Beliebte Spiele-Apps für Kinder sind riskant

News

Recherchen von jugendschutz.net offenbaren Mängel in 100 Spiele-Apps bei Kinder-, Daten- und Verbraucherschutz. Tatsächlich sind fast alle der vermeintlich kinderfreundlichen Programme problembehaftet. Die Seite app-geprüft.net informiert Eltern und pädagogische Fachkräfte über Problem-Apps und geeignete Software für Kinder.

Hal Gatewood / unsplash

Bunte Bonbons zerplatzen lassen, auf dem Skateboard vor der Polizei flüchten oder selbstgebaute Städte verteidigen: Spiele-Apps üben auf Kinder große Anziehungskraft aus. Doch der Spielspaß bleibt nicht ungetrübt: 99 von 100 Spiele-Apps sind hinsichtlich ihres Umgangs mit Kinder-, Daten- und Verbraucherschutz kritisch, mehr als 60 Prozent zeigen sogar so gravierende Mängel, um in mindestens einer Prüfkategorie als sehr riskant eingestuft zu werden. Das ist das Ergebnis umfassender Recherchen von 100 bei Kindern beliebten Apps durch jugendschutz.net, durchgeführt im Rahmen eines Projekts für das Bundesfamilienministerium und das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz.

Kommunikationsfunktionen besonders riskant

Als besonders riskant entpuppten sich Spiele-Apps mit integrierten Kommunikationsfunktionen: Keine einzige bot ein ausreichendes Sicherheits- und Moderationskonzept und öffnete so Cybermobbing und -grooming Tür und Tor. 74 Prozent traktierten Kinder mit In-App-Käufen und übten entsprechenden Kaufdruck aus, kaum eine kennzeichnete Werbung angemessen. Auch Nutzertracking und Datenweitergabe an Werbenetzwerke und Unternehmen zur Marktanalyse sind gängige Praxis: In 90 Prozent der geprüften Apps gehörte dieses Vorgehen zum Standard, obwohl gerade die Daten von Kindern mit besonderer Sorgfalt behandelt werden müssten.

Wertvolle Hinweise durch Spielbeurteilungen

Für Eltern und pädagogische Fachkräfte ist es schwierig, geeignete Angebote auszuwählen. Die Altersklassifizierung in den Apps-Stores bietet keine verlässliche Hilfe, da ausschließlich Spielinhalte beurteilt werden. Risiken wie NutzerInneninteraktion oder Datenweitergabe finden keine Berücksichtigung. Auf den Seiten spielbar.de und spieleratgeber-nrw.de finden sich zahlreiche pädagogische Spielbeurteilungen. Spielbar.de ist die interaktive Plattform der Bundeszentrale für politische Bildung. PädagogInnen, Eltern und GamerInnen sind eingeladen, ihre eigenen Beurteilungen, Meinungen und Kommentare zu veröffentlichen. Der Spieleratgeber-NRW beschäftigt sich mit Computerspielen und neuen Medien. Betreut wird er von der der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW. 
„Digitale Medien sind aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken, sie werden von ihnen ganz selbstverständlich und praktisch überall genutzt. Umso wichtiger ist es, dass wir Kinder und Jugendliche vor den Risiken besser schützen“, erklärt die Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Juliane Seifert. „Auch Apps müssen die Persönlichkeitsrechte von Kindern achten. Hierfür muss das Gesetz auch die Altersklassifizierungen stärker in den Blick nehmen". Spielbar.de und der Spieleratgeber NRW können dabei sehr hilfreich für Eltern sein. Sie unterstützen dabei, kritische Apps zu entdecken und Kinder auf Risiken vorzubereiten. 

Nutzung der Daten oft nicht nachvollziehbar

 „Oft wissen Eltern und Kinder nicht, was bei einer App mit ihren Daten geschieht, wer die Daten erhält und wer daran verdient. Wir brauchen eine bessere und strikte Einhaltung von Datenschutzregelungen und mehr Transparenz, um Verbraucherinnen und Verbrauchern eine souveräne Entscheidung zu ermöglichen“, sagt die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Rita Hagl-Kehl.