Medienzeiten über die Pandemie: Langsam auf dem Weg nach unten

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Eine Befragung der Krankenkasse DAK gibt Einblicke in die Game- und Social Media-Nutzung von Kindern und Jugendlichen von 2019 bis 2021. Auch potenziell krankhaftes Nutzungsverhalten insbesondere während der Corona-Pandemie ist Thema. SCHAU HIN! fasst die wichtigsten Erkenntnisse für Eltern zusammen.

Kinder mit Controllern
Jessica Lewis / pexels

Im Corona-Lockdown haben sich viele Kinder und Jugendliche die Zeit mit digitalen Spielen oder in den sozialen Medien vertrieben. Doch auch wenn die Medienzeiten nach einem heftigen Anstieg zu Beginn der Pandemie wieder zurückgingen, hat sich der Anteil der Heranwachsenden mit einem problematischen Nutzungsverhalten von Games und Social Media erhöht.

Das zeigt eine Langzeitstudie der Krankenkasse DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Für die Studie wurden Eltern und Kinder zwischen zehn und 17 Jahren von September 2019 bis Juni 2021 mehrfach zur Mediennutzung befragt. Die Zwischenergebnisse aus dem April 2020 lesen Eltern hier nach. 

Nutzungszeiten über die Pandemie

Die Ergebnisse der letzten Befragung zeigen, dass die Zeit wieder sinkt, die Kinder und Jugendliche aktuell mit Medien verbringen, nachdem sie im ersten Lockdown stark angestiegen war. Im September 2019 verbachten Kinder werktags durchschnittlich 83 Minuten mit digitalen Spielen, im April 2020 waren es zeitweise 132 Minuten und zum letzten Erhebungszeitpunkt im Juni 2021 hat sich die Bildschirmzeit mit 109 Minuten wieder etwas eingependelt. Ähnlich sieht es bei der Nutzung sozialer Netzwerke aus: Während Heranwachsende im Durchschnitt vor Coronazeiten die Plattformen unter der Woche 116 Minuten lang nutzten, stieg die Nutzung im ersten Lockdown auf 189 Minuten und ist nun auf 139 Minuten zurückgegangen. Der Bericht stellt fest, dass die Mediennutzungszeiten von Kindern und Jugendlichen im Juni 2021 noch nicht das Ausgangsniveau erreicht haben – aber ein Abwärtstrend ist zu beobachten. Im Untersuchungszeitraum benannten Kinder- und Jugendliche als Nutzungsmotive in erster Linie die Bekämpfung von Langeweile und die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte. Daneben waren auch Anwendungen, die der Stressregulation dienen, von Bedeutung.

Zuwachs von Mediensucht?

Um krankhafte Nutzung messen zu können, werden in der Studie die Kriterien der Weltgesundheitsorganisatinon (WHO) verwendet. Dazu zählt zum Beispiel, länger zu spielen als eigentlich geplant, FreundInnen zu vernachlässigen oder nicht aufzuhören, obwohl die Schule oder andere Pflichten darunter leiden.

Aktuell nutzen 4,1 Prozent aller zehn- bis 17-jährigen StudienteilnehmerInnen in Deutschland Computerspiele so, dass es nicht mehr gesund für sie ist – im Vergleich dazu: Vor der Pandemie waren es 2,7 Prozent der Befragten. Dabei sind Jungen mit 3,2 Prozent deutlich häufiger betroffen als Mädchen. Wie beim Gaming ist eine krankhafte Nutzung auch bei Social Media deutlich angestiegen. Hier wuchs der Anteil seit 2019 von 3,2 auf 4,6 Prozent, ein Geschlechterunterschied wurde allerdings nicht ausgemacht.

Ob von einer Mediensucht die Rede sein kann, muss immer durch eine Einzelfallprüfung festgestellt werden. Normalerweise müssen die Kriterien konsistent über ein Jahr hinweg erfüllt sein, damit jemand als Computerspiel- oder Social-Media-süchtig gilt. In Hinblick auf die Ausnahmesituation während des Untersuchungszeitraums ist es verständlich, wenn sich der Umgang mit digitalen Medien verändert. In der Studie wird festgestellt, dass digitale Medien für Kinder und Jugendliche ein relevantes Mittel zum Umgang mit herausfordernden Situationen sind.

Umgang mit erhöhter Mediennutzung

Eine exzessive Mediennutzung kann auf Dauer schwerwiegende Folgen haben. Laut der Studie stellt rund die Hälfte aller Eltern keinerlei Regeln zu Art und Dauer der Nutzung digitaler Medien auf. Auch im Verlauf der Pandemie und in den Lockdowns änderte sich das elterliche Regelverhalten kaum. Absprachen sollten immer an die aktuelle Situation angepasst sein und hohe Mediennutzungszeiten einfangen, wenn sich die Lage langsam wieder entschärft. Wenn Eltern bei ihrem Kind über einen längeren Zeitraum hinweg Anzeichen einer Sucht bemerken, können sie eine Beratungsstelle aufsuchen.