Immer mehr Kinder sind von Cybermobbing betroffen

Mehr als zwei Millionen Kinder und Jugendliche sind Opfer von Cybermobbing. Seit 2017 steigt die Zahl stark an – das zeigt die Studie „Cyberlife V – Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern", die das Bündnis gegen Cybermobbing vorgestellt hat. SCHAU HIN! fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Ein Mädchen senkt denk Kopf, die Haar vor dem Gesicht.
Carolina Heza/Unsplash

In Deutschland sind aktuell 18,5 Prozent der SchülerInnen von Cybermobbing betroffen. Das sind 1,8 Prozent mehr als noch im Jahr 2022. Die Zahl stieg in den vergangenen Jahren rasant an. Zum Vergleich: 2017 gaben 12,7 Prozent der Kinder und Jugendlichen an, bereits Cybermobbing erlebt zu haben.

In der nun erschienen Studie wurden rund 4.200 SchülerInnen von sieben bis 20 Jahren, 1.000 Eltern und 630 LehrerInnen zum Thema befragt.

Cybermobbing vor allem im persönlichen Umfeld

Cybermobbing geschieht selten anonym. Das zeigt auch die Studie: Zwei Drittel der Betroffenen gaben an, die TäterInnen persönlich zu kennen. Meistens stammen diese aus der eigenen Klasse oder Schule. Über 80 Prozent der Fälle geschehen demnach im schulischen Umfeld. Am häufigsten handelt es sich dabei um Beschimpfungen oder Beleidigungen, gefolgt von Gerüchten und Verleumdungen. Insgesamt nehmen die Lehrkräfte an Schulen ein sehr gewaltbereites soziales Klima wahr, so die Studie weiter. Dieses wird durch die Anonymität im Internet zusätzlich verschärft.

Schwerwiegende Folgen für Betroffene

Sind Kinder und Jugendliche von Cybermobbing betroffen, kann das für sie zahlreiche gesundheitliche Probleme mit sich bringen: von körperlichen Beschwerden, wie zum Beispiel Kopf- oder Magenschmerzen, bis hin zu psychischen Auswirkungen wie Angst- und Schlafstörungen oder Depressionen. 

Über die Hälfte der Betroffenen gab in der Studie an, sich vor allem verletzt zu fühlen, 43 Prozent waren wütend und fast ein Drittel ist durch das Cybermobbing verängstigt. Viele der Betroffenen sind verzweifelt. Besonders alarmierend: 13 Prozent der Kinder und Jugendlichen gaben an, deshalb schon einmal zu Alkohol, Tabletten oder Drogen gegriffen zu haben, und rund ein Viertel der Betroffenen berichteten von Suizidgedanken.

Überforderung an Schulen

Das Thema Cybermobbing ist sowohl im privaten Umfeld der Kinder und Jugendlichen als auch an Schulen ein wachsendes Problem. Die befragten PädagogInnen fühlen sich dabei oft überfordert. Rund 80 Prozent gaben an, dass Cybermobbing an ihrer Schule ein Problem sei.

Besonders wichtig sind an Schulen Prävention und Aufklärung. Das zeigen auch die Zahlen: An Schulen mit guter Präventionsarbeit gibt es weniger Fälle von Cybermobbing. Aber:  Nur wenige der befragten LehrerInnen finden, dass an ihre Schule wirksam gegen Cybermobbing vorgegangen wird. Zwar gibt etwas über die Hälfte der befragten Lehrkräfte gibt an, dass die SchülerInnen an ihrer Schule lernen, wie man sich bei Cybermobbing verhält, jedoch werden die Betroffenen darüber hinaus nur wenig unterstützt, so die Studie. Dieses Bild spiegelt sich auch bei den Kindern und Jugendlichen wider. Auch diese geben an, dass nur wenige Schule ausreichend Prävention bieten.

Eltern müssen für ihre Kinder eine feste Ansprechperson bleiben, sich für ihre Mediennutzung und -erlebnisse interessieren und bei Anzeichen für ein verändertes Verhalten aufmerksam sein. Außerdem ist es hilfreich, wenn Eltern den jungen NutzerInnen zeigen, an wen sie sich bei Problemen wenden können. Hilfeforen wie Juuuport oder jugend.support oder die „Nummer gegen Kummer“ (116 111) bieten Unterstützung.