Cybergrooming: Missbrauch im Netz

Über Soziale Netzwerke, Messenger und Online-Games kommen Heranwachsende leicht in Kontakt mit Fremden. Immer wieder werden Vorfälle bekannt, bei denen Kinder und Jugendliche im Netz sexuelle Übergriffe durch Erwachsene erleben. Auch wenn der Kontakt nur online stattfindet, machen sich die TäterInnen des sexuellen Missbrauchs strafbar. Deren Vorgehen zu kennen, hilft Eltern dabei, Heranwachsende vor Missbrauch im Netz zu schützen.

Eine Junge Frau sitzt auf dem Boden und Hand das Gesicht in den Händen
iStock.com/KatarzynaBialasiewicz

Cybergrooming (vom Englischen „grooming“, auf deutsch: anbahnen oder vorbereiten) ist das gezielte Ansprechen Minderjähriger über das Internet mit dem Ziel, sexuelle Kontakte anzubahnen. Dabei werden Kinder belästigt und aufgefordert, Nacktaufnahmen zu übersenden oder sich mit den TäterInnen im realen Leben zu treffen. Die TäterInnen gehen gezielt vor – anonym oder unter falschem Namen. Sie suchen Kontakt zu den Minderjährigen, versuchen Vertrauen aufzubauen und das Kind in Abhängigkeiten zu verstricken.

So gehen TäterInnen vor

Kontakt herstellen

TäterInnen sprechen die Kinder über beliebte Dienste wie Messenger, Soziale Netzwerke, Videoportale oder Online-Spiele an. Sie nutzen ein Fake-Profil und geben sich dabei als gleichaltriges Kind aus. Manchmal täuschen sie auch vor, bei einer Modelagentur oder einer Zeitschrift zu arbeiten, die junge Talente castet und stellen in Aussicht, das Kind berühmt zu machen.

Identität erfahren

TäterInnen versuchen oft, das Alter und Geschlecht des Kindes herauszufinden, indem sie weitere Fotos, Links zu Online-Profilen oder Video-Anrufe fordern.

Vertrauen aufbauen

TäterInnen gewinnen das Vertrauen des Kindes und manipulieren seine Wahrnehmung, um es in eine Abhängigkeit zu verstricken. Sie täuschen Verständnis für das Leben des Kindes und seine Probleme vor. Interesse zeigen TäterInnen auch über Likes und Kommentare auf die vom Kind geposteten Inhalte in Sozialen Netzwerken oder auch in Form von kleinen virtuellen Geschenken in Spielen.

Übergriffe vorbereiten

Die TäterInnen verlangen schließlich, die Kommunikation über private Nachrichten oder auf anderen Plattformen wie WhatsApp fortzusetzen. In diesen von anderen nicht einsehbaren Bereichen fragen sie das Kind nach seinem Aussehen, seinen Erfahrungen. Sie übersenden pornografisches Material und fordern es auf, selbst Bild- oder Videomaterial von sich zu senden, das Nacktheit oder sexuelle Handlungen zeigt. Per Video-Anruf soll das Kind sich live vor der Kamera zu präsentieren, ihre eigene Kamera lassen die TäterInnen in der Regel aus, um die falsche Identität zu wahren.

Erhalten die TäterInnen dieses Material, setzen sie es ein, um die Kinder zu erpressen. Sie drohen damit, die Bilder und Videos zu veröffentlichen, wenn das Kind sich jemandem anvertraut oder sich weigert, weitere Missbrauchsdarstellungen zu senden. Die TäterInnen schlagen jetzt reale Treffen vor. Betroffene Kinder haben oft Hemmungen, sich Eltern oder anderen Vertrauenspersonen mitzuteilen, weil sie Sanktionen fürchten oder sich sogar selbst schuldig fühlen.

So kann Cybergrooming enttarnt werden

Pädosexuelle TäterInnen gehen überlegt vor, um Kinder zu manipulieren. Doch Eltern und auch Kinder sind keineswegs schutzlos. Schon einfache Maßnahmen bieten einen ersten Schutz. Eltern können ihrem Kind raten, misstrauisch zu werden, wenn die Online-Bekanntschaft…

  • sehr viele Komplimente und dann anzügliche Kommentare macht,
  • Verständnis für „alles“ hat und eine bemüht jugendliche Sprache nutzt,
  • erklärt, dass sie ModelagentIn ist und das Kind berühmt machen kann,
  • fragt, wo sein Computer steht und ob es alleine davor sitzt,
  • persönliche Daten, aber auch Bilder verlangt,
  • ein unglaubwürdiges Profil etwa mit Bildern bekannter Persönlichkeiten hat,
  • möchte, dass das Kind Video-Anrufe annimmt, und dabei erklärt, dass die eigene Kamera kaputt ist,
  • rät, niemandem von dem Chat oder der Bekanntschaft zu erzählen,
  • von einer Plattform zu einem Messenger wechseln oder sich heimlich treffen will.