Pornografie-Konsum bei Heranwachsenden

Wann kommen Heranwachsende mit Pornografie zum ersten Mal in Kontakt? Was macht das Interesse an pornografischen Inhalten bei Jugendlichen aus? Wie nutzen sie sexuell explizite Inhalte? Mit diesen Fragestellungen haben sich verschiedene Studien beschäftigt. Die verschiedenen Ergebnisse gibt es hier.

Ein Maedchen sitzt in einem dunklen Zimmer und schaut auf ihr Smartphone
Tony Lam Hoang/Unsplash

Die Angaben, wie viele Jugendliche Erfahrung mit (Internet-)Pornografie gemacht haben, schwanken stark. Laut der repräsentativen Dr. Sommer-Studie 2016 der Jugendzeitschrift Bravo spielt für die Mehrheit der befragten Mädchen und die Hälfte der befragten Jungen Pornografie keine Rolle. Mehr Jungen als Mädchen haben Interesse an pornographischen Inhalten: Die Hälfte der 15-jährigen Jungen und ein Drittel der Mädchen im selben Alter haben schon „echte Pornos“ gesehen: die große Mehrheit im stationären (85%) sowie im mobilen Internet (30% der Mädchen und 41% der Jungen).

Porno = Sexuelle Aufklärung?

Laut der Studie der Bundeszentrale für gesellschaftliche Aufklärung (BzgA) „Jugendsexualität 2015“ informieren sich 39 Prozent der weiblichen und 50 Prozent der männlichen 14- bis 17-Jährigen im Internet über sexuelle Themen. Für Jungen mit Migrationshintergrund hat das Internet einen noch höheren Stellenwert (57%) als für Jungen aus deutschen Familien (47%). Mädchen unterscheiden sich hingegen nicht nach Herkunft, was das Internet als bisherige Informationsquelle für sexuelle Themen betrifft.

Jugendsexualität im Internetzeitalter?

Nach BZgA-Studie „Jugendsexualität im Internetzeitalter“ von 2013 nutzen viele der 160 befragten Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren das Internet. Mädchen sehen Pornografie später, seltener und nutzen sie fast nie zur Masturbation. Nicht einmal zehn Prozent der Mädchen, aber 80 % der Jungen haben mehr als sporadische Erfahrung mit Pornografie im Internet; keine der Mädchen, aber ein Drittel der Jungen sehen Pornos öfter als zwei Mal die Woche. Anders als Mädchen nutzen Jungen Pornografie zudem häufig im Kreise Gleichaltriger. Mädchen zeigen häufiger eine Abneigung gegen pornografische bzw. erotische Darstellungen, während Jungen sie eher als erregend beschreiben.

Immer früher: Erstkontakt mit Pornografie

Eine Befragung der Universitäten Hohenheim und Münster von 2017 zeigt, dass der Erstkontakt mit sexuell explizitem Material mit ungefähr 14 Jahren stattfindet (Jungen: 14; Mädchen 14,8). Bei der Hälfte der befragten Jugendlichen ist dies gewollt, differenziert man zwischen den Geschlechtern, so kommen nur 37 Prozent der Jungen ungewollt mit Pornografie in Kontakt, während es bei den Mädchen 60 Prozent sind. Insgesamt nutzen Jungen pornografische Angebote öfter als Mädchen.

Über diese Erfahrung sprechen nur vier Prozent der Jugendlichen mit erwachsenen Bezugspersonen wie Eltern oder Lehrern. Ein Gespräch kommt dann zu Stande, wenn Jugendliche die Inhalte als abstoßend oder belustigend wahrgenommen haben. Die Studie macht deutlich, dass Pornografie-Konsum kein randständiges Mediennutzungsphänomen ist, sondern eine verbreitete Form der jugendlichen Mediennutzung darstellt.