Abhör-Software: Auch Kinder-Apps sind betroffen

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Recherchen der New York Times haben ergeben, dass knapp 1000 Apps für Smartphones mit einer Art digitalem Spionage-Werkzeug ausgestattet sind. Der Vorwurf: Sobald die Apps auf dem Handy sind, wird über das Mikrofon des Geräts zugehört, was bei den NutzerInnen passiert. So wird erkannt, was die Menschen im Fernsehen sehen, um Marktforschung zu betreiben. Betroffen sind auch viele Kinder-Apps.

weißes Smartphone liegt auf dem Tisch mit verschwommenem Hintergrund
Thom/Unsplash

Es geht um Apps wie "Pool 3D" und "Honey Quest" mit einem animierten Bären - wer diese Spiele spielt, muss damit rechnen, dass das Smartphone die Umgebungsgeräusche scannt. Ziel: Zu hören, was im Fernsehen läuft. So erkennt die Software, welche Werbung gesehen wird. Die BenutzerInnen werden so unbemerkt zu MarktforscherInnen. Das eingebaute digitale Werkzeug dafür soll auch funktionieren, wenn die App gar nicht aktiv genutzt wird.

Das System der Abhör-Software

Die betroffenen Apps nutzen eine Software von Alphonso, einem Start-up, das Daten von FernsehzuschauerInnen ermittelt - unter anderem, welche Werbung wie oft konsumiert wird. Das Prinzip ist ähnlich wie etwa bei der populären Musikerkennungs-App "Shazam". Der vom Smartphone ermittelte Ton wird einer Datenbank abgeglichen und so aus den vorher erfassten Songs der Titel, der läuft, erkannt. Bei Werbung funktioniert das ähnlich.

Das interessante für die Werbeindustrie: Es lässt sich mit der Funktion und dem im Smartphone verbauten GPS zum Beispiel ermitteln, ob jemand, nachdem er mehrfach eine Werbung gesehen (beziehungsweise gehört) hat, einen bestimmten Supermarkt plötzlich häufiger aufsucht.

NutzerIn stimmt Abhören zu

Laut New York Times sind mehr als 250 Spiele mit der Alphonso-Software im Android-Store (Google). Auch in Apples App Store tauchen einige auf. Auf Anfrage der US-Zeitung hat die Firma erklärt, Stimmen würden nicht aufgezeichnet und in den App-Beschreibungen sowie den Geschäftsbedingungen auf das Vorgehen hingewiesen. Zudem sei das Programm nicht zur Nutzung in Kinder-Software gedacht. Der Test der Times ergab aber, dass es durchaus in entsprechenden Spielen genutzt werde.

Was Eltern beachten können

SCHAU HIN! empfiehlt, genau hinzuschauen, welche Apps heruntergeladen werden. Auch, wenn es oft lange und komplizierte Texte sind - ein Blick in die Geschäftsbedingungen und App-Beschreibungen lohnt sich immer. Außerdem können auch nach dem Download viele Zugriffsberechtigungen einer App wieder deaktiviert werden - so auch das Mikrofon.

Empfehlungen für gute Kinder-Apps finden Eltern zum Beispiel durch Softwarepreise, wie dem TOMMI, oder bei Klicktipps.