Warum YouTube Risiken für Kinder birgt

Heranwachsende sind gerne auf YouTube unterwegs. Hier finden Jüngere bekannte Figuren aus Fernsehserien und Filmen und können Neues entdecken. Ältere folgen ihren Stars, informieren sich über Trends und nutzen Erklärvideos für Hausaufgaben. Trotz der vielen hilfreichen Videos ist YouTube kein Angebot für Kinder. Hasskommentare, Werbung, Gewalt und Pornografie – auf all das können junge NutzerInnen stoßen. Wenn Eltern die Risiken der Plattform kennen, können sie gemeinsam mit ihren Kindern passende Sicherheitsvorkehrungen treffen.

Ein kleines Mädchen drückt sich an eine kleine Glasscheibe und schaut hindurch.
Bekah Russom/Unsplash

Intolerante Kommentarkultur

Auf YouTube geht es nicht immer freundlich zu. Viele NutzerInnen drücken sehr deutlich aus, wenn ihnen ein Video bzw. YouTuberIn missfällt, oft gepaart mit Beleidigungen oder gar Drohungen. Auch viele homophobe, sexistische und rassistische Bemerkungen sind darunter. Die YouTuberInnen haben verschiedene Methoden, mit diesen Kommentaren umzugehen. Manche deaktivieren die Kommentarfunktion, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Andere reagieren gar nicht oder antworten betont freundlich und nehmen den „Hatern“ so den Wind aus den Segeln. Unter dem Hashtag „YouGeHa“, für „Youtuber gegen Hass“, wurde von einigen KanalbetreiberInnen sogar eine Kampagne gestartet, die für eine freundliche Kommentarkultur sensibilisieren soll.

Unreflektierte Selbstinszenierung

YouTuberInnen sind Vorbilder für Kinder und Jugendliche. Leider können sie zu leichtsinniger und unreflektierter Selbstinszenierung animieren. Auf anderen Plattformen wie Instagram oder Snapchat eifern die jungen ZuschauerInnen ihren YouTube-Idolen nach und laden Fotos und Videos in den Sozialen Netzwerken hoch. Einige wollen auch selbst zum YouTube-Star werden. Das Hochladen von Fotos und Videos sollte jedoch gut überlegt werden. Kinder und Jugendliche bieten so selbst eine Angriffsfläche für negative Kommentare und Reaktionen. Das kann zu Cybermobbing führen. Außerdem können im Netz veröffentlichte Inhalte von Unbekannten gesehen, gespeichert und zweckentfremdet werden. Wichtig ist immer vorher zu überlegen, ob ein Foto oder Video so in die Welt kann, bevor man es hochlädt. Auch sind die Persönlichkeitsrechte anderer zu berücksichtigen, falls diese auch auf dem Video zu sehen sind.

Jugendschutzproblematik

Nicht alle Videos bei YouTube sind für Kinder und Jugendliche geeignet. Gewalt und pornografische Inhalte können Jüngeren Angst machen und sie verstören. Auch sogenannte Tripberichte sind ungeeignet für Kinder und Jugendliche. In diesen berichten zumeist Einzelpersonen von ihren Erfahrungen mit Drogen. Dabei beschreiben sie die Wirkung, die Umstände und die Erlebnisse, mit denen sie während des Drogenkosums konfrontiert waren. Bei manchen Tripberichten steht das unterhaltende Element im Vordergrund, bei anderen die Informationen über die jeweilige Droge.

Ebenfalls nicht immer jugendfrei ist die in vielen Videos gespielte Werbung. Sie ist oft nur schwer zu erkennen ist – besonders für junge ZuschauerInnen. Da YouTube auch ohne Anmeldung genutzt werden kann, ist kein Jugendschutz gewährleistet. Die Anmeldung bei der Plattform ist erst für Jugendliche ab 16 Jahren erlaubt, doch eine Altersprüfung findet nicht statt.

Deshalb sollten Eltern von jüngeren Kindern altersgerechte Portale wie YouTube Kids, juki oder den KiKA Player nutzen. Bei älteren Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, auf Jugendschutzeinstellungen zu achten.

Pädosexuelle NutzerInnen

Verschiedene Recherchen zeigen, dass pädosexuelle NutzerInnen auf YouTube gezielt Videoaufnahmen von Kindern sexualisieren. Szenen in Videos, die Heranwachsende in Alltagssituationen zum Beispiel beim Sport, Schwimmen oder im Badezimmer zeigen, werden mit eindeutigen Kommentaren und Zeitstempeln versehen. Pädosexuelle UserInnen legen Playlisten mit den Videos an, so wird das Auffinden der Inhalte auf YouTube erleichtert. Laut Bericht des funk-Formats „follow me.reports“ nehmen erwachsene NutzerInnen zum Teil Kontakt zu minderjährigen KanalbetreiberInnen auf und fordern sie zu sexuellen Handlungen in Videos und Livestreams auf – zum Teil ohne, dass die Kinder verstehen, zu welchem Zweck die Aufnahmen dienen.

Ungeklärte Urheberrechte

In Deutschland stritt YouTube bis 2016 mit der Verwertungsgesellschaft Gema über die Vergütung für Musikvideos. Deshalb fanden NutzerInnen oft folgende Nachricht, wenn sie etwa nach Musikvideos suchten: „Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar“. Seit der Einigung auf einen Lizenzvertrag zwischen YouTube und der Gema sind die meisten Videos auch auf der deutschen Seite verfügbar. Vorsicht gilt jedoch noch immer für ProduzentInnen: Urheberrechtliches Material darf nicht ohne Erlaubnis verwendet werden. Darunter fällt auch im Hintergrund einer Videoszene laufende Musik.