Pädagogische Altersempfehlungen für Kinderfilme

Das FSK-Label „freigegeben ab“ erhebt weder den Anspruch, ein Qualitätssiegel zu sein, noch will sie als pädagogische Empfehlung gelten. Doch leider tritt dieses Missverständnis in der Öffentlichkeit immer noch sehr häufig auf. SCHAU HIN! erklärt Eltern, was pädagogische Altersempfehlungen sind, mit welchen Kriterien eine Alterseignung beurteilt wird und wie Eltern bei der Filmauswahl für ihr Kind davon profitieren.

Ein blonder Junge in grauem Shirt sitzt am Tisch und sieht sich auf seinem Laptop einen Film an.
bruce mars/pexels

Die FSK-Alterskennzeichnung von Filmen ist den meisten Eltern und vielen Kindern wohl bekannt. Erstere nutzen sie als Anhaltspunkt bei der Filmauswahl, letztere liebäugeln damit, wann sie alt genug sind, endlich Filme für ältere sehen zu dürfen. Die Alterseinstufungen „ ab 0“, „ab 6“, „ab 12“ und „ab 16 Jahre freigegeben“ sind also geläufig und die Prüfsiegel allgegenwärtig. Mithilfe der klaren Regelungen des Jugendschutzes sollen junge Menschen wirksam vor Entwicklungsbeeinträchtigungen geschützt werden. Das bedeutet konkret, dass junge Filmfans an der Kinokasse beim Ticketverkauf nach ihrem Alter befragt werden, um die gesetzlichen Altersangaben einzuhalten. (Auch beim Verkauf von Filmen als DVD/Blu-ray dürfen LadenbesitzerInnen lediglich im Rahmen der Vorgaben handeln und keine Ausnahme machen.) Bei Zuwiderhandlung müssen KinobetreiberInnen und LadeninhaberInnen mit Strafen rechnen.

Aus medienpädagogischer Sicht sind die FSK-Kennzeichnungen also die Leitplanken, die Eltern und Kindern Sicherheit bieten. Dennoch wünschen sich Eltern natürlich noch weitergehende Informationen, um zielsicher altersgerechte Filme für ihren Nachwuchs auswählen zu können. Denn zwischen den einzelnen Freigabe-Stufen liegen entscheidende Entwicklungszeiträume, die Eltern auch bei der Mediennutzung gern berücksichtigen wollen. Eine pädagogische Altersempfehlung kann hier weiterhelfen, denn sie stuft die Altersabschnitte mitunter enger ein und berücksichtigt filmische Besonderheiten mit Wirkung auf die jungen NutzerInnen. Damit ist sie eine hilfreiche Zusatzinformation im Erziehungsalltag in der Familie, aber auch für Verantwortliche in Kita und Schule.

Zwischen den einzelnen Freigabe-Stufen liegen entscheidende Entwicklungszeiträume, die Eltern auch bei der Mediennutzung gern berücksichtigen wollen.

Wo pädagogische Altersempfehlungen zu finden sind

Ob ein Film für eine bestimmte Altersgruppe tatsächlich empfehlenswert ist, lässt sich aus Filmkritiken herauslesen, die verkaufs- und erfolgsunabhängig erstellt werden und interessierten LeserInnen Anhaltspunkte für eine eigene Filmeinschätzung geben. FilmexpertInnen haben Erfahrungen mit Medien und deren Wirkung auf Kinder und kommen so zu ihren präzisen pädagogischen Altersempfehlungen. Dabei berücksichtigen sie nicht nur die kognitiven Voraussetzungen, die Kinder in den jeweiligen Altersstufen mitbringen, sondern auch deren thematischen wie inhaltlichen Vorlieben.

Pädagogische Altersempfehlungen finden Sie zum Beispiel auf flimmo.de, kinderfilmwelt.de und kinofenster.de.

Zur inhaltlichen Beschreibung und zur Einschätzung der filmischen Mittel ergänzen die ExpertInnen ihre pädagogische Altersempfehlung etwa mit „sehenswert ab“ oder „empfohlen ab“ und der entsprechenden Altersnennung. Auf einen schnellen Blick sehen Eltern dann bereits, für welche Altersgruppe der Film geeignet ist und ob er fürs eigene Kind in Frage käme. Welcher Film dann tatsächlich zu Ihrem Kind passt, diese Frage können sie am besten klären, wenn sie mit dem Nachwuchs gemeinsam Filme anschauen und darüber sprechen. Einschränkenden Charakter haben diese Empfehlungen hinsichtlich der Altersgrenze nach oben keinesfalls, denn viele Filme begeistern sogar die ganze Familie, unabhängig von einer Altersempfehlung. Wichtig zu wissen: Die pädagogische Altersempfehlung wird die FSK-Altersfreigabe niemals unterschreiten.

Was kann man Kindern zumuten? Wann werden Kinder über- oder unterfordert?

Ob ein Film das Kind fördert oder eher das Gegenteil bewirkt, beschäftigt das Deutsche Kinder- und Jugendfilmzentrum (KJF) seit Jahrzehnten. Anhand welcher Kriterien sich das bei Kinder- und Jugendfilmen beurteilen lässt, wurde deshalb in konkreten Anhaltspunkten erarbeitet.

Kinder im Alter von 4 und 5 Jahren

Sie beginnen erstmals, das Denken und Handeln der Figuren im Film zu verstehen. Außerdem gelingt es ihnen, einzelne fremde Personen physisch in Filmszenen voneinander zu unterscheiden (wenn sie nicht zu schnell wechseln) und sich bereits auf eine Handlungsperspektive zu konzentrieren, die jedoch ihre eigene ist (egozentrische Sichtweise). Geht es um soziale Beziehungen, sind Kinder dieser Altersgruppe in der Lage, diese subjektiv zu erfassen und einzuschätzen. Elemente der Filmhandlung werden zwar bewusst wahrgenommen, dennoch eher assoziativ erlebt und nicht unmittelbar miteinander in Beziehung gesetzt. Im Mittelpunkt steht vor allem das emotionale Erleben des Films, das sich fast ausschließlich an den mitspielenden Charakteren orientiert.

Wichtig ist es, Kinder in diesem Alter nicht zu überfordern.

Wenn der Film maximal 30 Minuten dauert und auf einer in sich abgeschlossenen, klar strukturierten, einfachen Geschichte oder Handlung basiert, ist das angemessen. Bei der Sprache können Eltern auf Einfachheit und Verständlichkeit achten. Gut ist auch, wenn die Erzählung des Films chronologisch oder in Episoden erfolgt und klare, lineare Abläufe anbietet. Werden Zeit- oder Ortssprünge vermieden, können Kinder dieser Altersgruppe gut dem Geschehen folgen. Wissensfragen beantwortet der Film am besten kindgerecht und unkompliziert.

Geschichten, in denen kleine HeldInnen ihre Umgebung erkunden und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, interessieren diese Altersgruppe besonders. Ein positiver Ausgang des Abenteuers ist wichtig, gute Unterhaltung und positive Gefühle sind unbedingt erwünscht und in diesem Alter sehr zu empfehlen:

Kinder im Alter von 6 und 7 Jahren

Im Alter von etwa sieben Jahren sind Kinder in der Lage, bereits die Relativität einzelner Handlungsperspektiven zu verstehen. Realität und Fantasie nehmen sie als verschieden voneinander wahr, haben demnach die Möglichkeit, das Filmgeschehen distanziert zu betrachten. Das gelingt noch nicht immer trennscharf, aber entwickelt sich mit zunehmendem Alter. Vielleicht haben Sie auch schon bei Ihrem Kind beobachtet, dass es sich selbst vor unangenehmen Filminhalten schützt, in dem es sich Augen oder Ohren zuhält. Wichtig zu wissen: Ihr Kind nimmt die Familie als Schutzraum wahr, Ihre Begleitung und Unterstützung beim Filme schauen ist also wichtig.

Für dieses Alter dürfen die Geschichten schon länger und vielschichtiger sein. Gut wäre, wenn sie noch unter der normalen Spielfilmlänge von 90 Minuten liegen, ihre Inszenierung nicht allzu spannend ist und genügend Entspannungsmomente bietet etwa durch beruhigende Szenen, Verlangsamung der Erzählweise oder durch musikalische Elemente. Vorteilhaft sind Filmgeschichten, die einen für Kinder nachvollziehbaren Abschluss finden, möglichst auch noch in Form eines Happy Ends. Dabei ist es wichtig, dass die dargestellten Figuren für junge ZuschauerInnen nachvollziehbar handeln und fühlen. Wählen Sie Filme, die auf nachvollziehbare Weise Bezug auf die Erlebnis- und Alltagswelt von Kindern dieser Altersgruppe nehmen. Geeignet sind unterhaltsame und abwechslungsreiche Präsentation von Informationen, keine Bilderfluten und/oder Informationsüberflutung, die sie aus allen Genres wählen können.

Die passenden Themen für Ihr Kind zu finden ist im Grunde leicht, denn Alltagsgeschichten von und mit Kindern, die etwa vom Schuleintritt erzählen, einen Blick in das Leben anderer Familien werfen oder das Thema Freundschaft aufgreifen, interessieren sicherlich. Wie verhalten sich Jungen, wie Mädchen aber auch die Rollen der Erwachsenen dürfen bereits vorsichtig hinterfragt werden. Im Bereich der Literaturverfilmungen finden sie Abenteuer- und Fantasy-Geschichten, ebenso wie klassische und moderne Kinderliteratur inklusive Märchenstoffen. Und wenn Sie Natur- und WeltentdeckerInnen in Ihrer Familie haben, entscheiden Sie sich für Wissenswertes in dokumentarischen Filmbeiträgen.