„Tote Mädchen lügen nicht“ – neue Folgen von umstrittener Serie

News

Trigger-Warnung: Suizid und sexuelle Gewalt.
Im vergangenen Jahr ist „Tote Mädchen lügen nicht“ zu einem großen Erfolg für den Streamingdienst „Netflix“ geworden. Allerdings gab es auch viel Kritik an der Serie, die den Suizid einer Teenagerin behandelt.

Person mit blauem Pulli und Jeans hält ein Smartphone in der Hand
DariuszSankowski/pixabay

Die neue Staffel behandelt die Vorfälle erneut und erweitert sie um neue Handlungsstränge. Der Tod Hannah Bakers wird vor Gericht behandelt - immerhin hatte sie einen Mitschüler der Vergewaltigung beschuldigt. Gesundheitsorganisationen reagierten auf die Serie, die im Original „13 Reasons Why“ heißt und auf dem gleichnamigen Roman von Jay Asher basiert, besorgt. Aus Erfahrung sorge die öffentliche und breite Darstellung von Selbstmord zu einem Anstieg der Fälle.

Was ist problematisch?

Die mediale Präsenz des Themas Suizid und die Art seiner Darstellung sind häufig problematisch, weil sie suizidgefährdeten Personen ungeeignete Modelle bieten können. Menschen, die psychische Probleme haben, fühlen sich oft von solchen Darstellungen angesprochen und in ihren Suizidabsichten bestärkt (Werther-Effekt). Besonders problematisch an dieser Serie ist, dass die Methode mit der Hannah sich selbst tötet, gezeigt und teilweise romantisiert dargestellt wird. Problematisch ist zudem, dass der Suizid durch das Fehlverhalten anderer "gerechtfertigt" erscheint. Im Kids-Bereich auf Netflix ist die Serie nicht abrufbar. Im "normalen" Bereich hingegen lädt die Serie mit dem Titelbild vor allem Jugendliche zum Klicken und Gucken ein. Die Freigabe der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) für die Serie wird zurzeit noch geprüft.

Gerade für junge Zuschauer ist die Serie potenziell gefährdend.

Wenn überhaupt, sollte die Serie von Jugendlichen unbedingt zusammen mit einer erwachsenen Bezugsperson geschaut und diskutiert werden. Netflix hat teils direkt, teils indirekt auf die umfassende Debatte im vergangenen Jahr reagiert. In einem Special zur Serie wird das Thema Suizid thematisiert, zudem warnen die SchauspielerInnen zu Beginn vor den komplexen und schwierigen Inhalten der Sendung. In einer Szene kritisiert auch der Schulleiter die Veröffentlichung der Kassetten mit Hannahs Begründungen und erklärt mögliche bedenkliche Folgen eines solchen Handels. Die Website zur Show liefert Kontaktadressen zu Beratungsstellen und weitere Informationen.

Zwischen Bewusstsein schaffen und Gefahr

Auch wenn die Serie Probleme wie Cybermobbing, sexuelle Belästigung und Gewalt anspricht, hat sie nur scheinbar aufklärerischen Charakter, da sie keine Lösungen aufzeigt. Eine solche Lösung wäre es beispielsweise, sich an erwachsene Vertrauenspersonen zu wenden, was sowohl für die verzweifelte Hannah gilt als auch für die Jugendlichen, die nach ihrem Tod mit ihrer „Mitschuld“ konfrontiert werden.

 

Anmerkung der Redaktion:
Wir haben uns in diesem Fall entschieden, über ein Suizid-Thema zu berichten. Wir nehmen die Gefahr ernst, dass Menschen mit psychischen Problemen sich nach Artikeln dieser Art in der Ansicht bestärkt sehen könnten, selbst zu solchen Maßnahmen zu greifen.
Sollte es Ihnen so ergehen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge oder sprechen mit einer Ihnen vertrauten Person. Hilfe finden Sie bei kostenlosen Hotlines wie 0800 1110111 oder 0800 3344533. Kinder und Jugendliche finden bei der Nummer gegen Kummer unter 116 111 anonym Hilfe. Besorgte Eltern können sich an 0800 111 0 550 wenden.