"In erster Linie geht es mir darum, dass Kinder Medien bewusst nutzen!"
Als TV-Moderator kennt sich Jörg Pilawa bestens mit Medien aus. Er unterstützt deshalb als Botschafter die Initiative "SCHAU HIN!". Als vierfacher Familienvater weiß der Hamburger nämlich wovon er spricht, denn die richtige und bewusste Mediennutzung ist auch bei ihm zu Hause ein wichtiges Thema. Im Interview mit SCHAU HIN! verrät Jörg Pilawa, wie die Medienerziehung bei seinen eigenen Kinder funktioniert und warum "SCHAU HIN!" für Eltern eine wichtige Anlaufstelle ist.

Warum engagieren Sie sich bei "SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht."?
Jörg Pilawa: Medien sind aus dem Leben unserer Kinder nicht mehr wegzudenken. Mit meinem Engagement bei SCHAU HIN! möchte ich Eltern ermuntern, sich mit Medienerziehung zu beschäftigen. Durch das Internet hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Das Internet hat viele gute Seiten, aber Kinder können auch mit Inhalten in Berührung kommen, die nicht für sie bestimmt sind. Das können beispielsweise pornographische oder gewaltverherrlichende Internetseiten sein. SCHAU HIN! informiert Eltern über die Risiken des Internets und weiterer Medien. Für Eltern ist SCHAU HIN! eine wichtige Anlaufstelle.
Was sollten Kinder in Bezug auf Medien unbedingt lernen?
Jörg Pilawa: Kinder müssen die Internetnutzung erst lernen. Und Eltern sollten ihnen dabei helfen. Das Vereinbaren von klaren zeitlichen Regeln, wie lange ihr Kind im Netz surfen darf, ist wichtig. Wenn Kinder im Internet unterwegs sind, können sie leicht auf Inhalte stoßen, die für sie nicht geeignet sind. Um ihre Kinder vor jugendgefährdenden Inhalten zu schützen, sind Eltern gefordert, genau hinzuschauen und mit ihren Kindern darüber zu sprechen, was sie sich im Internet ansehen. Eltern sollten darauf achten, dass Kinder ihre persönlichen Daten schützen und so wenig wie möglich von sich preisgeben. Denn einmal im Internet, verliert man die Kontrolle über die eigenen Daten. Sie können von anderen gespeichert, verfälscht oder missbräuchlich verwendet werden.
Und die Eltern? Was sollten sie lernen?
Jörg Pilawa: Eltern sollten offen sein für die Möglichkeiten, die das Internet bietet. Sich selbst mit dem Internet zu beschäftigen hilft Eltern. Sie sollten aber auch lernen, ihren Kindern zu vertrauen. Kinder machen nicht immer etwas Unrechtes im Internet. Miteinander zu sprechen ist für Eltern und Kinder die beste Lösung. Als Vater oder Mutter sollte ich Alternativen zur Internetnutzung aufzeigen können. Viele Eltern sind froh, dass sie samstags länger schlafen können. Ihre Kinder dann im Internet surfen lassen und hoffen, dass sie nur auf Lernspielseiten bleiben, ist zu einfach.
Wie klappt Medienerziehung bei Ihnen zu Hause mit vier Kindern unterschiedlichen Alters?
Jörg Pilawa: Verbote helfen da nicht weiter. Wir reden viel miteinander. Klare Absprachen, was Kinder schauen und wie lange sie etwas schauen, sind unerlässlich. Kleinere Kinder können zehn bis 20 Minuten am Tag fernsehen, ältere schon mal 45 Minuten. Meine Kinder sehen weniger fern, als ich in meiner Kindheit. Bei der Internetnutzung geht es über zeitliche Reglementierung hinaus. Eltern sollten darauf achten, welche Inhalte und Webseiten sich ihr Kind im Internet ansieht, denn nicht alles ist kindgerecht. Dennoch sollten Eltern ihrem Kind die Sicherheit geben, dass es zu ihnen kommen kann, wenn es etwas Unangenehmes im Internet erlebt.
Wie gehen Sie damit um, wenn Ihre Kinder den Fernseher oder den Computer abends nicht ausschalten wollen? Gibt es da nicht auch mal Streit?
Jörg Pilawa: Streit gibt es bei uns auch manchmal. Meine Tochter (12) schaut beispielsweise gerne Germany´s Next Topmodel. Ich bin damit nicht einverstanden. Es läuft sehr spät und ist aufgrund des vorgelebten Schönheitsideals nicht unbedingt für Kinder geeignet. Wenn ich mit einer Sendung überhaupt nicht einverstanden bin, dann erkläre ich das und bleibe bei meiner Position, auch wenn es schwerfällt. Ich nehme dann hin, dass meine Tochter mich in dem Moment weniger gut findet. Wenn es nur um die Zeit geht, biete ich an, Ausschnitte einer Sendung einen Tag später in der Mediathek anzusehen.
Das Internet bietet viel Spannendes, doch nicht alles ist kindgerecht. Was können Eltern tun, um ihre Kinder zu schützen?
Jörg Pilawa: Jugendschutzsoftware kann den Zugriff auf nicht kindgerechte Internetinhalte blocken. Ich habe mich mit technischen Schutzmaßnahmen beschäftigt und ein Schutzprogramm installiert. Mir ist aber auch klar, dass Jugendschutzsoftware nur einen eingeschränkten Schutz bietet. Deshalb rede ich viel mit meinen Kindern über die Risiken im Internet. Ich empfehle Eltern den Film "Home Video". Den habe ich auch mit meinem Sohn (14) gesehen. Der Film zeigt, was passiert, wenn man die Kontrolle über die eigenen Daten verliert. Diese Gefahren anhand einer packenden Geschichte aufzuzeigen fand ich brillant.
Soziale Netzwerke sind "in" - wie bringen Sie Ihren Kindern den kindgerechten Umgang bei? Über soziale Netzwerke wird auch viel gemobbt.
Jörg Pilawa: Soziale Netzwerke bringen verschiedene Risiken mit sich. Das Einstellen von persönlichen Bildern zum Beispiel. Ich achte darauf, welche Bilder meine Kinder online stellen. Bikinifotos aus dem letzten Urlaub gehören keinesfalls ins Netz. Ist das Bild einmal hochgeladen, kann es ganz einfach auf viele Computer heruntergeladen und beliebig weiterverbreitet werden. Es dann wieder komplett zu entfernen, ist fast unmöglich. Eine andere große Gefahr von sozialen Netzwerken ist Cybermobbing. Wir hatten einen Cybermobbing-Fall im Freundeskreis, der zum Glück gut ausgegangen ist. Ich habe dadurch gelernt, dass Kinder das Vertrauen haben sollten, ihre Eltern anzusprechen, wenn so etwas passiert. Eltern müssen dann handeln. Sie können beispielsweise Inhalte und Fotos sperren lassen. Das funktioniert auch bei sozialen Netzwerken.
Wie gehen Sie damit um, wenn Ihre Kinder sich besser auskennen als Sie?
Jörg Pilawa: Für meinen Sohn ist es ein schönes Erlebnis, dem Vater etwas zu zeigen, was er besser kann. So bleibt man als Elternteil bei den Kindern am Ball. Für die Eltern ist es eine Möglichkeit, um mit ihren Kindern ins Gespräch zu kommen.
Viele Kinder wollen ein Smartphone haben – wie gehen Sie zu Hause mit diesem Wunsch um?
Jörg Pilawa: Ich bin kein Freund von Smartphones für Kinder. Dennoch sperre ich mich nicht dagegen. Sollte ich meinen Kindern ein Smartphone kaufen, dann werde ich mit ihnen über Kosten für mobile Internetnutzung, Telefongespräche und Kurz- und Bildnachrichten (SMS und MMS) sprechen. Für Kinder kann es sinnvoll sein, eine Prepaidkarte zu nutzen, mit der nur ein vorher eingezahlter Betrag genutzt werden kann. Dann bekommen sie ein Gefühl dafür, welche Kosten ein Handy mit Internetzugang verursachen kann.
Wie legen Sie fest, welche Computer- und Konsolenspiele Ihre Kinder spielen dürfen?
Jörg Pilawa: Computer- und Konsolenspiele können harmlos und nett sein. Sie können aber auch gewalthaltig und für Kinder nicht altersgerecht sein. Eltern sollten klare Absprachen treffen, welche Computerspiele erlaubt sind und welche nicht. Dabei kann es auch vorkommen, ein Spiel notfalls zu verbieten. Ich nehme mir auch die Zeit, die Spiele meiner Kinder anzuschauen.
Und beim Fernsehen? Was ist, wenn Ihre Kinder DSDS oder GNTM sehen wollen?
Jörg Pilawa: Ich habe es mit meiner Tochter zusammen gesehen. Das hat mir geholfen, ihre Begeisterung zu verstehen. Ich habe ihr erklärt, dass solche Formate häufig den Anschein erwecken, das tatsächliche Leben zu dokumentieren. Dabei handelt es sich bei Germany´s Next Topmodel um eine inszenierte Sendung. Das birgt häufig die Gefahr, dass Kinder nicht mehr unterscheiden können, was real und was Fiktion ist.
Machen Sie zu Hause auch mal einen gemeinsamen Fernsehabend?
Jörg Pilawa: Gemeinsame Fernsehabende finden bei uns oft am Wochenende statt. Wir schauen uns dann gemeinsam einen Film an. Natürlich ist es nicht mehr das kulturelle Ereignis wie früher, als man am Samstagabend noch gebadet wurde und dann im Schlafanzug mit Käsehäppchen vor den Fernseher gesetzt wurde. Das war meine Fernsehkindheit, das gibt es natürlich heute nicht mehr.
Welchen Beitrag kann eine Initiative wie SCHAU HIN! Ihrer Meinung nach, leisten?
Jörg Pilawa: SCHAU HIN! zeigt Eltern, dass man sich mit Medienerziehung beschäftigen muss. Eine Initiative wie SCHAU HIN! bietet die Plattform, an die sich Eltern mit Fragen, Ängsten, Wünschen und Bedürfnissen wenden können und Antworten finden. Für unsere Kinder gehören die neuen Medien zum Leben dazu wie bei uns vielleicht früher abends das Sandmännchen oder die Sesamstraße. Deshalb brauchen wir eine Initiative wie SCHAU HIN!.