Strafe für TikTok: zu wenig Datenschutz für Kinder

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Neben Kritik muss sich TikTok nun auch immer mehr Strafen von Behörden stellen. Der jüngste Vorwurf kommt aus dem Vereinigten Königreich: TikTok habe nicht genug für den Datenschutz für Minderjährige getan.

Duangphorn Wiriya / unsplash

Bis zu 1,4 Millionen Heranwachsende unter 13 Jahren sollen im Vereinigten Königreich auf TikTok unterwegs sein – das schätzt die Datenschutzbehörde Information Commissioner’s Office (ICO). Das Unternehmen habe zugelassen, dass Kinder einen Account eröffnen konnten, obwohl die Regeln der Video-App dies eigentlich untersagen. Außerdem sollen persönliche Daten von Kindern ohne elterliche Einwilligung genutzt worden sein, die in der EU eigentlich nötig ist. Die Datenschutzvorwürfe der Behörde beziehen sich auf den Zeitraum von Mai 2018 bis Juli 2020, in dem im Vereinigten Königreich die Datenschutzgrundverordnung der EU (EU-DSVGO) noch gegolten hat.

Wegen Missachtung des Datenschutzes für Kinder muss TikTok im Vereinigten Königreich 12,7 Millionen Pfund Strafe zahlen. Dies entspricht umgerechnet rund 14,54 Millionen Euro. „TikTok hat es auch versäumt, angemessene Kontrollen durchzuführen, um minderjährige Kinder zu identifizieren und von seiner Plattform zu entfernen“, heißt es in den Vorwürfen. Die Höhe der Strafe wird so begründet, dass diese Fehler möglicherweise schwerwiegende Auswirkungen auf die Sicherheit von Kindern gehabt haben können.

Mindestalter bei TikTok

TikTok legt für die Nutzung der App ein Mindestalter von 13 Jahren fest. Bei der Registrierung müssen Nutzer*innen ihr Geburtsdatum selbst eingeben. Eine Überprüfung, ob die Angabe korrekt ist, findet nicht statt – so kann es passieren, dass bereits jüngere Kinder in der Anwendung angemeldet sind. 

Laut EU-DSGVO dürfen Kinder bis zu einem Alter von 16 Jahren soziale Netzwerke nur mit Einverständniserklärung der Eltern oder Erziehungsberechtigten nutzen: Darin müssen Eltern zustimmen, dass die Daten ihres Kindes durch den Plattformbetreiber verarbeitet werden dürfen. Diese holt TikTok allerdings nicht aktiv ein.

Nutzung persönlicher Daten

Personenbezogene Daten sind alle Informationen, die sich auf die Identität von NutzerInnen beziehen, ihnen zugeordnet werden können und sie so bestimmbar machen, zum Beispiel Name, Telefonnummer oder Standortdaten. Aber auch Merkmale der sozialen, kulturellen oder wirtschaftlichen Identität zählen beispielsweise dazu: Das können auch Informationen über Geschlecht, Aussehen, Familienstand, Bildung, sexuellen Orientierung oder politische Überzeugung sein.

Für Eltern und Kinder ist es nicht immer leicht, sich ein Bild davon zu machen, wofür ihre Daten verwendet werden. In den Datenschutzbestimmungen von TikTok heißt es, dass der Dienst Daten über NutzerInnen sammelt, die sie selbst bereitstellen – etwa durch die Registrierung, durch die Veröffentlichung von Videos oder die Synchronisierung mit dem Adressbuch. Außerdem werden Informationen gesammelt, die bei der Nutzung entstehen, zum Beispiel wie lange, wie häufig und in welcher Region TikTok verwendet wird, was für Inhalte gesehen und gesucht werden, mit wem UserInnen interagieren. Wenn TikTok-Inhalte auf anderen Plattformen geteilt werden, erhält der Dienst auch darüber Informationen.

TikTok schreibt zudem, dass der Dienst von Informationen, die er über die NutzerInnen hat, auf weitere Eigenschaften und Interessen schließt. Diese Rückschlüsse werden zum Beispiel benutzt, um passende Inhalte auf der „For You“-Page anzuzeigen, allerdings auch um personalisierte Werbung genau auf NutzerInnen zuzuschneiden. Diese kann Kaufwünsche sehr zielgerichtet wecken – besonders jungen NutzerInnen fällt es noch häufig schwer, diesen zu widerstehen.

Kinder für Datenschutz bei TikTok stark machen

Wenn Jugendliche ein Konto bei TikTok erstellen, ist es sehr wichtig, dass sie ihr richtiges Geburtsdatum angeben – am besten melden sie sich gemeinsam mit ihren Eltern an. Denn vom Alter ausgehend wird der Zugriff auf bestimmte Funktionen beschränkt. Jüngere NutzerInnen bei TikTok können zum Beispiel keine Direktnachrichten senden und empfangen (die Altersbeschränkung liegt bei 16 Jahren) oder einen Live-Stream hosten (die Altersbeschränkung liegt bei 18 Jahren). Dies soll zum Beispiel vor ungewünschter Kontaktaufnahme oder Beleidigungen schützen und trägt zu mehr Sicherheit bei.

Außerdem werden je nach Alter die personenbezogenen Daten der NutzerInnen unterschiedlich verarbeitet und Anzeigen angepasst, die NutzerInnen sehen können. Wenn Kinder sich also mit falschem Geburtsdatum anmelden, kann es einerseits passieren, dass sie mit nicht altersgerechten Inhalten auf der „For You“-Page oder in Werbeanzeigen konfrontiert werden.

Andererseits wird in dem Fall mit ihren Daten nicht so sorgsam umgegangen, wie sie ihrem Alter entsprechend das Recht hätten. „Kinder verdienen bei ihren personenbezogenen Daten besonderen Schutz, da Kinder sich der betreffenden Risiken, Folgen und Garantien und ihrer Rechte bei der Verarbeitung personenbezogener Daten möglicherweise weniger bewusst sind“, stellt die DSGVO ganz eindeutig fest. Um sich für seine Rechte stark zu machen, ist es wichtig, diese auch zu kennen. Deswegen können Eltern mit ihrem Kind darüber sprechen, dass der Schutz persönlicher Daten bei der Mediennutzung wichtig ist. Darauf sollte nicht nur geachtet werden, wenn sie selbst Infos preisgeben, sondern auch schon bei der Auswahl von Medienangeboten.