Studie: Medienkonsum mitverantwortlich für Bewegungsmangel

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In vielen deutschen Familien kommt Bewegung zu kurz. Das zeigt die „AOK-Familienstudie 2018“, die das IGES-Institut unter rund 5.000 Müttern und Vätern im Auftrag des AOK-Bundesverbandes durchgeführt hat. Zwar bewegen sich 45 Prozent der Eltern täglich mit ihren Kindern, für jede dritte Familie spielt körperliche Aktivität in der Freizeit aber keine Rolle. ExpertInnen bringen den mangelnden sportlichen Ausgleich auch mit steigendem Medienkonsum in Zusammenhang.

Ein Junge haelt einen Ball im Arm
StockSnap/Pixabay

45 Prozent der befragten Eltern bewegen sich täglich mit ihren Kindern, für jede dritte Familie spielt körperliche Aktivität in der Freizeit jedoch keine Rolle. Ein Grund könnte der zeitliche Stress von Eltern sein, den 40 Prozent der Befragten als größten Belastungsfaktor ansehen. Zwar ist die zeitliche Belastung im Vergleich zur letzten Studie vor vier Jahren leicht – um sechs Prozent – zurückgegangen, dafür sind aber partnerschaftliche Probleme im selben Maße angestiegen. Mittlerweile ist jeder Fünfte (20 Prozent) davon betroffen, 2014 waren es nur 14 Prozent.

Prof. Dr. Jutta Mata vom Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie der Universität Mannheim hat die Studie wissenschaftlich begleitet. „Nur zehn Prozent der Kinder sind so aktiv wie von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen. Diese Zahlen sind niedriger als in anderen repräsentativen Untersuchungen für Deutschland und spiegeln dennoch den gleichen Trend wider: Die körperliche Aktivität bei Kindern ist in Deutschland generell sehr gering.“

Mediennutzung bei Kindern länger als empfohlen

Eine Rolle spiele dabei auch der zunehmende Medienkonsum, den Mata deshalb kritisch sieht. „59 Prozent der Kinder von vier bis sechs Jahren nutzen Medien länger als empfohlen, am Wochenende liegt dieser Wert sogar bei 84 Prozent. Ähnlich sieht es bei den Kindern von sieben bis elf Jahren aus.“ Bewegungsdauer könne man am einfachsten durch einen aktiveren Alltag erhöhen. „Zeit ist – wie ja auch die Familienstudie gezeigt hat – die knappste Ressource und wenn ich für eine neue Aktivität wie Sport mehr Zeit haben möchte, dann muss ich auf etwas anderes verzichten. Das kann schwierig werden. Wenn ich aber in regelmäßige, alltägliche Tätigkeiten Bewegung integrieren kann, dann ist das eine niedrigschwellige und nachhaltige Möglichkeit, aktiver zu werden.“

Wohnumfeld beeinflusst Sportmotivation

Die AOK-Familienstudie widmet sich außerdem schwerpunktmäßig der Frage, welchen Einfluss die kommunale Infrastruktur auf die Bewegungsfreudigkeit von Familien hat. Kinder, die laut Eltern in einem attraktiven Wohnumfeld leben, bewegen sich im Schnitt an 3,8 Tagen pro Woche und damit 27 Prozent mehr als Kinder, die diese Bedingungen gar nicht vorfinden (drei Tage pro Woche). Ähnlich sieht es auch beim gemeinsamen Radfahren aus. Je mehr sichere und nutzerfreundliche Radwege vorhanden sind, desto häufiger machen Familien gemeinsam Radtouren. Zwar finden die meisten Familien bereits bewegungsfreundliche Bedingungen in ihrem direkten Wohnumfeld vor, dennoch wünschen sich mehr als 80 Prozent der Eltern bei Spielplätzen, Parks, Sportstätten und Radwegen weitere Verbesserungen.

„Als AOK können wir einen Beitrag leisten, Menschen zu informieren, zu motivieren und zu lotsen sowie gemeinsam mit anderen Partnern qualitätsorientierte Angebote zur gezielten Bewegungsförderung schaffen“, sagt AOK-Vorstand Jens Martin Hoyer. Einen wichtigen Verbündeten sieht Hoyer dabei in den Städten und Gemeinden: „Dass zur Bewegungsförderung eine ansprechende Gestaltung des öffentlichen Raumes zentral sein kann, darin sind wir uns mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund einig. Damit setzen wir auch ein Zeichen im Sinne des Präventionsgesetzes, das ganz klar eine Zusammenarbeit von Krankenkassen und Kommunen vorsieht.“

 

Dass zur Bewegungsförderung eine ansprechende Gestaltung des öffentlichen Raumes zentral sein kann, darin sind wir uns mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund einig. Damit setzen wir auch ein Zeichen im Sinne des Präventionsgesetzes, das ganz klar eine Zusammenarbeit von Krankenkassen und Kommunen vorsieht.

Jens Martin Hoyer, AOK-Vorstand

Grünanlagen und Verkehrskonzepte spielen wichtige Rolle

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) hat auf den Handlungsbedarf bereits im November 2017 hingewiesen und ein entsprechendes Positionspapier herausgebracht. Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des DStGB, nimmt die aktuelle AOK-Familienstudie zum Anlass, seine Forderungen zu bekräftigen: „Sport und Freizeit sind in der heutigen Gesellschaft wichtige Standortfaktoren und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Lebensqualität und zur Gesundheitsförderung in den Kommunen. Den Städten und Gemeinden ist bewusst, wie wichtig es ist, wohnortnahe Spiel- und Sportmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Neben den klassischen Sportplätzen oder Sporthallen werden in immer mehr Parks und Grünanlagen Sport und Bewegungsmöglichkeiten angeboten." Sinnvolle Verkehrskozepte seien ähnlich wichtig. Alles zusammen motiviere Eltern und Kindern zu einem gesünderen Lebensstil.