Cybermobbing: Jede/r Achte betroffen

Wie gehen Kinder und Jugendliche mit Cybermobbing um? Wie hoch sind die Opfer-/TäterInnenzahlen? Sind die eingeleiteten Maßnahmen an Schulen zur Prävention erfolgreich? Diese und weitere Fragen stehen im Fokus der Befragung des „Bündnisses gegen Cybermobbing“ aus dem Jahr 2017.

Eine Junge Frau steht an einer Wand, die Sonne wirft Licht und Schatten auf ihren Körper
Soragrit Wongsa/Unsplash

In der Folgestudie zu Cybermobbing wurden bundesweit knapp 2.000 Schülerinnen und Schüler im Alter von zehn bis 21 Jahren befragt. Fast 13 Prozent gaben an, bereits Opfer von Cybermobbing-Attacken gewesen zu sein. Diese Zahl steigt für die Altersgruppe der 14- bis 16-Jährigen auf 23 Prozent an. Das mag vielleicht auch der immer früheren Smartphone- und Internetnutzung liegen, denn bereits jede/r vierte Siebenjährige besitzt mittlerweile ein internetfähiges Gerät.

Cybermobbing gezielter und härter

Im Vergleich zu der Erstbefragung im Jahr 2013 ist laut aktueller Studie ein leichter Rückgang zu erkennen, der auf die Aktivitäten an Schulen und der gesteigerten Sensibilität der Eltern, der SchülerInnen und der Gesellschaft allgemein zurückzuführen sei. Hochgerechnet auf absolute Zahlen wären laut der Befragung über 1,4 Millionen Jugendliche von Cybermobbing betroffen.

Nach den Motiven gefragt, haben sich diese seit der vorhergehenden Studie verändert: Waren es damals noch die Langeweile oder der Spaß, so wird heute gezielter und härter gemobbt, um andere fertig zu machen. Die Kommunikation ist nach wie vor ein zentrales Thema. Dabei haben Messenger wie WhatsApp oder Snapchat inzwischen Netzwerke wie Facebook als zentrale Kommunikationsplattform abgelöst: In den letzten vier Jahren hat sich deren Nutzungsanteil fast verdoppelt.

Viele Eltern sind überfordert

Die befragten Eltern bekunden, dass die mediale Entwicklung ihre elterliche Erziehung deutlich erschwere und zu einer Überforderung führe. Lediglich zehn Prozent der Eltern überprüfen, was ihre Kinder im Internet machen.

60 Prozent der befragten Lehrkräfte geben an, dass ihnen Cybermobbingfälle unter ihren SchülerInnen bekannt sind. Mit Blick auf die Gefahrenpotenziale des Internets sieht die Mehrheit der LehrerInnen bei sich selbst immer noch ein erhebliches Informationsdefizit. Sie fordern daher präventive Maßnahmen wie Anti-Gewalttrainings, LehrerInnenfortbildungen sowie Hilfs- und Beratungsstellen und gesetzliche Regelungen.

Mehr Prävention gefordert

Das Bündnis gegen Cybermobbing fordert mehr Prävention an Schulen, die bereits an Grundschulen beginnen müsse. Eine verbesserte LehrerInnenfortbildung ist ein weiterer wichtiger Baustein, um das Problem in der Zukunft einzugrenzen. Eine Selbstkontrolle der Online-Anbieter sei ebenso notwendig, wie ein „Cybermobbinggesetz“, um zu zeigen, dass Cybermobbing kein Kavaliersdelikt ist, sowie eine gesellschaftliche Diskussion über die Anonymität und Datenschutz im Internet.

Mehr zur Studie

Im Zeitraum von Oktober 2016 bis Februar 2017 wurden über 3.000 Eltern, Lehrkräfte und SchülerInnen befragt. Ziel der Studie war es, die Veränderungen des Problems Cybermobbing und der Gewalt im Netz zu untersuchen, um den aktuellen Stand aufzuzeigen. Die Studie bestätigt bereits bekannte Erkenntnisse, fördert aber auch neue interessante und erschreckende Zahlen zu Tage. Die Studie wurde mit Unterstützung der Deutschen Telekom durchgeführt. Das Bündnis klärt nicht nur über Cybermobbing auf, sondern fördert die Medienkompetenz in Schulen mittels Elternabenden und Informationsveranstaltungen und bietet Hilfe im Internet an.