"Medien helfen, Brücken zu bauen"
Fatih Çevikkollu erlebt als Schauspieler und Kabarettist sowie Vater einer Tochter die Medienwelt nicht nur vor der Kamera sondern auch täglich gemeinsam mit seinem Kind. Zweisprachig aufgewachsen und mit interkulturellem Background ist er als Botschafter von "SCHAU HIN!" darauf bedacht, dass Medienkompetenz alle Familien erreicht, egal welcher Herkunft.

Fatih Çevikkollu ist Botschafter des Medienratgebers SCHAU HIN!. Der Kölner Schauspieler und Kabarettist erlebt die Medienwelt nicht nur vor der Kamera sondern auch täglich gemeinsam mit seiner Tochter.
Fatih Çevikkollu ist bekannt aus Film und Fernsehserien wie "Alles Atze". Mit seinem ironischen Witz bringt er die Leute zum Lachen und zum Nachdenken. Momentan tourt er mit dem Programm "Fatih Unser" durch Deutschland.
Warum engagieren Sie sich bei „SCHAU HIN!“? Welchen Beitrag kann eine Initiative wie „SCHAU HIN!“ Ihrer Meinung nach leisten?
Fatih Çevikkollu: Ich finde es wichtig, bei Eltern und Kindern ein Bewusstsein für den Umgang mit Medien zu schaffen. Das wäre auch das Beste, was die Initiative „SCHAU HIN!“ erreichen könnte, die Eltern für den Umgang Medien zu sensibilisieren. Ich finde es toll, dass „SCHAU HIN!“ mit mehrsprachigen Angeboten wie der Medienkompetenz-Broschüre oder kleinen Clips auf Deutsch und Türkisch Eltern Orientierung in der Medienerziehung bietet. Denn alle Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder glücklich und behütet aufwachsen – auch in der Welt der Medien.
Wie klappt Medienerziehung bei Ihnen zu Hause?
Fatih Çevikkollu: Medien bei uns beschränken sich darauf, dass unsere sechsjährige Tochter ein bisschen KiKA gucken darf. Da wissen wir, dass sie Dinge sieht, die zu ihrem Alter passen. Ansonsten gibt es vielleicht mal eine Kinder-DVD. Der Vorteil: danach ist dann automatisch Sendepause. Wir achten darauf, dass unsere Tochter wenig Zeit vor dem Bildschirm verbringt und lieber viele Hobbys pflegt, schließlich ist die reale Welt viel aufregender!
Wie haben Sie Ihre eigene Medienerziehung erlebt?
Fatih Çevikkollu: Meine Medienerziehung war sehr einfach: Es gab keine. Aber zu meiner Zeit gab es auch noch Testbild, Telefon in ockergelb mit Wählscheibe. Da war die „Sendung mit der Maus“ absolutes Highlight neben „Löwenzahn“ natürlich. Das sind die Klassiker im deutschen Kinderfernsehen, die ich auch an meine Tochter weitergebe. Dabei kann sie spielerisch viel lernen. Davon sollte es im deutschen Fernsehen viel mehr geben.
Was sollten Kinder, die zweisprachig aufwachsen, in Bezug auf Medien lernen?
Fatih Çevikkollu: Sie können im besten Fall erleben, dass sie z.B. Kinderfilme in zwei Sprachen verstehen können oder auch am Computer spielerisch ihre Zweisprachigkeit erleben und aus- oder weiterbilden. Sprache ist schließlich der Schlüssel, um Medien zu nutzen, sich mitzuteilen und seine Zukunft aktiv mitzubestimmen. Insofern helfen Medien, Sprachen zu erlernen, verschiedene Kulturen zu entdecken, Brücken zu bauen oder einfach gemeinsam Spaß zu haben. Das erlebe ich zusammen mit meiner Tochter, wenn wir gemeinsam fernsehen oder am Computer spielen.
Wie können ihre Eltern sie dabei unterstützen? Wo gibt es Hürden? Welche Angebote brauchen besonders Familien mit Migrationshintergrund?
Fatih Çevikkollu: Eltern sind die beste Unterstützung für ihre Kinder, wenn sie ihnen vorleben, was sie an ihnen gerne sehen wollen. Problematisch wird es in dem Moment, wenn sich Eltern ihrer Verantwortung nicht bewusst sind. Daher sollten wir Eltern auf die Auswahl und Zeitdauer achten. Kinder vor dem Fernseher zu parken ist keine Lösung. Am besten begleiten Eltern ihre Kinder von Anfang an aktiv beim Fernsehen, Surfen und Computerspielen, damit sie den richtigen Umgang lernen – wie beim Fahrradfahren auch. Das ist jetzt auch für meine Tochter wichtig. Für die Durchsetzung dieser Regeln tragen wir Eltern die Verantwortung. Wichtig ist, dass wir unserem Kind erklären, warum es Regeln bei der Mediennutzung gibt und dass sie notwendig sind. Wichtig ist, dass wir Eltern uns mit unseren Kindern als Team begreifen. Dann stimmt auch das Vertrauen. Entscheidend ist daher weniger der Migrationshintergrund als das richtige Verständnis und passende soziale Umfeld.
Wie bewerten Sie die deutsche Medienlandschaft? Was wünschen Sie sich auch in Bezug auf integrative Angebote?
Fatih Çevikkollu: Ich finde die Angebote von KiKA sehr einladend und gut. Um den integrativen Aspekt zu unterstützen, würde ich mir mehr bunte, mehrsprachige Angebote wünschen. Der Bedarf ist auf jeden Fall da: Schließlich wohnen in Deutschland mehrere Millionen Kinder, die zweisprachig aufwachsen. Das funktioniert aber nur, wenn Sendungen Kinder auf Augenhöhe ansprechen und zu ihrem Lebensumfeld passen. Dann können Medien Spaß machen und schlau.
Wie hoch schätzen Sie die Bedeutung sozialer Netzwerke gerade auch für Jugendliche ein?
Fatih Çevikkollu: Grade Jugendliche unter 25 stellen die größte Nutzergemeinde im Netz dar. Für sie gehören soziale Netzwerke längst zum Alltag. Auf Facebook poste ich zwar auch regelmäßig etwas, um mit meinen Fans in Kontakt zu bleiben, aber nutze es natürlich nicht so häufig wie Jugendliche. Es ist ein wichtiges Instrument, um sich schnell mit anderen auszutauschen und spielt gerade bei den Unruhen in den arabischen Ländern und der Türkei eine wichtige Rolle. Man sollte aber auch beachten, dass man letzten Endes allein vor dem Computer sitzt. Es ist also kein Ersatz für das Treffen mit Freuden.