„Eltern sollten die besten JugendschützerInnen sein, besser als die USK.“ – 5 Fragen an Marek Brunner von der USK

Interview

Für Marek Brunner sind Eltern die wichtigste Instanz zum Schutz ihrer Kinder – denn sie könnten auch Games erlauben, für die ihr Kind laut Alterskennzeichen eigentlich noch zu jung ist. Im Interview erklärt er, wie Erziehende altersgerechte Spiele erkennen und worauf Kinder und Jugendliche bei Let's Plays achten können. Was ist das Lieblingsspiel des Leiters des Testbereichs der USK? Im echten Leben ist es Beachvolleyball, in der digitalen Welt „Fire Emblem“.

Grafik mit Bild von Marek Brunner für das Format "5 Fragen - 5 Antworten"
Foto: FSU GmbH/Grafik: SCHAU HIN!

Was macht ein kindgerechtes Videospiel aus?

Solche Spiele bieten kinderaffine Themen, bereiten sie zugänglich auf und arbeiten mit einfachen „Core Loops“, die das Kind gern durchläuft. Kindgerechte Spiele dürfen auch Herausforderung und Spannung bieten, ohne Angst zu machen oder zu viel Stress zu erzeugen.

Was raten Sie Eltern, deren Kinder unbedingt Fortnite spielen wollen?

Eltern sollten die besten JugendschützerInnen sein, besser als die USK. Die kennen ihre Kinder, können über Gesehenes und Gespieltes reden und verstehen, was Kinder daran fesselt. Das Erziehungsprivileg erlaubt es Eltern, den Kindern Spiele zu ermöglichen, die höhere Altersfreigaben tragen. Eltern sollten aber sehen, dass die Kennzeichen der USK einen Sinn haben und man diese angezeigten Grenzen nur gemeinsam mit den Kindern und nicht zu weit überschreiten sollte.

Fortnite ist ein spannendes Phänomen, es gemeinsam mit Kindern zu erleben, hilft zu verstehen, was sie daran fesselt. Sind die Kinder elf Jahre und können mit spannenden Actionwelten umgehen, würde ich zustimmen, aber die Eltern, die uns fragen, sind eher selbst schon unsicher oder die Kinder sind erst sieben, da würde ich eher abraten. In jedem Fall sollten Eltern gerade die erste Schritte online gemeinsam gehen und geltende Kommunikationsstandards eben auch online beachten.

Schauen Sie Let’s Plays? Was halten Sie von InfluencerInnen in der Gaming Szene?

Ich schaue gar keine Let´s Plays, weil ich in der Zeit einfach viel lieber selbst spiele, finde es aber irre, wie Profis die besten Skills und Techniken zeigen, Speedruns hinlegen oder kreativ Spiele verbiegen. Durch ihren Kommentar und ihren Umgang wird dem Spiel eine neue Ebene hinzugefügt. InfluencerInnen haben eine große Verantwortung und sind sich dieser auch zum großen Teil bewusst. Kinder und Jugendliche finden hier Stars auf Augenhöhe, denen sie vertrauen und viel anvertrauen. Teilweise würde ich mir noch etwas mehr Bewusstsein dafür und weniger Blick auf die Likes wünschen. InfluencerInnen werden ja für ihren Stil herangeholt, der ihr Markenzeichen ist, Kinder und Jugendliche sollten erkennen können, wann sie für sich sprechen und wann es Influencing wird.

Wie bewertet die USK Games mit Lootboxen (z.B. Brawl Stars)?

Lootboxen sind ein Thema, das die USK stark beschäftigt hat. Aus jugendschutzrechtlicher Sicht können Lootboxen problematisch sein, wenn sie direkte Kaufappelle an Kinder und Jugendliche enthalten. Für eine generelle Einschätzung, was Glücksspiel ist und was nicht, ist jedoch nicht die USK, sondern die verantwortlichen Gerichte und der Gesetzgeber verantwortlich. Wichtig ist aus Sicht der USK, transparent aufzuzeigen, bei welchen Spielen z.B. In-App-Käufe enthalten sind, damit Eltern die Möglichkeit gegeben wird, diese Spielbestandteile zu identifizieren und ihre Geräte oder Konsolen für Ihre Kinder entsprechend einstellen können. Im „Google Playstore“, der dem IARC-System angeschlossen ist, werden diese Elemente bereits angezeigt. Das hilft Eltern, informierte Entscheidungen zu treffen.

Wie gehen Sie als Vater damit um, wenn Ihr Kind ein nicht altersgerechtes Spiel spielen will? Verbieten oder verstehen?

Manchmal verbieten und immer verstehen ;-). Da ich mich auskenne, kann ich oft gute Alternativen anbieten, ich erkläre ihnen, was mich an den Spielen stört und wie sie wirken könnten. Gottseidank sind meine Kinder einsichtig. Andere Spiele wie Zelda lasse ich sie früher spielen, da ich die Spiele und meine Kinder gut genug kenne. Die große Lücke zwischen „USK 6“ und „USK 12“ reizt dazu, sich mit dem Elternprivileg auseinanderzusetzen.

Die USK ist die freiwillige Selbstkontrolle der Computerspielewirtschaft und vergibt in Deutschland Alterskennzeichen für Spiele. Marek Brunner ist der Leiter des Testbereichs der USK.