Medien zwischen Fluch und Segen: So sehen es die Eltern

Eltern betrachten Medien für den Alltag ihrer Kinder ambivalent. Wie sich die voranschreitende Digitalisierung der Gesellschaft auf den Familienalltag auswirkt, ist Thema diverser Studien.

Mutter und ihre Tochten stehen auf zwei Seiten eines kleinen Grabens im Meer
Simon Rae/Unsplash

KIM-Studie 2014

Bei den Themeninteressen der Eltern ist laut KIM-Studie 2014 neben „Schule“ (67 %), „Erziehung“ (62 %), „Liebe/Partnerschaft“ (60 %) das Thema „Internet“ für 50 Prozent bedeutsam, „Kinder und Medien“ für 41 Prozent, „Handy“ für 35 Prozent, „Games“ für zwölf Prozent. Das wichtigste Medium ist für die Hälfte das Fernsehen, für 27 Prozent Computer und Internet. Eltern betrachten Medien im Alltag der Kinder von zwei verschiedenen Seiten. Computer und Internet sind einerseits wichtig für die Schule und die Integration bei FreundInnen, verbrauchen aber zu viel freie Zeit. Dem Internet schreiben die Eltern außerdem ungeeignete Inhalte zu. Handy und Smartphone bergen aus ihrer Sicht das höchste Konfliktpotential, bei Mädchen noch stärker als bei Jungen. Ähnlich problematisch werden Computerspiele, Fernsehen und Internet bewertet.

In Familien gibt es verschiedene Regeln für den Medienumgang, was Inhalte und Nutzungsdauer angeht. Bei den Inhalten wird das Internet am stärksten reglementiert, aber es gibt auch bei drei Vierteln der jeweiligen NutzerInnen Absprachen darüber, welche Computerspiele gespielt oder welche Sendungen im Fernsehen angeschaut werden. Etwas weniger wird diskutiert, wo die Kinder chatten oder was genau sie am Smartphone machen. Wie lange Internet, Games, der PC oder Fernseher genutzt werden dürfen, haben jeweils drei Viertel der Befragten abgesprochen.

Deutsches Jugendinstitut

Eltern von Kindern zwischen einem und 15 Jahren bekunden durchaus Informationsbedarf zur Nutzung des Internets durch ihre Kinder. Das ergab eine Befragung im Rahmen des Projekts „Digitale Medien: Beratungs-, Handlungs- und Regulierungsbedarf aus Elternperspektive“. In Fragen der Interneterziehung ihres Kindes schätzen sich ein gutes Drittel der Mütter und mehr als die Hälfte der Väter als „sehr kompetent“ oder „kompetent“ ein. Die wichtigsten Informationsthemen für Eltern sind Aufklärung über mögliche Risiken und Informationen zum Schutz der Kinder im Netz. Erst danach folgen Hinweise zur altersgerechten Nutzung und zum Verstehen und Erleben des Internets durch Kinder.

86 Prozent der Eltern setzen ein Zeitlimit beim Fernsehen.

AOK-Familienstudie 2014

Ob Kinder elektronische Medien alleine oder zusammen mit den Eltern nutzen, hängt laut AOK-Familienstudie 2014 vom Alter der Kinder ab: Jüngere Kinder zwischen vier und sechs Jahren haben nur vereinzelt Zugriff auf elektronische Medien. Ein Drittel der Kinder unter sieben Jahren nutzt den Computer bereits zusammen mit den Eltern, ein Viertel geht mit den Eltern auch online. Die Nutzung des Fernsehgeräts und des DVD- bzw. Blue-Ray-Players findet in allen Altersgruppen vor allem mit den Eltern statt, wohin gegen die Spielkonsole ab einem Alter von sieben bis neun Jahren bereits wesentlich häufiger von den Kindern allein bedient wird. Ab einem Alter von etwa zehn Jahren beschäftigen sich die Kinder eher allein mit dem Computer, ab 13 bis 14 Jahren sind sie auch im Internet mehrheitlich allein unterwegs. Wie viel Kinder fernsehen, ist alters- und bildungsabhängig: So schauen nur elf Prozent der Vier- bis Sechsjährigen am Wochenende mehr als drei Stunden fern, aber 25 Prozent der Sieben- bis Neunjährigen, 39 Prozent der Zehn- bis 12-Jährigen und 59 Prozent der 13- bis 14-Jährigen. Während jedes fünfte Kind aus bildungsfernen Familien mehr als drei Stunden pro Wochentag fernsieht, ist es bei bildungsnahen Familien jedes 25. Kind. 86 Prozent setzen ein Zeitlimit beim Fernsehen. 65 Prozent begrenzen die Computernutzung des Kindes. Deutlich weniger wird der Gebrauch von Videokonsolen (41%) und Smartphones (27%) eingeschränkt. Knapp zwei Drittel der Eltern gibt an, über die Mediennutzung ihres Kindes voll im Bilde zu sein. Die Eltern haben mehrheitlich (57%) feste Regeln zur Mediennutzung des Kindes aufgestellt. Knapp die Hälfte der Väter und Mütter informiert sich darüber, welche Medieninhalte für ihr Kind geeignet sind, und fast ein Drittel spricht regelmäßig mit dem Kind über die genutzten Medieninhalte.