Filme & Serien

Mit Filmen und Serien machen Kinder oft erste Erfahrungen mit digitalen Medien. Wichtig ist, altersgerechte Sendungen auszuwählen und auch Streaming-Portale möglichst sicher einzurichten.

Grundlagen

Kindgerechte Filme und Serien für Kinder

Nach wie vor ist der Fernseher das Familienmedium Nummer eins und fasziniert auch schon die Jüngsten. Doch Fernsehen will gelernt sein – genau wie der Umgang mit Buchstaben und Zahlen. Mit drei Jahren beginnen Kinder, einfache geradlinige Geschichten zu verstehen, die mit wenigen Figuren auskommen und positive Botschaften haben. Kinder im Vorschulalter nehmen die bunten, bewegten Bilder noch als wirkliche Welt wahr. Für TV-EinsteigerInnen eignen sich Filme und Sendungen ohne Werbeunterbrechungen. Je älter Kinder werden, desto interessanter sind Formate wie Castingshows und Reality-TV. Das können Eltern als Anlass nehmen, mit ihren Kindern über Inszenierung, Klischees und Vorurteile im Fernsehen zu sprechen. Immer häufiger werden Filme und Serien auch online geschaut. Hier gilt es, aufmerksam zu sein und zudem auf den technischen Jugendschutz zu achten.

Risiken beliebter Inhalte

Die Eiskönigin (Frozen)

Beide Heldinnen des Films sind weiblich. Allerdings ist „Anna“ vor allem schön, schusselig und hat ein Ziel vor Augen: einen Mann zu finden. Der Charakter ihrer Schwester „Elsa“ ist gezeichnet von Selbsthass. Sie ist verwundbar und läuft vor Problemen davon.

Germany's Next Topmodel

Erfolgreich sind Mädchen, die dünn, hübsch und bereit sind, vieles mit sich machen zu lassen. Gefühle, Zweifel und individuelle Charakterzüge werden unterdrückt, junge Frauen werden oft als nicht ernstzunehmend dargestellt.

Fack ju Göhte

Die Komödie vermittelt neben überholten Rollenbildern ein falsches Bild von Sexualität: Obszönität wird als „cool“ und erstrebenswert dargestellt. Menschen, die unter schwierigen sozioökonomischen Bedingungen leben, werden verspottet.

Pippi Langstrumpf

Es wird differenziert zwischen dem zivilisierten „Wir“, mit dem Pippi und ihr schwedisches Umfeld gemeint ist und dem unzivilisierten, exotischen „Anderen“, irgendwo in der Südsee. So werden kolonialistische und rassistische Klischees reproduziert.

Bachelor/ette

Gepunktet wird hier vor allem durch Attraktivität, nicht durch Intelligenz. Der ständige Wettbewerb stärkt Konkurrenzdenken zwischen Frauen. Auch "klassisch männliche“ Eigenschaften wie körperlicher Stärke, Beschützerinstinkt und Emotionslosigkeit werden reproduziert.

Cinderella

Das Disney-Märchen vermittelt, dass Frauen ihre Lebenssituation nur mit Hilfe eines Mannes verbessern können. Wie in vielen Prinzessinnen-Filmen lautet das Motto: Frauen müssen hübsch und brav sein. Die Helden sind männlich.

Sicherheit & Risiken

Mehr Sicherheit beim Fernsehen und Streaming

Die Vielfalt an Formaten und Kanälen wurde durch die Digitalisierung des Fernsehens erhöht, erschwert aber auch den Überblick für Eltern. Gerade jüngere Kinder sollten von ihren Eltern bei der Mediennutzung begleitet werden – so auch beim Fernsehen und beim Streaming. Was zumutbar ist, hängt vom Alter ab. Bei der Einordnung von Sendungen und Filmen dienen die Alterskennzeichen von FSK und FSF als Orientierung. Diese sind keine pädagogischen Altersempfehlungen, sondern Freigaben nach dem gesetzlichen Jugendschutz. Pädagogische Altersempfehlungen für Kinderfilme finden Eltern zum Beispiel auf flimmo.de, kinderfilmwelt.de und kinofenster.de.

Sowohl bei YouTube als auch auf Streaming-Plattformen können technische Jugendschutzeinstellungen vorgenommen werden, die sich an gesetzlichen Kriterien, also unter anderem an den Einschätzungen der FSK orientieren. SCHAU HIN! empfiehlt Eltern, die Heranwachsenden bei der Nutzung zu begleiten, mit ihnen über Inszenierungen von Gewalt und Sexualität zu sprechen.

Tipps & Regeln

Kinder nicht überreizen und Vorbild sein

Kleinkinder unter drei Jahren sind noch damit beschäftigt, die reale Welt zu begreifen. Da Fernsehen für sie am Anfang vor allem eine Reizquelle ist, ist dieses Medium für Kinder in diesem Alter kaum geeignet. Kindergarten- und Vorschulkinder benötigen beim Fernsehen elterliche Aufmerksamkeit und Begleitung. Beim Fernsehen oder Streamen ist hilfreich, die Geräte zu sichern und Jugendschutzeinstellungen zu nutzen sowie Altersangaben zu beachten und die Inhalte vorher zu prüfen. Feste Regeln und Medienzeiten sind wichtig, gerade Kleinkinder brauchen ein enges Zeitfenster, da sie sonst überreizt werden. Kinder orientieren sich stark an ihren Eltern, weshalb es für sie auch sinnvoll ist, das eigene Fernseh- und Streaming-Verhalten zu hinterfragen. Altersgerechte Angebote finden sich in den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Kinderprogramme, die unter zdf.de/kinder, kika.de/videos, checkeins.de/videos, neuneinhalb.wdr.de abrufbar bzw. als App verfügbar sind.

Studien

Das erste Mal Fernsehen, die Motivation und die Risiken

Im Schnitt schauen Kinder laut miniKIM-Studie 2014 im Schnitt mit 2,1 Jahren zum ersten Mal fern. Jugendlichen steht beim Ansehen von Serien und Filmen ein breites Medienrepertoire zur Verfügung, doch der Fernseher ist immer noch das Familienmedium Nummer eins. Scripted Reality ist für ältere Kinder und Jugendliche, die viel fernsehen, besonders interessant (Studie der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen). Hier sind viele verunsichert, was den Grad der Inszenierung angeht.

Insgesamt nennen Eltern in einer Studie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) (Götz/Bachmann/Hofmann 2007) folgende Hauptgründe, weshalb sie ihre Kinder fernsehen lassen: Gemeinsamkeit schaffen, eine Beschäftigung für die Kinder finden, Fernsehen als Ritual, als Erleichterung von ungeliebten Tätigkeiten, zum Trost oder zur Ablenkung und als Erziehungshilfe. Was die Zuständigkeiten angeht wird in den meisten Familien wird laut FIM-Studie 2016 der Vater bei technischen Fragen zu Rate gezogen und Mütter als beste Ansprechpartnerinnen in Sachen TV-Inhalte und Bücher gesehen.

Durch die breite Verfügbarkeit von Streaming-Angeboten wie YouTube Kids, Netflix und Amazon Prime verschiebt sich auch bei Kindern der Medienkonsum vermehrt auf On-Demand-Angebote. Laut einer Studie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) (Götz/Mendel 2019) zeigt sich bei rund einem Drittel der Kinder, die Streaming-Dienste nutzen, schon das Phänomen des „schweren Binge-Watchings“, wobei mehrere Folgen einer Serie hintereinander geschaut werden. Viele Kinder zeigen dadurch Momente der Abhängigkeitsgefährdung wie Kontrollverlust, negative sozialen Folgen und leichte Entzugserscheinungen, wie Genervtheit und Unzufriedenheit.

In der Altersgruppe der Zwei- bis Fünfjährigen gibt es laut BLIKK-Studie 2017 bereits signifikante korrelative Zusammenhänge zwischen motorischer Hyperaktivität und Konzentrationsstörungen auf der einen Seite und dem Umfang der Nutzung von digitalen Bildschirmen auf der anderen Seite gibt. Laut KIM-Studie 2016 gibt fast jedes fünfte Kind im Alter von sechs bis 13 Jahren an, im Fernsehen schon einmal mit ungeeigneten Inhalten konfrontiert worden zu sein, etwas mehr Jungen als Mädchen.

TV & Kinder in Zahlen

Quelle: KIM-Studie 2020