzung von digitalen Bildschirmen auf der anderen Seite gibt. Bei täglicher Nutzung von digitalen Medien traten bei Kleinkindern (zwei bis fünf Jahre alt) häufiger Sprachentwicklungsstörungen auf. Die Studie zeigt, wie wichtig der begrenzte und zielgerichtete Umgang mit Medien ist. Wird eine Medienkompetenz nicht frühzeitig erworben, besteht ein erhöhtes Risiko, den Umgang mit den digitalen Medien nicht kontrollieren zu können.