TikTok-Studie – Unwissenheit über Datenverarbeitung

News

Im August 2020 erschien der „ACT ON! Short Report Nummer 7 ‚Du bist voll unbekannt!‘“. In der Studie wurde der Erfolgsdruck junger „TikTok“-UserInnen erforscht sowie die Risiken, derer sie sich bewusst sind. Eines erhält dabei am wenigsten Berücksichtigung – der Datenmissbrauch.

Smartphone mit TikTok-App in einer Hand mit roten Nägeln
MclittleStock – stock.adobe.com

Verarbeitet „TikTok“ meine Daten? Wenn ja, wie? Und wenn ich ein Video lösche, speichert es „TikTok“ dann? Wenn ich unerlaubt ein Foto von einem/einer FreundIn poste, ist das doch nicht so schlimm – oder? Im Rahmen der Studie des "JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis" wurde die Selbstdarstellung, der Erfolgsdruck und die Interaktionsrisiken bei der Nutzung der App „TikTok“ erforscht. Zwölf- bis 14-Jährige wurden dazu zu ihrem Nutzungsverhalten befragt sowie zu möglichen Risiken bei der Nutzung der App.

30 Mädchen und ein Junge

Insgesamt nahmen 97 zwölf- bis 14-jährige Kinder und Jugendliche an der Studie teil. Von den 31, die bereits Erfahrungen mit der App gesammelt hatten, waren 30 Mädchen. Lediglich ein Junge hatte die App schon einmal benutzt. Die Hälfte der 30 Mädchen hat schon einmal eigene Videos hochgeladen, ein Drittel der TeilnehmerInnen nutzt die App zudem täglich.

Risiken von TikTok – Furcht vor Hate und Peinlichkeit

Neben der „TikTok“-Nutzung und Selbstdarstellung der Kinder und Jugendlichen wurde mit ihnen auch über mögliche Risiken von „TikTok“ gesprochen. Zur Auswertung wurden die Themen aufgelistet, die die TeilnehmerInnen im Gespräch, mit oder ohne Anreiz, thematisiert haben.

Dabei zeigt sich deutlich, welches Risiko die Heranwachsenden am meisten fürchten: Hate und Selbstentblößung – in 20 Interviewpassagen sprachen sie das Thema „Hate“ von sich aus an, in zwölf Passagen das Thema „Selbstentblößung“.

Den Interviews zu Folge können Aussehen, Zahl der FollowerInnen oder die Religion Anlass zu Hass-Kommentaren oder gemeinen Reaktionsvideos geben. Der Umgang der Jugendlichen mit Hass-Kommentaren beschränkt sich darauf, den Kommentar zu löschen, den/die NutzerIn gegebenenfalls zu blockieren oder das Gespräch mit ihm oder ihr zu suchen. Einige gaben auch an, sie würden sich Hilfe von Dritten suchen – wer das wäre, erwähnten sie nicht.

Bei Datenmissbrauch herrscht Unwissenheit

Auf den letzten Plätzen landen, mit nur ein bis zwei Erwähnungen, „Datenspionage“, „Urheberrechtsverletzung“ und „Verletzung des Rechts am eigenen Bild“.

Der Studie nach herrscht bei den Thematiken Unwissenheit. Die Kinder sind sich uneinig darüber, ob und inwieweit „TikTok“ ihre Daten speichert und verarbeitet, selbst wenn sie die Inhalte löschen würden.

Auch über das Recht am eigenen Bild herrscht Zwiespältigkeit. Einerseits wissen einige, dass es verboten ist, ungefragt Bilder von anderen Personen zu machen und ins Netz hochzuladen, andererseits sprechen die Mädchen im Rahmen der Studie offen darüber, dass sie das schon getan hätten und auch davon ausgehen, dass andere es ebenso tun.

Um zu vermeiden, dass eigene Videos ohne Einverständnis weiterverbreitet oder im falschen Kontext geteilt werden, verweisen die Kinder- und Jugendlichen auf die Privatsphäre-Einstellungen des „TikTok“-Accounts. Dort könne man das Profil auf „Privat“ stellen und so mehr Kontrolle darüber bekommen, wer die Videos sehen kann.

Fazit der Studie

Als Fazit hält die Studie fest, dass sich viele junge UserInnen in einem Dilemma befinden. Sie wollen sich kreativ auf der Plattform ausleben, sich selbst darstellen, Anerkennung bekommen und positives Feedback. Dem gegenüber steht ein Schutzbedürfnis, denn ihnen ist bewusst, dass sie auch mit Hate-Speech und Gemeinheiten konfrontiert werden können. Die Kinder und Jugendlichen wissen, dass sie diese Konfrontation mit Privatsphäre-Einstellungen des „TikTok“-Accounts begrenzen können und würden sich Hilfe suchen, falls sie dennoch von Cybermobbing betroffen sind.