Welche App in welchem Alter? So finden Eltern altersgerechte Anwendungen
Eltern müssen zuverlässig entscheiden können, ob eine App für ihr Kind geeignet ist. Dafür brauchen sie zuverlässige Angaben zu Inhalten, Kommunikation, Kosten und Datenströmen. Doch wie erkennt man kindgerechte Inhalte? Und wann ist der Nachwuchs überhaupt reif dafür?
Kinder unter drei Jahren können von schnellen und lauten Anwendungen leicht überfordert werden. In diesem Alter ist es wichtiger, erst einmal die reale Welt zu erkunden. Die Zeit vor dem Bildschirm sollte deshalb so kurz wie möglich sein. Nach dem dritten Geburtstag spricht erst einmal nichts gegen ein paar virtuelle Abenteuer – allerdings nur zusammen mit Mama oder Papa und nicht länger als eine halbe Stunde am Tag. Mehr als das "wann" zählt das "wie": Gerade anfangs brauchen Kinder die Begleitung der Eltern, enge Zeitfenster und gut ausgewählte Apps.
Erste Orientierung bieten die Alterseinstufungen in den App-Stores, auch wenn sie nichts über die inhaltliche Qualität aussagen und keine pädagogische Empfehlung darstellen. Im Google Play Store basieren diese Alterseinstufungen auf den Kriterien der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Allerdings werden die Angaben, die zu der Einstufung führen, vom Entwickler selbst gemacht. Die Gremien der USK überprüfen sie nur dann, wenn Beschwerden vorliegen.
Empfehlungen für gute Kinder-Apps
Gute Apps für Kinder sind einfach bedienbar und überfordern nicht mit schnellen oder blinkenden Animationen. Gerade in Anwendungen für Kleinere lassen sich Spiele kaum von Lern-Apps oder virtuellen Bilderbüchern trennen. Für Kinder geeignete Apps enthalten keine Gewalt oder andere verstörenden Inhalte und sind frei von Werbung, In-App-Käufen oder Verlinkungen zu Sozialen Netzwerken.
Gute Kinderbuch-Apps vertiefen mit spielerischen Elementen den Inhalt. Aber sie führen nicht ständig aus der Geschichte heraus, indem sie zu jeder Tages- und Nachtzeit klingeln und die Kinder beim Spielen, Lesen, Hausaufgabenmachen, Abendessen oder Schlafen unterbrechen und sie ins Spielgeschehen zurückzuholen.
Nicht alle Apps, die kindgerecht aussehen, sind auch für Kinder geeignet. Hier ist es besser, auf pädagogische Bewertungen des Spieleratgebers NRW und von spielbar sowie Einschätzungen der Stiftung Lesen oder von handysektor (für Jugendliche) zu vertrauen. Auch Computerspielepreise und pädagogische Auszeichnungen, wie beispielsweise der Tommi Kindersoftwarepreis oder der Pädagogische Medienpreis, können Anlaufstellen auf der Suche nach empfehlenswerten Apps sein.
Spieleratgeber NRW
Der Spieleratgeber-NRW ist ein medienpädagogischer Online-Ratgeber für Games auf allen möglichen Plattformen. Die Spiele erhalten eine pädagogische Empfehlung, die auch von den gesetzlichen Alterskennzeichen der USK abweichen kann, wenn das Spiel eins hat. Aus der großen Bewertungsdatenbank können Eltern und Erziehende auch Spiele-Apps herausfiltern, indem sie in den Filtereinstellungen links das Betriebssystem iOS oder Android entsprechend auswählen.
spielbar
spielbar ist ein Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Die pädagogischen Spielbeurteilungen auf der Seite betrachten daher immer auch ihr pädagogisches Potenzial für die politische Bildung. Über die Suchfunktion finden Eltern auch Bewertungen für die geläufigen Spiele-Apps.
TOMMI Deutscher Kindersoftwarepreis
Ein Blick auf die Webseite des Deutschen Kindersoftwarepreises TOMMI ist lohnenswert, wenn man nach den besten Kinderapps sucht. Eine Kinder- sowie Fachjury wählt jährlich die besten Angebote für Kinder aus – darunter fallen natürlich auch Apps. Eltern finden dort jeweils eine Einschätzung der Kinderjury und der Fachjury zu den Nominierten und Gewinner-Apps. Ein kleiner Tipp: Auch die Vorjahresapps können interessant sein!
Pädagogischer Medienpreis
Seit 1998 zeichnet der Pädagogische Medienpreis gute digitale Angebote für Kinder und Jugendliche aus. In der Liste der vergangenen Preisträger finden Eltern viele Medienangebote mit dem Prädikat „pädagogisch wertvoll” – darunter auch Spiele-Apps!
KiKA
Bei KiKA stehen die Jüngsten im Mittelpunkt des Programms. Klar, dass im Zeitalter der Digitalisierung da beim Fernsehprogramm noch nicht Schluss ist. Der Kinderkanal bietet Apps zum Videosschauen, Knobeln und für das KiKANiNCHEN an.
handysektor
Die App-Tests von handysektor haben beliebte Apps wie WhatsApp und TikTok unter die Lupe genommen. Die Testberichte richten dich direkt an Jugendliche. Diese können auch Apps zum Testen einreichen, wenn sie unsicher sind, ob die Anwendung geeignet ist.
Stiftung Lesen
Bei der Stiftung Lesen geht es natürlich vor allem um den (analogen) Lesespaß. Doch auch Tipps für digitale Abenteuer mit Lern- und Unterhaltungswert gibt es auf der Webseite für Lesetipps und Aktionsideen zu entdecken.
Apps vorab prüfen
Abseits fachlicher Empfehlungen – was denken Sie über die Kinder-App? Schauen Sie sich die Applikation eingangs an und prüfen Sie, welche Rollenbilder und Werte möglicherweise vermittelt werden. Bei Gelegenheit tauschen Eltern sich hin und wieder darüber aus, was das Kind so liest. Welche App es spielt, ist selten Thema. Warum eigentlich nicht? Ein Blick in die App-Bewertungen kann vor dem Download sinnvoll sein. Hier teilen andere Eltern ihre eigenen Erfahrungen mit der Anwendung.
Je älter Kinder werden, desto selbstständiger können sie die App-Auswahl übernehmen. Trotzdem ist es sinnvoll, als Elternteil im Blick zu behalten, was gespielt wird. Am besten bleibt der Download vorerst Elternsache – auch, wenn die Apps auf dem Smartphone oder Tablet der Erwachsenen gespielt werden.
Kostenlose Apps werden oft teuer
Free-to-play
Bei solchen Angeboten sind die grundlegenden Spielfunktionen kostenlos nutzbar. Es werden jedoch immer wieder Anreize geschaffen, kostenpflichtige und meist teure Zusatzinhalte zu kaufen. Daran verdienen die Spielehersteller.So genannte "Free-to-play"-Angebote bieten gewisse Zusatzfunktionen, die wiederum In-App-Käufe erfordern. Das grüne Mützchen für den Avatar oder das Spezialhämmerchen bescheren App-Anbietern riesige Umsätze. Das funktioniert, weil die Bereitschaft im Spiel Geld auszugeben wesentlich größer ist als die, ein kostenpflichtiges Spiel zu kaufen. Noch dazu sind kostenlose Apps häufig voll mit Werbung und Abofallen, sie verleiten zum Endlosspiel und fordern schon nach wenigen Minuten zum Kauf auf, um den Spielverlauf zu beschleunigen.
Besonders für jüngere Kinder sind solche Apps deshalb nicht geeignet, weil sie ihren Spieltrieb manipulieren und die jungen NutzerInnen Werbung nicht von dem normalen Spielinhalt trennen können. Die meisten empfehlenswerten Apps sind nicht kostenlos erhältlich. Wenn Jugendliche und ältere Kinder solche Apps spielen, sollten sie kostenpflichtige Angebote beim gemeinsamen Spielen bereits zuverlässig erkennen. Trotzdem ist es ratsam, In-App-Käufe zu deaktivieren, um sich vor teuren Überraschungen zu schützen.