Künstliche Intelligenz „ChatGPT”: Chancen und Risiken für Kinder

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Im Internet können Kinder mit Künstlicher Intelligenz zusammenarbeiten. Neue Chatprogramme wie ChatGPT eröffnen Heranwachsenden zahlreiche Möglichkeiten. Bei SCHAU HIN! erfahren Eltern, was es für eine sichere Nutzung zu beachten gibt.

Kelly Sikkema/Unsplash

Neue Technologien stellen Eltern vor die Herausforderung, die Chancen und Risiken für ihre Kinder abzuwägen. Aktuell fordert „ChatGPT” Eltern und Erziehende heraus. ChatGPT ist ein Künstliches-Intelligenz-Modell (KI), das von der Firma OpenAI entwickelt wurde. Das Chatprogramm versteht Texteingaben und kann selbst sinnvolle Antworten erzeugen. Dabei greift es jedoch nicht auf vorgefertigte Textbausteine zurück, sondern nutzt maschinelles Lernen, um auf die Eingaben zu reagieren – basierend auf dem, was es aus Daten aus dem Internet gelernt hat. Das Tool kann verwendet werden, um eine große Bandbreite an Aufgaben auszuführen wie Texterstellung, Zusammenfassungen oder Übersetzungen.

Nicht nur Erwachsene, sondern auch viele Kinder und Jugendliche probieren den Chatbot derzeit aus. NutzerInnen müssen sich dazu ein Profil erstellen und per E-Mail oder mit einem Google- oder Microsoft-Konto registrieren. Zudem wird eine Mobilnummer benötigt. Die Anbieter setzen für die Nutzung ein Mindestalter von 18 Jahren voraus. Die Erklärungen, mit denen NutzerInnen sich über das Künstliche-Intelligenz-Modell informieren können, sind auf Englisch – der Chatbot selbst kann allerdings auch auf Deutsch bedient werden.

Was es bei ChatGPT zu beachten gibt

Auch wenn von Künstlicher Intelligenz die Rede ist, kann ChatGPT die Bedeutung oder die Absicht hinter dem von ihm erzeugten Text nicht verstehen. Es kann nur der Anfrage entsprechend passende Antworten auf der Grundlage der Daten erstellen, mit denen es trainiert wurde. Deswegen müssen NutzerInnen einige Punkte beachten:

  • Falsche Informationen
    Es gibt keine Garantie, dass die Antworten von ChatGPT immer Fakten entsprechen. Die Anwendung kann möglicherweise ungenaue, irreführende oder nicht aktuelle Inhalte generieren. Eltern sollten erklären, dass es wichtig ist, die Glaubwürdigkeit von Informationen zu hinterfragen. Außerdem können sie ihnen gute verlässliche Wege aufzeigen, diese selbst zu prüfen.  
  • Unangemessene Inhalte
    ChatGPT ist ein ungefiltertes System, das auf jede Eingabe reagieren kann und keinen gesonderten Schutz für junge NutzerInnen bietet. Kinder und Jugendliche könnten so auf anstößige oder Inhalte stoßen. Zwar haben die Anbieter Einschränkungen eingerichtet, um die Erzeugung von Hassrede und anderen beleidigenden Inhalten zu minimieren, jedoch ist es immer noch möglich, dass das Modell solche Inhalte trotzdem erstellt.
  • Datenschutz
    Kinder und Jugendliche sollten sich bewusst sein, dass ihre Daten gesammelt und möglicherweise weiterverwendet werden können, da ChatGPT aus den Eingaben der NutzerInnen lernt. Als Regel sollte deshalb festgelegt werden, dass Heranwachsende keine sensiblen oder persönlichen Daten in den Chat eingeben, von denen sie nicht wollen, dass andere Menschen sie in die Finger bekommen könnten.
  • Rechte
    Vorsicht beim Teilen der erstellten Texte – laut dem Urheberrecht gibt es ein Recht am eigenen Werk, aber wie dies bei KI-Texten gehandhabt wird, ist eine komplizierte Angelegenheit. Es gibt keine eindeutige Rechtsprechung darüber, ob solche Schriftstücke als eigenständiges Werk gelten und ob das Urheberrecht daran bei den EntwicklerInnen, bei den BenutzerInnen oder den UrheberInnen der genutzten Daten liegt.

Bei Jüngeren ist es ratsam, ChatGPT gemeinsam zu erkunden und zunächst nur unter Aufsicht von Erwachsenen zu nutzen. Währenddessen können nicht nur die Potentiale der Anwendung ausprobiert, sondern auch die Grenzen und Risiken besprochen werden. Eltern sollten ihr Kind ermutigen, sich kritisch mit den Inhalten auseinanderzusetzen und diese zu hinterfragen. Wenn Heranwachsende den Chatbot eigenständig nutzen, sollten sie sich stets an ihre Eltern wenden können, wenn ihnen etwas komisch vorkommt oder sie Fragen haben.

Nicht für Hausaufgaben nutzen

Dass Anwendungen wie ChatGPT einige Aufgaben des Alltags vereinfachen können, ist vielen Kindern und Jugendlichen schnell klar. Deshalb kann es schwierig sein, ihnen zu erklären, warum sie ChatGPT nicht für die Bearbeitung ihrer Hausaufgaben nutzen sollten. Eltern können betonen, dass Hausaufgaben dazu dienen, das Gelernte zu wiederholen, anzuwenden und zu vertiefen – und das geht am besten, wenn sie die Übungen alleine erledigen. Wenn Kinder sich diese Aufgaben abnehmen lassen, lernen sie möglicherweise nicht das, was sie eigentlich lernen sollen. Außerdem gelten dieselben Regeln wie beim Abschreiben: Es ist nicht erlaubt, fremde Arbeiten abzugeben. Hausaufgaben mit Hilfe von ChatGPT zu erstellen und diese dann als eigene Lösungen abgeben, ist eine Form von Betrug. Eltern sollten zudem das Vertrauen ihres Kindes in eigene Fähigkeiten stärken: Texte und Antworten, die von ihnen selbst erstellt wurden, sind meist origineller und kreativer als die von ChatGPT. Wenn Jugendliche unbedingt mit ChatGPT arbeiten wollen, können Eltern und Kinder gemeinsam ausprobieren, wie das Programm zum Beispiel als Recherchehilfe eingesetzt werden kann, ähnlich einer Suchmaschine.

Kinder fördern

Neue Technologien bieten immer auch neue Chancen für NutzerInnen. Die Beschäftigung mit ChatGPT kann Heranwachsende anregen, kreativ zu sein, Interessen zu entdecken und Talente zu entfalten. Eltern und Kinder können ChatGPT auf ganz viele verschiedene Arten nutzen, um dabei Medienkompetenz zu fördern oder einfach eine lustige Medienzeit miteinander zu verbringen:

  • Wenn ChatGPT Informationen zusammengetragen hat, können Kinder und Eltern anschließend Nachforschungen durchführen. Wie leicht kommen NutzerInnen per Google-Suche auf dasselbe Ergebnis? Stimmen sie mit den Antworten überein? Wie können Fragen formuliert werden, um bessere Ergebnisse zu erhalten?
  • Gemeinsam Quatsch machen: Witze schreiben, Rätsel generieren oder chatten. Das führt zu lustigen, skurrilen Texten und macht Groß und Klein Spaß.
  • Aus der Nutzung können auch Ideen für analoge Beschäftigungen entstehen. ChatGPT kann Kindern und Jugendlichen zum Beispiel Anregungen und Inspirationen für Geschichten liefern, die sie zum kreativen Schreiben nutzen können.
  • Kinder und Eltern können gemeinsam Medienkritik üben, indem sie ChatGPT verwenden, um Social-Media-Posts oder Werbesprüche zu erzeugen und dann zu diskutieren: Warum sind Beiträge von InfluencerInnen so ähnlich aufgebaut? Oder: Welche Überschrift macht dich am meisten neugierig?
  • Die Beschäftigung mit der Chat-Anwendung kann bei Heranwachsenden auch das Interesse an künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen wecken – am besten fördern Eltern dies mit altersgerechten Informationen über die Funktionsweisen, zum Beispiel bei ZDF tivi.