Online-Spiele: Worauf muss ich achten?

Gerade viele Kinder und Jugendliche sind fasziniert von Online-Spielen, die es für jeden Geschmack und jedes Genre gibt. Die Games sind spannend und herausfordernd, die SpielerInnen vernetzen sich online mit Gleichgesinnten. Wie bei anderen Spielangeboten besteht die Gefahr, mehr Zeit damit zu verbringen, als man eigentlich möchte – allerdings können bei den Spielen im Netz noch online-bezogene Probleme hinzukommen. In der Gaming-Welt im Internet können auch Risiken für den Jugend- und Datenschutz und Kostenfallen lauern. SCHAU HIN! fasst zusammen, was den Reiz von Online-Spielen ausmacht und was es für Eltern dabei zu beachten gilt.

Computerspiel auf einem PC-Bildschirm
Sean Do/Unsplash

Faszination Online-Spiele

Die Spielhersteller haben für nahezu jedes Interesse das geeignete Online-Spiel, ob Action-, Denk- und Gesellschaftsspiele, Jump and Run, Shooter, Strategie, Simulation, Rollenspiele oder Sport. Bei Online-Spielen können Kinder und Jugendliche live mit anderen in Gruppen spielen, sich untereinander austauschen und zusammen an Kampagnen oder Strategien arbeiten. Dabei kommt es auf den/die Einzelne*n an, da alle ihre Fähigkeiten optimal einbringen müssen und Anerkennung von den MitspielerInnen erfahren. Um die soziale Komponente zu steigern, sind die meisten Online-Spiele auch mit Sozialen Netzwerken wie Facebook verknüpft. Darüber können SpielerInnen Spielstände posten oder andere zum Mitspielen auffordern und werden dafür oft mit einem Spielbonus belohnt. 

Verschiedene Typen bei Online-Spielen

Online-Spiele unterscheiden sich nicht dadurch was, sondern auch wo gespielt wird.

  • Browser-Spiele
    Sie werden mittels eines normalen Web-Browsers gespielt. Ein Software-Download beziehungsweise die Installation eines Programms sind nicht erforderlich. Der Browser wird als Schnittstelle zwischen SpielerIn und Spielwelt genutzt. Bei Browser-Spielen handelt es sich oft um relativ einfache Spiele mit sehr geringen Einstiegshürden, die zu Beginn nur geringen Zeitaufwand erfordern.
  • Spiele mit Online-Modus
    Für komplexere Spiele muss eine Software installiert werden – entweder per Download oder von einer CD. Viele Spiele sind heute mit Online-Modi ausgestattet. Hier können entweder zusätzliche Gegenstände erworben werden oder weitere Spielwelten erkundet werden. Oft gemeinsam mit anderen Online-SpielerInnen – gegeneinander oder im Team. 
  • MehrspielerInnen-Online-Spiele
    Sehr beliebt sind Multiplayer-Online-Games (MehrspielerInnen), kurz MMOGs. MMOGs sind häufig Rollenspiele: Die SpielerInnen wählen eine virtuelle Spielfigur, einen Avatar, aus und entwickeln deren Fähigkeiten mit ihrer Spielerfahrung ständig weiter. In einer Gruppe von MitspielerInnen, die Clan oder Gilde genannt wird, lösen sie so gemeinsam Aufgaben oder Missionen.
  • Second Life
    Virtuelle Welten wie Second Life sind keine Online-Spiele im engeren Sinne, werden aber häufig in diesem Zusammenhang diskutiert. Hier führen NutzerInnen quasi eine Leben in einer Art Parallelwelt, die oft sehr detailliert realistische Umgebungen abbildet. SpielerInnen stehen hier in einem ständigen Kontakt zu anderen SpielerInnen beziehungsweise deren Spielfiguren.

Vernetzte Games: Datenschutz und Privatsphäre beachten

Viele Online-Spiele erfordern eine Registrierung der SpielerInnen und die Preisgabe persönlicher Daten. Hier gilt eine besondere Vorsicht und die Faustregel: Weniger ist mehr. Falls eine E-Mail-Adresse verlangt wird, ist es sinnvoll, ein Pseudonym oder eine eigens für solche Zwecke eingerichtete Adresse zu verwenden. Hier gilt es, besonders darauf zu achten, dass die Nicknames keine Rückschlüsse auf das Alter oder den Wohnort des Kindes zulassen. Bei vielen Online-Spielen lassen sich Privatsphäreeinstellungen aktivieren, sodass das Kind nicht von jedem/r Unbekannten zu einer gemeinsamen Partie aufgefordert werden kann. Wenn möglich sollten MehrspielerInnenspiele nur mit bekannten Gleichaltrigen in einem geschützten Raum gespielt werden – über das Teilen eines Passworts oder im selben WLAN-Netzwerk. 

Wenn Eltern in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) und/oder Datenschutzbestimmungen schauen, können sie herausfinden, wofür die Daten genutzt werden – beispielsweise für Werbezwecke. Besser noch ist es, Anbieter auszusuchen, bei denen keine persönlichen Daten wie Social-Media-Profil oder Telefonnummer benötigt werden. Wenn Sie sich oder Ihr Kind von so einem Spiel abmelden, haben Sie einen Anspruch darauf, dass alle Daten gelöscht werden.

Jugendschutz beim Gaming – geeignete Inhalte auswählen

Bei der Auswahl von digitalen Spielen sollte stets darauf geachtet werden, dass sie altersgerecht sind. Bei der Auswahl helfen Ihnen pädagogische Empfehlungsportale wie der Spieleratgeber NRW. Am besten testen Sie das Spiel aber auch selbst und achten etwa darauf, ob es realistische Gewalt enthält. Falls das Spiel Chats anbietet, sollten diese moderiert sein, damit jugendbeeinträchtigende Inhalte und Links entfernt werden. Die Interaktionsmöglichkeiten bergen jedoch auch weitere Risiken: Über In-Game-Chats werden Beleidigungen oder Propaganda-Beiträge verschickt oder Kinder von Erwachsenen mit sexuellen Hintergedanken kontaktiert. 

Kosten bei Online-Games im Blick halten

Die meisten reinen Online-Spiele sind zunächst grundsätzlich kostenlos, finanzieren sich aber über kostenpflichtige Erweiterungen. Dieses Modell wird „Freemium“ genannt, eine Mischung aus dem englischen „free“, also zu Deutsch „kostenlos“, und „Premium“ wie Bezahlangebote für zusätzliche Spielrunden oder Spielitems, die den Spielerfolg steigern. Diese werden oft strategisch so eingesetzt, dass es ohne Kauf nur schwer vorangeht oder sie genau in dem Moment angeboten werden, in dem Kinder ansonsten Fortschritte verlieren würden, zum Beispiel indem sie einen neuen Versuch oder ein neues Leben mit Geld durch den Kauf freischalten können. Kritisch ist, dass häufig nicht ersichtlich ist, dass das Umrechnen in eine spieleigene Währung das Gefühl für reale Kosten mindern kann. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Kind vermitteln, dass diese Angebote echtes Geld kosten. Anfangs ist von solchen Spielen ganz abzusehen, mit mehr Spielerfahrung und zunehmenden Alter können Sie mit Ihrem Kind ein festes Budget vereinbaren. Generell gilt: Ohne die Einwilligung der Eltern können Minderjährige keine Verträge eingehen, aus denen Kosten entstehen. Allerdings ist es im Streitfall oft Auslegungssache, ob Jugendliche Spielerweiterungen mit ihrem eigenen Taschengeld bezahlen können. Um bei Online-Käufen auf Nummer sicher zu gehen, müssen Eltern Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, die den ungewollten Zugriff auf Bezahloptionen oder hinterlegte Kreditkarteninformationen verhindern.

Auch bei Games, für die beim Kauf Geld investiert wurde, können immer häufiger zusätzliche Inhalte erworben werden. Die beschleunigen den Spielverlauf oder verbessern den Avatar. Besonders Käufe von Lootboxen können rasch außer Kontrolle geraten. Hier gilt genauso: Mit Kindern über die Kosten sprechen und gegebenenfalls ein Budget vereinbaren.

Werbung in Online-Spielen

Eine weitere wichtige Einnahmequelle für Hersteller von Online-Spielen ist Werbung auf der Webseite oder sogar im Spiel. Häufig ist diese Werbung selbst sehr spielerisch gestaltet, so dass gerade jüngere Kinder gar nicht erkennen, dass es sich um kommerzielle Angebote handelt – und führt oft direkt in den App Store oder zu Kaufangeboten. Durch raffinierte Mechanismen versuchen Anbieter die NutzerInnen dazu zu bringen, die Werbeclips anzuschauen: SpielerInnen können zum Beispiel in manchen Games durch das Anschauen von Werbung Gewinne erhalten, die sie im Spiel weiter voranbringen. Teilweise werden sie sogar dazu aufgefordert, eine weitere App herunterzuladen und bis zu einem bestimmten Level zu spielen, um im ursprünglichen Spiel Vorteile zu erhalten. Eltern sollten daher darauf achten, dass Games möglichst werbefrei sind oder zumindest die Werbung deutlich gekennzeichnet ist und keine ungeeigneten Inhalte oder direkte Kauffaufforderung für Kinder enthält.

Zeitbudgets festlegen

Da die virtuellen Welten in Online-Games quasi unendlich weiterlaufen und -existieren, auch wenn die SpielerInnen nicht online sind, geraten Kinder häufig unter Druck. Wenn sie die Spiele online in einer Gruppe spielen, kann ein gewisser Zugzwang entstehen, möglichst viel Zeit in den gemeinsamen Spielerfolg zu investieren oder dafür zu sorgen, dass die bisherigen Erfolge erhalten bleiben. Auf Spiele-Plattformen im Internet sind die Runden oft kurz, sodass Heranwachsende dazu verleitet werden, „kurz noch“ einen weiteren Versuch zu wagen. Bei Spiele-Apps erhalten die SpielerInnen häufig auch Push-Nachrichten zum Beispiel darüber, dass eine neue Kampagne oder eine neue Aktion startet, und werden aufgefordert, sich wieder dem Spiel zu widmen. Besonders bei Spielen, die mit Wartezeiten arbeiten, damit neue Missionen oder Gewinnmöglichkeiten freigeschaltet werden und in denen Erfolge verloren gehen, wenn nicht regelmäßig das Spiel geöffnet wird, werden NutzerInnen an das Spiel gebunden. Bei Kindern und Jugendlichen gilt es hier, verbindliche Regelungen über Spielzeiten zu treffen.