Pädosexuelle NutzerInnen bei YouTube: Kindervideos werden sexualisiert

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Erneut wird die Video-Plattform aufgrund mangelnder Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz Minderjähriger kritisiert. YouTubes bestehende Maßnahmen reichen nicht aus, um pädosexuellen Missbrauch von Kindervideos zu verhindern.

Ein Maedchen steht vor Blumen
Alisa Anton/Unsplash

Auf YouTube zeigt Matt Watson in einem Selbstversuch, wie leicht der Zugang zu pädosexuellen Kreisen auf der Plattform gelingt. Mit einem neuen YouTube-Profil braucht Watson nur eine Suchanfrage und zwei Klicks auf vom Algorithmus vorgeschlagene Videos, bis er auf Clips von Kindern mit eindeutigen Kommentaren stößt. Die Videos zeigen Minderjährige unverfänglich beim Sport, Eis essen oder in ihrem Kinderzimmer. NutzerInnen setzen unter den Videos allerdings Sprungmarken zu Szenen, in denen die Kinder in vermeintlich sexualisierten Posen zu sehen sind, und hinterlassen eindeutige Kommentare.

Der Zugang zu sexualisierten Kindervideos mit einschlägigen Kommentaren
ist dank YouTube-Algorithmus erschreckend leicht.

Leichter Zugang für Pädosexuelle

Wie unter anderem „heise online“ berichtete, wirft Matt Watson YouTube vor, mit seinem Algorithmus für Videovorschläge Pädosexuellen den Zugang zu Videos von Kindern zu leicht zu machen und keine effektiven Maßnahmen gegen deren Sexualisierung einzusetzen. Auffällig ist während seines Tests, dass der YouTube-Algorithmus immer mehr dieser einschlägig kommentierten Videos vorschlägt, sobald er eins davon angeklickt hatte. Im Test kann Watson ohne langwieriges Suchen einfach von Clip zu Clip gelangen. Auch sogenannte kinderpornografische Videos seien unter den Vorschlägen gewesen, berichtet er.

YouTube-Maßnahmen ohne Wirkung

Im November 2017 hatte YouTube in einem Blogpost nach Protesten von NutzerInnen und Werbepartnern angekündigt, ab sofort mehr Anstrengungen zum Schutz von Minderjährigen auf der Plattform zu unternehmen. Eine Maßnahme sieht vor, bei sexualisierenden Kommentaren die Funktion unter dem Video zu sperren. Im Test des YouTubers zeigt sich, dass der dafür zuständige Algorithmus bei weitem nicht alle betroffenen Videos findet. Außerdem: Das Bildmaterial der Kinder bleibt weiter auf der Plattform sichtbar, obwohl die Sexualisierung des Materials offensichtlich ist. Zum Teil werden die Videos von Profilen hochgeladen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die UrheberInnen der Inhalte sind. Nach dem Bekanntwerden der großen Jugendschutz-Lücken bei YouTube wollen Werbepartner wie Nestlé und Disney die Zusammenarbeit beenden. Ihre Werbespots waren im Umfeld der missbrauchten Videos gezeigt worden.

Eltern: Vorsicht beim Posten von Kinderbildern

Um Kinder vor pädokriminellem Missbrauch zu schützen, helfen gemeinsame Absprachen, welche Videos und Bilder im Netz geteilt werden und welche besser privat bleiben - nicht nur auf YouTube, sondern auch in anderen Sozialen Netzwerken wie Instagram oder TikTok. Bei jüngeren Kindern sind hier vor allem die Eltern gefragt: Wenn sie Fotos und Videos ihrer Kinder posten wollen, können sie auch jüngere Kinder schon einbeziehen und einfach fragen, ob ihnen das Bild oder der Clip gefällt. Wenn Inhalte den Kindern unangenehm sind, sollten sie auch nicht im Netz geteilt werden. Den Eltern muss bewusst sein, dass Fremde öffentliche Posts der Kinder sehen können - manche mit schlechten Absichten, wie die YouTube-Recherche wieder zeigte.

Wenn ältere Kinder und Jugendliche selbst in sozialen Medien aktiv sind, können Eltern mit ihnen gemeinsam Regeln vereinbaren, was gepostet werden kann. Hilfreich ist dabei die „Oma-Regel“: Wäre es den Heranwachsenden peinlich, die Inhalte ihren Großeltern zu zeigen? Wenn das problemlos möglich ist, spricht wahrscheinlich nichts gegen das Teilen auf YouTube oder Sozialen Netzwerken.

Hilfe für Betroffene

Wer von sexuellem Missbrauch betroffen ist, findet bei den Angeboten des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung (UBSKM) Unterstützung: Das Hilfeportal informiert Betroffene, ihre Angehörige und andere Menschen, die unterstützen wollen. Das Hilfetelefon bietet Kindern und Jugendlichen, aber auch Fachkräften und Menschen aus dem persönlichen Umfeld unter 0800 2255530 Hilfe und Beratung.

Weitere erste Anlaufstellen sind die Nummer gegen Kummer und Juuuport.