EU-Kids Online-Befragung: Wenig übereinstimmendes Risikoverständnis von Kindern und Eltern

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Kinder und Jugendliche nutzen das Internet intensiv, jedoch auch sehr individuell. Die Vorstellungen der Internet-Nutzung von Kindern und Eltern gehen oft auseinander. Das zeigen die Ergebnisse der repräsentativen EU Kids Online-Befragung in Deutschland, die das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut (HBI) durchgeführt hat.

Mutter und Tochter stehen in Blumenladen, Mutter hält und schaut auf Smartphonetphone
Jonathan Borba / Unsplash

Bis zu drei Stunden verbringen Jugendliche jeden Tag durchschnittlich im Internet. Ca. drei Viertel der Zwölf- bis 14-Jährigen und 90 Prozent der 15- bis 17-Jährigen sind regelmäßig auf ihrem Smartphone online. Für die Studie wurden 1.044 Kinder und Jugendlichen im Alter von neun bis 17 Jahren sowie je ein Elternteil befragt.

Eltern schätzen Risiken falsch ein

Eltern sorgen sich zwar oft um die Internet-Nutzung der Heranwachsenden, schätzen jedoch Risiken falsch ein. Beispielsweise wird unterschätzt, wie häufig Kinder im Netz mit sexuellen Inhalten konfrontiert werden. 54 Prozent der Befragten gaben an, im vergangenen Jahr auf sexuelle Darstellungen in Form von Texten, Bildern oder Videos gestoßen zu sein. 37 Prozent von ihnen hatten diese gezielt gesucht und 40 Prozent der Jugendlichen gaben an, dass ihnen die Inhalte gefallen haben.

Kinder haben in manchen Punkten ein anderes Risikoverständnis als Erwachsene. Während Eltern sich beispielsweise sorgen, dass ihr Kind mit sexuellen Inhalten in Berührung kommt, zeigen die Ergebnisse, dass diese Inhalte nicht per se negativ sein müssen, sondern mitunter für Heranwachsende im Rahmen ihrer sexuellen Entwicklung auch eine Informations- bzw. Orientierungsfunktion erfüllen können.

Prof. Dr. Uwe Hasebrink, Direktor des Leibniz-Instituts für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut

Sexuelle Inhalte im Netz stellen also nicht nur Risiken da, sondern können, vorausgesetzt sie sind altersgerecht, Heranwachsende in ihrer Entwicklung stärken.

Kinderfotos im Netz

Was Eltern allerdings oft nicht als Risiko einschätzen sind Inhalte, die sie selbst teilen. Neun Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen gaben an, dass ihre Eltern ohne ihr Einverständnis Inhalte, in denen Sie zu sehen sind ins Netz stellen. Sechs Prozent waren über diese Inhalte verärgert und wollten, dass die Beiträge wieder gelöscht würden.

Individuelle Unterstützung

Die individuellen Ergebnisse zeigen, dass nicht von einer generellen Internet-Nutzung der jungen Befragten gesprochen werden kann. Unterschiede sind unter anderem abhängig von Alter, Sozialisierung und familiärem Hintergrund. Verschiedene Umgangsformen mit Online-Medien bergen verschiedene Risiken und Chancen. Eltern sollten deswegen gemeinsam mit ihren Kindern die Online-Welt erkunden und ihnen mit, auf ihre Bedürfnisse angepassten, Tipps und Werkzeugen beiseite stehen.