Langzeitstudie: viel Social Media erhöht Risiko für Depressionen

News

Ausgiebiger Konsum von Instagram, Facebook und Co. kann bei Jugendlichen depressive Symptome verstärken. Das fanden kanadische ForscherInnen der Universität von Montreal in einer ersten Langzeituntersuchung heraus.

Instagram App mit New Post Anzeige
Omkar Patyane / pexels

Kanadische PsychiaterInnen wollten wissen, welchen Effekt viel Zeit vor dem Bildschirm auf Jugendliche hat. Das Ergebnis der im Juli 2019 veröffentlichten Studie: je mehr Zeit die ProbandInnen auf Sozialen Netzwerken und mit Fernsehen verbrachten, desto stärker waren sie für Depressionen anfällig.

Daten von knapp 4000 Jugendlichen

3826 SchülerInnen untersuchte das kanadische ForscherInnenteam des Psychiatrischen Instituts und der CHU Sainte-Justine Kinderklinik über einen Zeitraum von vier Jahren, von der siebten bis zur elften Klasse. Gemessen wurde die Zeit, die die Jugendlichen täglich mit Sozialen Netzwerken, TV und Computerspielen verbrachten. Jeweils danach sollten sie Fragen zu ihrem Gemütszustand beantworten.
Bisher existierten noch keine Langzeitstudien zum Thema, sondern lediglich Querschnitt- Befragungen, wie die UK Millennium Cohort Study, die zu ähnlichen Ergebnissen kam.

Überraschende Ergebnisse beim Gaming

Die Studie zeigte, dass Befragte, die oft auf Sozialen Netzwerken unterwegs waren und Fernsehen schauten, vermehrt zu depressiven Verstimmungen und Gefühlen von Wertlosigkeit neigten. Dieser Effekt zeigte sich jedoch nicht bei Jugendlichen, die häufig Computerspiele nutzten. Zwar kann hier eine nicht zu unterschätzende Suchtgefahr bestehen, die AutorInnen der Studie verweisen jedoch darauf, dass Gamen mit FreundInnen oft positive soziale und emotionale Effekte habe.

„Idealisierte Bilder“ und der Vergleich „nach oben“

Die Erklärung der ForscherInnen: gerade in Sozialen Netzwerken und in manchen TV-Sendungen wie Casting-Shows werden Jugendlichen oft „idealisierte Bilder“ vorgeführt, das triggere zum ständigen „Aufwärtsvergleich“. Die anschließenden negativen Gefühle können Depressionen verschlimmern oder auslösen. Zudem sprechen die AutorInnen der Studie von „selbstverstärkenden Spiralen“, da die Algorithmen der Sozialen Netzwerke den NutzerInnen immer wieder ähnliche Suchergebnisse, basierend auf ihren vorherigen konsumierten Inhalten, vorschlügen und so negative Gefühlslagen verstärkten.

Social Media und Fernsehen sind Medien, in denen Jugendliche häufig Bildern von anderen Menschen ausgesetzt sind, die ihren Erfolg zur Schau stellen, beispielsweise mit 'perfekten' Körpern und einem aufregenden oder wohlhabenden Lebensstil.

Elroy Boers, Postdoktorandin der Psychiatrischen Klinik von der Université de Montréal