Immer mehr Kinder und Jugendliche von Cybermobbing betroffen

Seit der Corona-Pandemie steigen die Zahlen der von Mobbing im Netz betroffenen SchülerInnen an. Das ergibt die Studie „Cyberlife III“ vom Bündnis gegen Cybermobbing. SCHAU HIN! fasst die wichtigsten Erkenntnisse für Eltern zusammen.

Eine Junge Frau sitzt auf dem Boden und Hand das Gesicht in den Händen
iStock.com/KatarzynaBialasiewicz

Cybermobbing ist eine Sonderform von Mobbing, bei der die TäterInnen ihre Opfer online angreifen. Die Gefahr dabei: Die Betroffenen können den Attacken nur schwer entfliehen, wenn das Internet sie in allen Lebensbereichen begleitet.

Die Studie „Cyberlife III - Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern“, die das Bündnis gegen Cybermobbing gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse Anfang Dezember 2020 veröffentlicht hat, zeigt, dass immer häufiger im Netz gegen Kinder und Jugendliche gehetzt wird. In der Studienreihe werden die Perspektiven von SchülerInnen, Eltern und Lehrkräften beleuchtet.  

Cybermobbing – wer ist betroffen?

Mehr als ein Drittel (37,5%) der SchülerInnen in Deutschland hat schon einmal außerhalb von Medien Mobbing-Attacken erlebt. Doch immer mehr Schülerinnen und Schüler sehen sich auch als Opfer von Cybermobbing. Mobbing im Netz betrifft fast zwei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland. Das sind 17,3 Prozent der SchülerInnen. Diese Entwicklung nimmt leider in den letzten Jahren zu: Der Wert ist um 4,6 Prozentpunkte gegenüber der Vorgängerstudie 2017 gestiegen. Damals gaben schon 12,7 Prozent der Heranwachsenden an, von Cybermobbing-Attacken betroffen gewesen zu sein.

Obwohl der Anteil der Kinder, die schon einmal Mobbing erfahren haben, mit zunehmendem Alter steigt, betrifft Mobbing bereits in der Grundschule laut Angaben der Eltern etwa jedes zehnte Kind. Bei den Zehn- bis Zwölfjährigen haben 26 Prozent schon solche Erfahrungen machen müssen, bei den 16- bis 18-Jährigen bereits 45 Prozent und bei SchülerInnen über 18 Jahren sind es sogar über die Hälfte, 56 Prozent.

Als bedroht gelten laut der Studie SchülerInnen, die mit ihrer sozialen Situation unzufrieden sind: 26 Prozent der Unzufriedenen im Gegensatz zu 6 Prozent der Zufriedenen haben schon einmal Cybermobbing erlebt. Sie verbringen viel Zeit im Internet und erhoffen sich dort Anschluss oder Ablenkung. Gleichzeitig sind sie besonders verletzlich, da sie oft nur wenig psychische Widerstandskraft gegen die Online-Angriffe besitzen. Dies kann gefährliche Folgen haben: Im Vergleich zu 2017 äußern mittlerweile rund 20 Prozent mehr Betroffene Suizidgedanken – das sind insgesamt fast ein Viertel der Cybermobbingopfer – , während der Anteil, der als Folge Alkohol oder Tabletten nimmt, sogar um fast 30 Prozent gestiegen ist.

In Instant-Messaging Diensten wie zum Beispiel WhatsApp (88%) oder auf Sozialen Netzwerken wie Facebook (78%) geschieht Mobbing im Netz am häufigsten. 

Corona verstärkt das Risiko von Cybermobbing

Die Folgen der Corona-Pandemie wirken sich auf die Lebensrealität von Heranwachsenden aus. Mit der Umstellung des Schulbetriebs auf Fernunterricht und den Kontaktbeschränkungen verschärft sich die Situation von Mobbing im Netz. Denn Kinder und Jugendliche müssen zurzeit das Internet viel intensiver nutzen. Im letzten Jahr haben sich somit ihre Sozialkontakte stärker in die digitale Welt verlagert – einen Ort, an dem institutionelle Unterstützung gegen Cybermobbing weniger gegeben ist als an Schulen.  Jedoch ist unzureichender Schutz nicht nur ein Problem des Webs: Viele SchülerInnen gaben an, schon an ihren Schulen kaum wahrzunehmen, dass es Angebote zur Cybermobbing-Prävention gibt. Nur 34 Prozent der Befragten sagten, ihre Schule vermittele den richtigen Umgang mit Cybermobbing. Durch mehr Zeit, die im Internet verbracht wird, hat sich die Problematik in den letzten Monaten noch verschlechtert.

Miteinander gegen Cybermobbing

15 Prozent der von Mobbing im Netz betroffenen SchülerInnen berichteten in der Studie, sich noch niemandem anvertraut zu haben. Die Autoren der Studie „Cyberlife III“ raten dazu: „In Anbetracht der schwerwiegenden Auswirkungen von Cybermobbing ist es jedoch von höchster Dringlichkeit, Kinder und Jugendliche zu ermutigen, sich in Fällen von Mobbing oder Cybermobbing Hilfe und Unterstützung zu suchen.“ Das Bündnis gegen Cybermobbing klärt über die Problematik auf und bietet auch Hilfe im Internet an.