Selbstinszenierung im Netz: Tipps für Eltern

Heranwachsende sind in ihrem Selbstbild, insbesondere in der (vor-)pubertären Zeit, noch nicht gefestigt. Sie sind auf der Suche nach Vorbildern und Orientierungshilfen und greifen hier stark auf die Medienwelt zurück. Dies beeinflusst die Art und Weise ihrer körperlichen Selbstinszenierung auf Sozialen Netzwerken, z.B. mit Posts, Fotos und Videos. Modelshows im Fernsehen, Körpertrends auf Instagram und Schmink-Tutorials auf Videoportalen unterstützen eine dauerhafte Konzentration auf äußerliche Merkmale.

Ein Maedchen macht ein Selfie
Deagreez/Fotolia

Selbstinszenierung und das Interesse an Körpertrends gehören zur Lebenswelt von Heranwachsenden dazu. Falsche und verzerrte Körperideale können jedoch zu überzogenen Selbstzweifel am eigenen Körperbild führen. Die Selbstinszenierung in Sozialen Netzwerken von Prominenten, InfluencerInnen und Gleichaltrigen kann zudem Druck ausüben, sich selbst auch auf eine gewisse Art und Weise zu präsentieren: Perfektes Foto, perfektes Leben, perfekte FreundInnnen. Das feste Repertoire an Posen, Gesten, Körperhaltungen und Blicken ahmen Kinder und Jugendliche auf eigenen Bildern nach. Viele machen sich Gedanken über Kommentare und Likes und bearbeiten deswegen auch eigene Fotos vor dem Posten. Die körperbezogenen Korrekturen umfassen das Bleichen von Zähnen oder das Umformen von Gesicht und Körperteilen. Wer sich selbst online makellos präsentiert, kann unter Druck geraten, seinen selbstgeschaffenen Standards auch im realen Leben zu genügen. So kann es die eigene Unzufriedenheit noch verstärkt werden. Bei manchen UserInnen führt die Inszenierung auf Instagram und Co. auch zu Verhaltensänderung, zum Beispiel dazu, mehr Sport zu treiben oder Diät zu halten. 

SCHAU HIN! empfiehlt, aktiv mit Kindern über ein gesundes Körperbewusstsein zu sprechen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken sowie Inszenierungen und Stereotype gemeinsam zu hinterfragen.

Tipps für Eltern

  • Im Gespräch bleiben 
    Wenn Eltern offen und interessiert nachfragen, können die Beiträge die ein Kind veröffentlicht, besprochen werden. Warum hast du genau dieses Foto gepostet? Ist es dir wichtig, auf eine bestimmte Art und Weise wahrgenommen zu werden? Empfindest du Perfektionsdruck auf sozialen Netzwerken? Wie fühlst du dich, wenn du Beiträge von anderen NutzerInnen anschaust?
  • Vermittelte Ideale besprechen
    Mit älteren und jüngeren Kindern sollten Eltern beim gemeinsamen Medienkonsum Schönheitsideale regelmäßig reflektieren. Die Diskussion darüber, wie zum Beispiel Männer und Frauen stereotypisch konstruiert werden, hilft die Inszenierung besser zu verstehen. Eltern können aktiv mit Kindern über ein gesundes Körperbewusstsein sprechen, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken und Stereotype gemeinsam zu hinterfragen. So bekommen Kinder ein Gefühl dafür, wie reale Körper aussehen. Aber auch über die Art und Weise, wie andere NutzerInnen ihr Leben online zeigen, kann geredet werden: Es werden bewusst nur ausgewählte Momente in die Öffentlichkeit getragen.
  • Selbstvertrauen stärken
    Gerade Mädchen und jungen Frauen wird suggeriert, dass Schönheit eine der wichtigsten Eigenschaften sei. Deswegen ist es wichtig, deutlich machen, dass Kinder nicht jedem Trend nacheifern müssen, um soziale Anerkennung zu erlangen. Eltern können mit ihrem Kind darüber diskutieren, was die besten FreundInnen wirklich an einem schätzen und man selbst gut an sich findet. Gemeinsames reflektieren mit dem Kind (wichtig für Jungen und Mädchen) hilft ihm zu verstehen, dass vor allem innere Werte bei zwischenmenschlichen Beziehungen zählen – und nicht die „Gefällt mir“-Angaben unter einem Bild, für das es sich verstellen muss. Die können bei Instagram zum Beispiel auch abgestellt werden. 
  • Über die Wirkung technischer Möglichkeiten aufklären
    Meistens wissen junge MediennutzerInnen Bescheid über Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung und Filter, sind sich der Tragweite dieser in den Sozialen Netzwerken jedoch nicht bewusst. In der Familie können solche technischen Möglichkeiten zusammen ausprobiert und auch hinterfragt werden. Haut muss nicht immer makelloser aussehen, Nasen nicht immer kleiner.
  • Vorbilder reflektieren
    Es hilft den Inszenierungsgrad der Vorbilder des Kindes zu thematisieren.Häufig hilft ein Verständnis für die Inszenierung anderer NutzerInnen auch dabei, dem empfundenen Inszenierungsdruck entgegenzuwirken. Ist die Person oder ihr Leben vielleicht gar nicht so perfekt, wie es scheint? Doch nicht nur im Internet, auch in der eigenen Familie sind Vorbilder zu finden: Sind Eltern selbst unzufrieden mit ihrem Körperbild, kann sich das auch auf die Kinder auswirken.
  • Risiken erkennen
    Eltern sollten darauf achten, wie sich ihr Kind online präsentiert und es auf mögliche Folgen hinweisen, beispielsweise Folgen von unkontrollierbaren Verbreitungswegen. In allen Fällen von einfachen Konflikten bis hin zu schwerwiegenden Fällen wie Cybermobbing oder Cybergrooming sollten Kinder wissen, dass sie sich an ihre Eltern wenden können.