Medienerziehung nach der Trennung: Konflikte vermeiden

Die Trennung der Eltern ist für Kinder jeden Alters eine schwierige Zeit. Besonders verwirrend kann es sein, wenn ihre getrennt lebenden Eltern unterschiedliche Regeln für die Nutzung digitaler Medien aufstellen – weil sie sich uneinig sind oder sogar, weil sie über Fragen der Medienerziehung ihre Konflikte austragen. Auch wenn es schwerfällt: Es ist wichtig, dass die Eltern sich über grundsätzliche Regeln zur Mediennutzung einigen.

Eine Mutter sitzt mit einem Laptop auf dem Schoß auf der Couch, ihre Tochter liegt mit dem Kopf nach unten und den Füßen nach oben neben ihr.
Pexels/Ketut Subiyanto

Die Medienerziehung ist eine gemeinsame Aufgabe beider Elternteile, auch wenn sie getrennt leben. Das kann zur Herausforderung werden. Emotionen wie Trauer, Wut, Schuldgefühle und Angst sind oft mit der Trennung verbunden. Unter einer solchen emotionalen Belastung gemeinsam gute Lösungen zu finden, scheint dann in weite Ferne zu rücken. Oftmals ist es schwierig, Vereinbarungen zu finden, die für Erwachsene und Kinder passen, wenn sich Lebensumstände und Routinen der Eltern nach der Trennung sehr unterscheiden. Das gilt zum Beispiel für Ernährung und andere Aktivitäten, aber auch in Bezug auf Medien. Trotzdem sind digitale Medien in der Trennungssituation Teil des Alltags von Kindern und Erwachsenen. Wenn es Eltern gelingt, sich zu den wichtigsten Regeln abzustimmen, kann das nicht nur Konflikte vermeiden, sondern auch eine Basis für eine gute Zusammenarbeit in der Erziehung sein.

Mediennutzung in Trennungsfamilien

Eine Trennung ist für Kinder eine neue Situation, die sie erst verarbeiten müssen. Sie sind verunsichert und haben Angst vor der Veränderung. Vielleicht fürchten sie auch, ein Elternteil zu verlieren. Medienangebote spielen in dieser Zeit eine wichtige Rolle. Kinder nutzen sie, um sich zu trösten, abzulenken und emotional wieder aufzubauen. Geschichten und Filme können Kindern helfen, ihre eigene Situation besser zu verstehen. Gemeinsame Medienzeit, wie ein Kinobesuch und Fernsehen, aber auch gemeinsames Spielen, schaffen verbindende Momente. Diese helfen Kindern dabei, sich in die neue Lebenssituation einzufinden. Mediale Kanäle spielen auch für die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern eine wichtige Rolle: Ältere Kinder halten selbstständig den Kontakt zu dem Elternteil, das gerade nicht anwesend ist, über Nachrichten im Messenger oder Anrufe per Smartphone. Für Jüngere sind die Eltern in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass das Kind Mutter oder Vater kontaktieren kann, auch wenn es gerade mit dem oder der jeweils anderen Zeit verbringt.

Regeln schaffen Verbindlichkeit

Verbindliche Vereinbarungen von Anfang an sorgen für Klarheit und Verlässlichkeit – sowohl zwischen den Eltern als insbesondere auch für das Kind. Das gilt für die Mediennutzung genauso wie für alle anderen Lebensbereiche. Ein wichtiger Grundsatz lautet: Die Auseinandersetzungen der Eltern und die Regeln zur Mediennutzung müssen getrennt voneinander betrachtet werden. Bei einer Trennung ist es eine der großen Aufgaben der Eltern, trotz möglicher Unstimmigkeiten, in Erziehungsfragen gemeinsame Lösungen zu finden. Dazu gehören auch Fragen nach angemessenen Bildschirmzeiten, der Nutzung von Geräten und der Auswahl medialer Inhalte. Es ist zudem wichtig, dass andere Personen im Alltag der Kinder, wie Großeltern, BetreuerInnen in der Schule oder Eltern von FreundInnen, die Regeln ebenfalls anwenden und einhalten. Kinder merken schnell, wenn sich Erwachsene uneinig sind über ihre Mediennutzung. Dann entscheiden Kinder selbst, wie sie es wollen. In solchen Situationen verlieren beide Eltern. Daher gilt: Kompromisse und Einigkeit sind wichtig, auch wenn es manchmal schwerfällt. Um den Vereinbarungen mehr Verbindlichkeit zu verschaffen, hilft ein Mediennutzungsvertrag. Dort halten Erwachsene und Kinder schriftlich fest, welche gemeinsam getroffenen Regeln gelten und was passiert, wenn diese nicht eingehalten werden sollten.

Orientierungshilfen für Medienregeln

Jede Familie ist anders – genauso werden sich auch die Haushalte der getrennt lebenden Eltern unterscheiden. Daher ist klar, dass nicht alles gleich ablaufen kann – vom Tagesablauf über Freizeitaktivitäten bis zur Mediennutzung. In einigen Grundsatzfragen zum Umgang mit Medien sollten Eltern sich jedoch einig werden, um für das Kind nachvollziehbare Regeln aufzustellen.

  • Bildschirmzeit: Eine klare Gesamtzeit für die Nutzung von Bildschirmmedien pro Tag oder Woche, die am Alter und der Medienerfahrung des Kindes orientiert ist. Sie sorgt dafür, dass Kinder von den Medieninhalten nicht überfordert werden und genug Zeit bleibt für andere Interessen und Beziehungen in der analogen Welt. SCHAU HIN! bietet für Bildschirmzeiten eine Grundregel als Orientierungshilfe an.
  • Altersgerechte Inhalte: Eltern müssen sich auf eine Leitlinie einigen, welche Medieninhalte für das Alter und die Erfahrung des Kindes angemessen sind. Eine gute Orientierung können pädagogische Ratgeber sein, die Inhalte wie Filme, Serien und Spiele testen und bewerten. Für TV und Streamingdienste sind Flimmo und Kinderfilmwelt gute Anlaufstellen. Bei Games unterstützen SpieleratgeberNRW und Spielbar. Nehmen Eltern diese Altersempfehlungen als Ausgangspunkt, haben sie eine gemeinsame Grundlage für die Entscheidung, ob ein Angebot geeignet ist oder nicht.
  • Sicherheitseinstellungen: Einstellungen an Geräten und auf Plattformen sorgen für mehr Jugend- und Datenschutz. Können Eltern sich auf die wichtigsten Einstellungen verständigen und halten sich bei den Geräten und Plattformen, die ihre Kinder in ihrem Haushalt nutzen, zuverlässig daran, haben die Kinder bei beiden Elternteilen einen Basisschutz. Hinweise zu sinnvollen Einstellungsmöglichkeiten und Anleitungen für die einzelnen Geräte und Plattformen gibt es bei medienkindersicher.
  • Neue Geräte: Bevor ein Elternteil ein neues Gerät für das gemeinsame Kind anschafft, zum Beispiel ein Smartphone oder eine Konsole, müssen die Nutzungsregeln unter den Erwachsenen geklärt werden.

Zusätzlich zu verbindlichen Regeln sind Gespräche über die Mediennutzung wichtig – zwischen Eltern und Kindern und zwischen den Erwachsenen. Dabei können die Erwachsenen ihrem Kind erklären, warum Absprachen und Begrenzungen notwendig sind, damit sie die Regeln – ihrem Alter entsprechend – verstehen und besser einhalten können. Der Austausch der Eltern untereinander ist hilfreich, um frühzeitig zu erkennen, wenn das Kind an einem Thema besonderes Interesse zeigt und ob das Kind immer mehr Zeit vor dem Bildschirm verbringt. So können die Eltern bestehende Regeln bei Bedarf anpassen.