Snapchat einfach erklärt

Snapchat hat neben WhatsApp, Instagram und TikTok einen festen Platz im Medienrepertoire von Kindern und Jugendlichen. Viele Heranwachsende nutzen die App, um Fotos und Nachrichten auszutauschen – Snapchat kann jedoch viel mehr. SCHAU HIN! stellt die verschiedenen Snapchat-Funktionen vor.

Einfach erklärt: Snapchat
Montage: SCHAU HIN!

Die App Snapchat wird bei Kindern und Jugendlichen zur Kommunikation und Unterhaltung genutzt. Mit ihr lassen sich Bilder und Clips einfach bearbeiten und versenden. Das Besondere an Snapchat: die Nachrichten verschwinden nach wenigen Sekunden oder Stunden wieder – je nach Einstellung. Neben der Chatmöglichkeiten hat die App ihre Funktionen immer wieder erweitert und verändert. Es ist wichtig, dass Eltern alle Funktionen kennen, mit ihrem Kind über damit verbundene Risiken sprechen und gemeinsame Regeln vereinbaren.

Funktionen

Snappen

NutzerInnen können Fotos und Videos („Snaps“) mit Filtern, Text und Emojis versehen und verschicken. Dabei ist es möglich, spontane Aufnahmen oder bereits vorher aufgenommene Inhalte aus der Galerie zu versenden. Die Fotos und Videos können heruntergeladen und auf anderen Netzwerken wie Instagram oder WhatsApp geteilt werden. In der App verschwinden diese Snaps – je nach Einstellung – innerhalb von bis zu zehn Sekunden. Werden Bilder und Videos zur „Story“ hinzugefügt, sind sie bis zu 24 Stunden sichtbar.

Chatten

NutzerInnen können einander direkt anrufen, kurze Video-Botschaften, Nachrichten, Fotos und Sticker schicken. Auch Gruppenchats mit bis zu 16 TeilnehmerInnen sind möglich. Snapchat wird dadurch zum Messenger, wohl auch um etablierten Chat-Diensten wie WhatsApp Konkurrenz zu machen. Nicht nur über die App, sondern auch am Computer kann über Snapchat gechattet werden. Dazu melden NutzerInnen sich im Browser bei „Snapchat“ Web an. 

Mit Freundschafts-Emojis bewertet Snapchat den Austausch zwischen zwei NutzerInnen. Besonders das Flammensymbol (oder: „Snapstreak“) weckt den spielerischen Ehrgeiz der NutzerInnen: Es bedeutet, dass zwei FreundInnen mindestens drei Tage am Stück jeweils innerhalb von 24 Stunden Snaps ausgetauscht haben; die Zahl neben der Flamme dokumentiert die Anzahl der Tage mit regelmäßigem Kontakt.

Erinnern

Mit der Funktion „Memories“ kann man Aufnahmen abspeichern, neu zusammenstellen und auch Geofilter nachträglich hinzufügen. Damit hat sich das Format der App fundamental gewandelt: von einer App für spontane Bilder hin zu einer Anwendung, mit der man Bilder aufwändig bearbeiten kann.

Lokalisieren

Die „Snap Map“ ermöglicht es den Snapchat-NutzerInnen, den aktuellen Standort ihrer Kontakte auf einer Karte zu sehen und den eigenen zu teilen. Die eigene Sichtbarkeit kann in drei Stufen eingestellt werden: Es kann gewählt werden zwischen allen oder ausgewählten FreundInnen und dem Geistmodus. Wenn dieser aktiviert ist, wird der eigene Standort nicht geteilt – die Standorte seiner Kontakte sieht der Nutzer oder die Nutzerin trotzdem. Wie lange man sich im Geistmodus befindet, kann ebenfalls ausgewählt werden: Entweder drei Stunden, 24 Stunden oder bis zur Deaktivierung.

Auf einer Umgebungskarte sind die FreundInnen als Avatare an ihrer letzten gemeldeten Position zu sehen. Der/die NutzerIn sieht auch, wann die Snap Map den Standort erfasst hat. Denn der Standort aktualisiert sich so lange, wie die App geöffnet ist. Wird Snapchat geschlossen, erscheint eine Zeitangabe mit der seitdem vergangenen Zeit. Dem/der NutzerIn muss bewusst sein, dass der Standort bei jedem erneuten Öffnen der App auf der Karte erscheint, ob er/sie sie selbst nutzt oder nicht. Ratsam ist deswegen, die Standorterfassung zu deaktivieren.

Die Snap Map zeigt außerdem Restaurants, Cafés und Shops aus der Umgebung, die sich mit FreundInnen teilen lassen. Dazu werden Rezensionen des Portals „Tripadvisor“ angezeigt. Außerdem werden Events, Konzerte und Ausstellungen vorgeschlagen, die demnächst stattfinden. Die Funktion ist mit dem Portal „Ticketmaster“ verknüpft – und Tickets lassen sich auch direkt in der App kaufen. Jüngere Kinder sollten Eltern also mit Einstellungen vor ungewollten In-App-Käufen schützen, mit älteren über die Risiken sprechen.

Bearbeiten

Bei Snapchat können die NutzerInnen aus unzähligen Möglichkeiten wählen, um ihre Videos und Fotos zu verschönern. Filter verändern bereits fotografierte oder gefilmte Inhalte. Mit ihnen können beispielsweise Farbeffekte hinzugefügt oder ein personalisierter Emoji erstellt werden. Linsen wiederum verändern während der Aufnahme durch 3D-Effekte das eigene Aussehen oder die Umwelt. So kann der Kopf plötzlich sich bewegende Tierohren haben. Um Linsen in Snapchat zu benutzen, müssen NutzerInnen unten rechts neben dem Kamera-Auslöser auf das Emoji klicken. Anschließend erscheint eine Reihe von Linsen zur Auswahl. Unter „Entdecken“ können neue Linsen kostenfrei heruntergeladen werden. Darunter finden sich viele werbliche Varianten, die von Unternehmen erstellt wurden. Die Risiken von Linsen sind einerseits verzerrte Körperbilder durch Beauty-Optimierungen, andererseits die Beeinflussung durch Werbebotschaften. Außerdem können NutzerInnen selbst Linsen erstellen und veröffentlichen. Da solche Inhalte schwer zu kontrollieren sind, besteht bei ihnen immer das Risiko von ungeeigneten Inhalten.

Wenn SnapchatterInnen lange auf ein Objekt tippen, was sie durch die Kamera sehen, wird die Umgebung gescannt und ein Algorithmus schlägt passende Anwendungen vor – bei einer Matheaufgabe rechnet die App das Ergebnis aus, wer auf eine Pflanze drückt, wird zur Anwendung „PlantSnap“ weitergeleitet, die Informationen zur Pflege der Pflanze anzeigt. Auch hier werden nutzerInnengenerierte Anwendungen vorgeschlagen, die aus der App herausführen. Eltern sollten solche Funktionen im Blick haben und bei Neuerungen von Snapchat auf dem Laufenden bleiben.

Entdecken

Neben den Inhalten von FreundInnen sehen NutzerInnen auf Snapchat auch redaktionelle Inhalte. Im Reiter „Entdecken“ sind vorzugsweise Videoclips von InfluencerInnen oder Medienunternehmen wie BILD oder funk zu sehen. Die Kanäle können auch abonniert werden, die Videos mit den eigenen Kontakten geteilt werden. Häufig sind sie von Werbeanzeigen unterbrochen oder enthalten Links, die aus der App herausführen.

Zudem verfügt auch Snapachat über eine Funktion, die der Video-App TikTok und den Reels auf Instagram ähnelt. Über die „Spotlight“-Funktion können NutzerInnen Video-Snaps von anderen unbekannten Snapchat-NutzerInnen anschauen oder selbst mit anderen, die die App nutzen, teilen. Die Clips können geliket, kommentiert und gemeldet werden. Bevor Spotlight-Snaps der Community gezeigt werden, moderiert Snapchat nach eigenen Angaben gegebenenfalls die Inhalte. Einstellungsmöglichkeiten zu Spotlight gibt es nicht. Um selbst zu posten, müssen NutzerInnen 16 Jahre alt sein.

Spielen

In den Chats können über das Raketensymbol „Snap Games“ ausgewählt werden. Dabei handelt es sich meist um Multiplayer-Games. Die ChatteilnehmerInnen bekommen eine Spieleinladung und können live beitreten, es kann aber auch mit zufälligen, fremden NutzerInnen gespielt werden. Außerdem ist es möglich, nebenbei mit den Mitspielenden zu chatten – auch per Live-Sprachchat. In den Spielen gibt es eine Belohnung in Form von Münzen oder Objekten, die NutzerInnen bekommen, indem sie sich Videoanzeigen anschauen. Sie können dazu benutzt werden, im Spiel Objekte oder Upgrades zu kaufen. Die Spiele stammen von Snapchat und von externen Spieleentwicklern, die nicht zum Unternehmen „Snap“ gehören. Ratsam ist deswegen, die Datenschutzbestimmungen der unterschiedlichen Entwickler durchzulesen, um zu erfahren, wie mit persönlichen Daten verfahren wird. Eine Altersfreigabe gibt es bei den Spielen nicht. Eltern können sich gemeinsam mit ihrem Kind ein Bild von den Games machen.

Kaufen

In Snapchat kann echtes Geld für eine virtuelle Währung ausgegeben werden: sogenannte „Snapchat Tokens“. Diese können eingelöst werden, um CreatorInnen Geschenke zu senden oder in digitalen Spielen Fortschritte zu erzielen. Die Umrechnung verschleiert dabei, wie viel Geld ausgegeben wurde – das kann schnell zur Kostenfalle werden.

Snapchat+

Für 4,49€ im Monat können NutzerInnen die Premium-Version „Snapchat+“ abonnieren. Dort testen die Anbieter noch nicht veröffentlichte Features. Besonders für Kinder und Jugendliche sind die angebotenen Funktionen reizvoll: Es gibt mehr Optionen, seinen eigenen BitMoji zu gestalten, und mehr Informationen über FreundInnenkonstellationen als mit einem regulären Snapchat-Konto. Mit einem Abo von Snapchat+ lassen sich die Aufenthaltsorte der letzten 24 Stunden von anderen NutzerInnen nachvollziehen. Außerdem wird angezeigt, wie häufig ihre eigene Story von FreundInnen angeschaut wurde.