Altersbeschränkungen, Authentizität, Plattform-Regeln: Was wissen Kinder über YouTube?

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Junge NutzerInnen der Video-Plattform „YouTube“ kritisieren die Umsetzung von Alterseinschränkungen, kennen die Regeln des Netzwerk und die Sanktionen bei Verstößen. InfluencerInnen werden beobachtet, ihre Aktionen bewertet. Der neue ACT ON!-Report des JFF thematisiert die Orientierung von Elf- bis 14-Jährigen auf YouTube und zeigt, welche Strukturen der Plattform Kinder kennen und durchschauen.

Zwei Teenager stehen sich gegenüber und halten ihre Händer aneinander. Das Mädchen gegenüber der Kamera hält ein Smartphone vor dem Gesicht
Adrian Sava/Unsplash

„YouTube“ ist eine der beliebtesten Plattformen bei Kindern und Jugendlichen. Aber wie gut durchschauen sie das Netzwerk und wie bewerten sie die Regeln und Akteure? Der fünfte Report des Forschungsprojekts „ACT ON!“ zeigt, dass die Heranwachsenden sich mit den Plattformregeln auseinandersetzen, ihr Wissen jedoch ausbaufähig ist. Besonders diskutiert werden unter den elf- bis 14-jährigen Befragten die Altersbegrenzungen für Videos. Laut Befragung werden Altersgrenzen zum Beispiel für Let's Play-Videos zu FSK-18-Spielen begrüßt. Dabei fällt auf, dass sich diese Schutzbestrebungen vor allem auf jüngere Kinder beziehen, obwohl die Befragten selbst auch von den Altersgrenzen betroffen wären.

Wahrnehmung von YouTuberInnen

Die Jugendlichen durchschauen die Strategien der InfluencerInnen auf YouTube. Ihnen ist bewusst, dass vor allem kommerzielle Interessen hinter den Bemühungen um AbonnentInnen und Klicks stehen. Diese Gewinnorientieren bewerten die Befragten nicht durchgängig negativ. Sie haben Verständnis dafür, dass YouTuberInnen für den Aufwand, einen Kanal zu betreiben, entlohnt werden. Das gilt besonders für die Kanäle, die die Heranwachsenden selbst gut finden. Bei reichweitenstarken YouTube-Stars werden häufig fehlende Authentizität und Kreativität bemängelt.

InfluencerInnen haben für Kinder und Jugendliche eine Orientierungsfunktion, das bedeutet, dass sie durch äußerliche Attraktivität, Leistungsvermögen, Motivation, gute Laune und Selbstbewusstsein einen sehr großen Reiz auf junge Heranwachsende ausüben.

Andreas Oberlinner, JFF- Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis

Die befragten Kinder und Jugendlichen schätzen das Dasein der YouTuberInnen als arbeitsintensiv und erstrebenswert ein. Sie schätzen qualitativ hochwertige Videos und Inhalte sowie eine häufige Veröffentlichungsfrequenz. Die Heranwachsenden schreiben erfolgreichen KanalbetreiberInnen Leidenschaft für ihre Tätigkeit und Hingabe an das Publikum zu und orientieren sich an diesen Eigenschaften. Neben dem Leistungsvermögen bewundern sie außerdem die äußerliche Attraktivität, gute Laune und das Selbstbewusstsein der YouTube-Stars.

Der ACT ON!-Report des JFF

ACT ON! ist ein medienpädagogisches Forschungs- und Praxisprojekt des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, das auf das aktuelle Online-Handeln von Heranwachsenden im Alter von zehn bis 14 Jahren fokussiert. Im Zentrum des Projekts steht die Perspektive der Heranwachsenden auf „ihre“ Online-Welten.

In der Monitoringstudie des Projekts kommen qualitative Erhebungsmethoden in Kleingruppen zum Einsatz. Es werden ca. 80 bis 100 Heranwachsende pro Jahr befragt. Im Jahr 2017 stand die Altersgruppe der Elf- bis 14-Jährigen im Fokus.

Thema der Erhebungen im Zeitraum 2017/2018 war die Orientierungsfunktion von YouTube-Stars und YouTube-Kanälen sowie die Orientierung der Kinder und Jugendlichen auf der Plattform. Der für diesen Short Report Nr. 5 ausgewerteten Erhebung ging eine Analyse von in der Altersgruppe populären YouTube-Genres und exemplarischer YouTube-Stars voran, die im ACT ON! Short Report Nr. 4 veröffentlicht wurde (Gebel/Brüggen 2017).