So gelingt das Lernen mit Medien

Internet, Fernsehen, Apps und Games sind in unserem multimedialen Alltag eine ständige Begleitung. Meist dienen sie dem Zeitvertreib, doch die Medien können mehr: Sie helfen beim Lernen, verbessern mitunter die Denkleistung und einige Games machen uns sogar kreativer.

Ein Kind tippt auf einem Tablet
Igar Starkov/Unsplash

Fast alle Medienangebote vermitteln Wissen, wenn auch nicht immer bewusst: Soziale Rollen, Handlungsorientierungen und Weltbilder finden sich in vielen TV-Serien, Games oder sozialen Medien. Zudem erlernt man durch die Nutzung digitaler Medien einen kompetenten Umgang damit. Unter Lernmedien versteht man jedoch im engeren Sinne Angebote, die bewusst auf Wissensvermittlung abzielen, wie beispielsweise Wissenssendungen wie „Die Sendung mit der Maus“, Vokabeltrainer auf dem PC und als App oder ein Geografie-Quiz im Internet. Dabei kann zwischen verschiedenen Vermittlungsstrategien unterschieden werden: explizit und wissenszentriert (didaktisch oder dokumentarisch) oder implizit und unterhaltend, z.B. eingebettet in fiktionale Geschichten oder in Spielen und Shows.

Kennzeichen für gute Lernmedien

Lernmedien sollen nicht nur Wissen vermitteln, sondern gleichzeitig den Entdeckungsgeist und die Lust am Lernen wecken. Erfolge wie Misserfolge sollten daher zurück gemeldet werden, jedoch auch Motivationshelfer und Hilfestellungen dazu beitragen, dass das Kind nicht zu schnell aufgibt. Umfang und Inhalt des Lernstoffs sollten an das Alter und Vorwissen des Kindes angepasst sein. Eine übersichtliche, ansprechende Gestaltung erleichtert den Zugang; ebenso eine intuitive, logische und konsistente Bedienung.

Ob mit oder ohne Medien – Motivation und Interesse des Kindes bleiben wichtige Faktoren des Lernerfolges, ebenso eine emotionale Beteiligung und ein gewisses Vorwissen. So lernt jedes Kind anders und ist nicht jeder Lernweg der passende. Das übergeordnete Ziel von guten Lernmedien ist es, Kinder herauszufordern und dabei gleichzeitig zu unterstützen sowie, wenn nötig, Hinweise zur Aufgabenbewältigung zu geben. Nur so kann eine emanzipierte Entwicklung gefördert werden, die Kinder dazu motiviert, weiterzumachen und die Welt zu entdecken. Wichtig ist eine starke Einbindung der Kinder; da besonders interaktive Programme zum Lernen animieren können.

Lernen durch Fernsehen?

Lange Zeit waren Forschende der Ansicht, dass fernsehen der Bildung eines Kindes schaden würde. Langzeitstudien zeigen jedoch keinen direkten Zusammenhang zwischen TV-Konsum und Schulleistungen. Und auch wenn sich die Wissenschaft bis heute uneins ist, ob stark unterhaltende Elemente die Lernleistung tatsächlich fördern, so unterstützt der Großteil der Studien einen positiven Einfluss von Lernmedien. Kindgerechte TV-Programme wie „Dora the Explorer“ erweitern den Wortschatz und helfen beim Erst- und Zweitspracherwerb. Ähnliches gilt für die Sesamstraße: Eine US-amerikanische Langzeitstudie konstatiert positive Auswirkungen auf Vorstellungsvermögen und kreatives Engagement bis ins Jugendalter (Anderson, Huston, Schmitt, Linebarger & Wright, 2001). Insbesondere Kindersender bieten Wissenssendungen für die junge Zielgruppe und stellen ergänzende Angebote im Internet zur Verfügung.

Lernen durch Games?

Games können Lerninhalte vermitteln – schließlich besteht bereits evolutionär ein Zusammenhang zwischen Spielen und Lernen. Auch perspektivisch eröffnen Konsolen und mobile Geräte wie Tablets durch Weiterentwicklungen immer neue Einsatzmöglichkeiten. Spielgenres wie Serious Games verbinden aktiv unterhaltendes Spielen mit Erkenntnisgewinn: Diese Computerspiele und Apps bringen etwa Ursachen und Symptome von Erkrankungen spielerisch näher und können bei betroffenen Kindern und ihrem Umfeld das therapeutische Selbstmanagement verbessern, damit Therapiepläne eingehalten werden (z.B. Re-Mission, Patchie). Andere Serious Games verdeutlichen politische (z.B. Genius – Im Zentrum der Macht) oder ökologische Prozesse (z.B. Ecopolicie). Spiele wie Minecraft regen hingegen Kreativität und logisches Denken an.

Lernen durch Apps?

Auch Apps für Smartphone und Tablet können hilfreich für das Lernen sein. Rund um die Themen Organisation des Lernens und Sprachen lernen finden sich viele verschiedene Apps. Bei der Organisation des Schulalltags helfen etwa Stundenplan-Apps oder Apps mit Notenüberblick. Auch Kommunikations-Apps lassen sich nutzen, um das Lernen und das Schulleben zu organisieren. Innerhalb von Klassenchats werden Fragen zu Hausaufgaben, Stundenplanänderungen oder der Vertretungsplan ausgetauscht. Dabei hilft neben der Nachrichtenfunktion auch die Möglichkeit Bilder, Videos oder Sprachnachrichten zu verschicken. Oft wird dabei außer Acht gelassen, dass WhatsApp sehr unsensibel mit den Nutzerdaten umgeht. Hinzu kommt die Gefahr von Cybermobbing und Ausgrenzung innerhalb solcher Klassenchats. Die Organisation „Digitale Helden“ bietet zum Thema WhatsApp-Klassenchats Lernmaterialien für den Unterricht.

Um Lern-Apps, wie zum Beispiel Sprachenlern-Apps, hat sich eine große Auswahl für jedes Alter entwickelt. Grundsätzlich sind die Entwickler der Lernprogramme bemüht, Kindern das Wissen möglichst spielerisch zu vermitteln. Fortschritte werden als Erfolge wahrgenommen, das Lernen ist gefühlt nur ein Nebeneffekt. Die Methoden, wie Kindern etwas vermittelt werden soll, sind unterschiedlich: Mal wird Memory gespielt, dann sollen die Spieler in Wimmelbildern Begriffe finden, es gibt digitale Aufklappbücher und vieles mehr. Vermittelt werden die Begriffe oft von animierten Tieren, es finden sich auch Apps mit Kinderhelden, zum Beispiel mit Janosch-Figuren. Gute Apps wirken nicht überladen, sind idealerweise werbefrei sowie ohne In-App-Käufe und funktionieren auch offline. Eltern sollten bei der Auswahl der App Alter und Wissenstand ihres Kindes beachten um es weder zu unter- noch zu überfordern.

Lernen durchs Internet?

Das Internet bietet eine Fülle an Datenbanken, Videos, Grafiken und Texten mit denen sich Kinder informieren können. Insbesondere für aktuelles Geschehen lässt sich Wissenswertes für Kinder herausziehen, wie z.B. die Kindernachrichten auf logo.de. Webseiten eignen sich auch für den Einsatz im Unterricht (www.klick-tipps.net/lernen) und haben den Vorteil, dass sie in der Regel von Redaktionen regelmäßig aktualisiert werden. Hinzu kommt eine Vielzahl an interaktiven Wissensportalen, die Informationen mit kleinen Spielen und Aufgaben spannend aufbereiten, den Entdeckergeist der Kinder wecken, direktes Feedback bei erfolgreicher Aufgabenbewältigung geben und so die Motivation steigern.

Um ihren Wissensdurst zu stillen, nutzen Kinder gern auch Angebote, die nicht speziell für Kinder gemacht sind. Dazu zählt auch User Generated Content wie Wissensforen, Gruppen und Seiten in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Video-Anleitungen auf Portalen wie YouTube. Solche Angebote bündeln Informationen aus unterschiedlichen Bereichen und regen den Wissensaustausch zwischen den Nutzenden an. Doch sind diese gerade für jüngere Kinder ungeeignet, da diese kaum moderiert werden und für Kinder unpassende oder unverständliche Inhalte umfassen können. Zudem können Kinder hier auf ungeeignete bzw. entwicklungsbeeinträchtigende Inhalte stoßen.