Online-Werbung – ein Risiko für Kinder?
Kinder müssen erst lernen, Werbung als solche zu erkennen und ihre Intention zu verstehen. Immer vielfältigere und raffiniertere Werbeformen auf Websites, in Apps oder in Sozialen Netzwerken erschwert das. Neben leicht identifizierbaren Werbeformen, wie beispielsweise Bannerwerbung, gibt es auch versteckte Werbung, die direkt zu kostenpflichtigen Angeboten wie In-App-Käufen oder Abonnements führt. Nicht selten werden beim Surfen zudem personenbezogene Daten wie das Surfverhalten der NutzerInnen erfasst, so dass Warenangebote genau auf den Nutzer oder die Nutzerin zugeschnitten werden können. SCHAU HIN! klärt über die Risiken auf.
Kinder und Werbung
Online-Werbung kann für Kinder problematisch sein, weil das Spektrum an Werbeformen im Internet breiter und differenzierter ist als bei anderen Medien und Kinder durch die Interaktivität stärker anspricht. Kinder im Vor- und Grundschulalter können noch nicht sicher zwischen redaktionellen und werblichen Inhalten unterscheiden. Erst mit zunehmender Erfahrungen und fortschreitendem Alter werden die Erkennungsmerkmale für Werbung, wie klare Kennzeichnung oder Platzierung, erlernt.
Das Erkennen von Werbung geht dabei jedoch nicht zwangsläufig mit einem Verständnis für die Absicht einher. Zwar ist das Wort Werbung oftmals bekannt, gerade für junge Kinder sind die wirtschaftlichen Hintergründe und Motive noch nicht ersichtlich. Besonders kritisch wird Werbung, wenn sich hinter bunten Bildern ungeeignete Inhalte befinden, Gewinnspiele der Weitergabe persönlicher Daten dienen oder sich vermeintliche Gratis-Angebote als Kostenfallen entpuppen. Werbung enthält oftmals eine direkte werbliche Ansprache an Kinder, manche sogar die direkte Aufforderung zum Kauf von Produkten oder In-App-Käufen.
Negativ für die kindliche Entwicklung ist, wenn Werbung Kinder beim Surfen im Internet verwirrt, verunsichert oder behindert. Problematisch und unzulässig können Werbeformen sein, die direkte Kaufaufforderungen an Kinder enthalten, die nicht gekennzeichnet sind und damit die Unerfahrenheit der Kinder ausnutzen sowie nicht altersgerechte Werbeinhalte, die einer freien Persönlichkeitsentwicklung entgegenwirken können, z.B. Gewaltdarstellungen, Geschlechterrollenklischees, Partnerschaftsbörsen etc.
Formate in der Online-Werbung
- Pre-Rolls sind kurze Spots, die etwa auf YouTube vor dem angewählten Film oder vor einem Computerspiel laufen. Meist kann man nach wenigen Sekunden diese überspringen.
- Banner können am oberen, unteren oder seitlichen Rand einer Website erscheinen. Mit einem Klick landet man auf der Seite des Werbetreibenden.
- Pop-ups tauchen beim Öffnen der Seite in einem Fenster auf und lassen sich, oft über ein [x] leicht schließen.
- Overlays legen sich über die komplette Seite und müssen weggeklickt werden, um zum Inhalt zu gelangen.
- Logos oder die Nennung von Marken und Sponsoren sind meist direkt in den Inhalt eingebunden und lassen sich nicht davon unterscheiden.
- Gewinnspiele und Verlosungen sind oft von Werbetreibenden unterstützt und fordern oft die Eingabe von Daten zur Teilnahme.
Produktplatzierungen in den Sozialen Netzwerken
Eine kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten in Sozialen Netzwerken ist im Bezug auf Werbung essentiell für Heranwachsende. Viele beliebte InfluencerInnen sind so bekannt, dass sie mit ihren Videos und Fotos auf YouTube oder Instagram viel Geld verdienen. Es wird gezieltes Product Placement betrieben – Produkte werden in Videos in die Kamera gehalten und empfohlen oder auf einem schönen Bild für Instagram drapiert. Dass es sich dabei um Werbung handelt und nicht um nette Empfehlungen für ZuschauerInnen und FollowerInnen, können viele Kinder und Jugendliche nur schwer durchschauen.
Diese Vermarktung zu erkennen ist umso schwerer, denn inwiefern die Influencer von den beworbenen Marken Geld erhalten, bleibt oft im Dunkeln. Nur manchmal findet sich ein Hinweis, dass es sich um einen "Sponsored Post" oder „Ad“ handelt.
InfluencerInnen auf der Plattform Instagram sind dazu übergegangen alle Inhalte, auf denen sich Verlinkungen befinden, als Werbung zu kennzeichnen. Das macht die Situation jedoch noch unübersichtlicher. Auch die Markierung von Orten oder anderen Influencern gilt nun als Werbung, obwohl sie das im klassischen Sinne nicht ist.
Schutz vor und Sensibilisierung für Werbung
Es braucht Erfahrung und eine kognitive Reife bis Werbung von Kindern erkannt und auch als solche durchschaut wird. SCHAU HIN! empfiehlt Eltern, ihre Kinder frühzeitig über die unterschiedlichen Werbeformen aufzuklären und bei der Mediennutzung zunächst auf werbefreie, kindgerechte Inhalte zu achten. Gerade bei den ersten Schritten im Netz sollten Kinder nicht durch Werbung abgelenkt werden, sondern das Netz in einem geschützten Surfraum ungestört erkunden können
- Frühzeitig aufklären
Früh über die verschiedenen Werbeformen wie Produktplatzierungen, Banner, Pop-Ups oder Gewinnspiele und über dahinter stehende wirtschaftliche Absichten sprechen. - Gemeinsam surfen
Surfanfänger begleiten, eigenes Nutzerkonto einrichten, Sicherheits-einstellungen aktivieren und altersgemäße, möglichst werbefreie Kinderseiten und -Apps zeigen. - Regeln vereinbaren und Vertrauen schaffen
Mit dem Kind vereinbaren, welche Seiten und Apps es nutzen darf sowie dass es sich bei Problemen an die Eltern wendet, z.B. wenn es über Werbung auf eine ungeeignete Seite gelangt ist etc. - Daten schützen
Kindern muss vermittelt werden, dass sensible Daten nicht unbedarft weitergegeben werden sollten, auch wenn ein spannender Gewinn lockt. Formulare, z.B. für Gewinnspiele, unbedingt prüfen, immer gemeinsam ausfüllen und dabei versuchen sensible Daten auszusparen oder dafür eine zweite E-Mail-Adresse einrichten. - Werbung blocken
Werbeblocker helfen dabei, dass bestimmte Formen von Werbung nicht mehr angezeigt werden. Den Browser so einstellen, dass Cookies nur in Einzelfällen aktiviert und die Browser-Historie nach Beenden der Sitzung gelöscht wird. Ad-Tracking in den Einstellungen untersagen. Technische Hilfsmittel bieten jedoch keinen alleinigen Schutz vor Werbefallen und ersetzen nicht die aufmerksame Begleitung durch die Eltern. - Apps vorher testen
Insbesondere Apps sollten vorab auf mögliche In-App-Käufe überprüft werden. Ggf. In-App-Käufe am Gerät deaktivieren oder mit einer Code-Sperre versehen. Für jüngere Kinder geeignete Apps ohne In-App-Käufe wählen.