Aufwachsen mit Smartphone: Bitkom-Studie 2022

Sehr früh kommen Kinder und Jugendliche mit Smartphones in Kontakt. Erst nutzen viele das der Eltern, später haben die meisten ein eigenes Gerät. Die Nutzungsregeln dazu verändern sich im Laufe des Älterwerdens – das zeigt die Kinder- und Jugendstudie 2022 im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. SCHAU HIN! fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

Drei kleine Mädchen sitzen nebeneinander
Charlein Gracia/Unsplash

Für die Kinder- & Jugendstudie 2022 der Bitkom wurden Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren zu ihrer Mediennutzung befragt. Ihre Angaben beruhen auf Selbstauskünften, bei den Jüngeren im Beisein der Eltern. In der Studie berichten die Heranwachsenden, welche Geräte und Dienste sie wie lang nutzen. Die Befragung liefert auch Erkenntnisse darüber, welche Absprachen Familien in Bezug auf die Mediennutzung ihrer Kinder treffen sowie welche Chancen und Risiken die jungen NutzerInnen in ihrem Medienalltag bereits erfahren haben.

Technologiesprung Smartphone

Smartphones gehören ab dem Grundschulalter zum Alltag dazu: 66 Prozent der Sechs- bis Neunjährigen nutzen bereits ab und zu ein Smartphone – entweder selbstständig oder zusammen mit ihren Eltern. Ein eigenes Gerät haben allerdings noch die wenigstens in dieser Altersgruppe (20 %). Danach steigt der Smartphonebesitz mit zunehmendem Alter rasant an: Bei den Zehn- bis Zwölfjährigen sind es schon 86 Prozent, bei den 13- bis 15-Jährigen sogar 95 Prozent. Im Langzeitvergleich kommen Kinder und Jugendliche der Bitkom-Studie zufolge immer früher mit digitalen Endgeräten in Kontakt: Im Jahr 2014 nutzten lediglich 20 Prozent der jüngsten NutzerInnen zwischen sechs und sieben Jahren ab und zu ein Smartphone.

Mediennutzung – alles geregelt?

Der Sprung, den Kinder und Jugendliche mit einem Smartphone machen, zeigt sich auch in den Absprachen, die Eltern mit ihren Kindern treffen. Genau ein Viertel (25 %) der Sechs- bis Neunjährigen gibt an, dass ihre Eltern sie bitten, nicht zu viel Privates zu posten. In der Altersgruppe der Zehn- bis Zwölfjährigen sind es hingegen schon 69 Prozent und bei den Jugendlichen zwischen 13 und 15 Jahren sind es drei Viertel (75 %). In vielen Familien wird auch schon früh darüber gesprochen, was online erlaubt ist und was nicht: 60 Prozent der Kinder zwischen sechs und neun Jahren geben an, dass ihre Eltern ihnen diese Verhaltensregeln erklären. In dem Alter, in dem die meisten Heranwachsenden ein Smartphone bekommen, führen noch mehr Familien Gespräche darüber (66 % bei Zehn- bis Zwölfjährigen, 65 % bei 13- bis 15-Jährigen).

Die Mediennutzungszeit von Kindern und Jugendlichen ist häufig nicht sehr stark geregelt: Sieben von zehn Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren dürfen digitale Medien nach eigenen Angaben in ihrer Freizeit ohne zeitliche Beschränkung nutzen (68 %). Dabei erzählen die Heranwachsenden, dass ihre Eltern immer weniger vorgeben, je älter sie werden: So dürfen drei Viertel (76 %) der Sechs- bis Neunjährigen sowie 58 Prozent der Zehn- bis Zwölfjährigen nur eine bestimmte Zeit online sein – bei den 13- bis 15-Jährigen trifft das noch auf drei von zehn zu (30 %), bei den 16- bis 18-Jährigen lediglich auf fünf Prozent. Allerdings haben 35 Prozent aller Befragten das Gefühl, online zu viel Zeit zu verbringen.

Die Kinder- & Jugendstudie 2022 gibt aber auch Einblicke, wie die jungen NutzerInnen selbst ihren Medienalltag regeln: Viele von ihnen, die mindestens ein Soziales Netzwerk nutzen, setzen sich mit ihrer Privatsphäre auseinander. 69 Prozent der Zehn- bis 18-Jährigen wissen, wie sie ihre Privatsphäreeinstellungen ändern können. Wer weiß, wie es geht, macht davon häufig Gebrauch: 83 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit entsprechendem Vorwissen haben ihre Privatsphäre-Einstellungen bereits aktiv geändert. Lediglich sechs Prozent ist die Möglichkeit unbekannt.

Positive und negative Online-Erfahrungen

Grundsätzlich bietet das Internet Heranwachsenden viele Chancen: 68 Prozent der Befragten finden es gut, online immer mit FreundInnen in Kontakt sein zu können. Etwa jede/r Dritte (31 %) hat über das Netz schon neue Freundschaften geschlossen. Zudem haben knapp zwei Drittel (64 %) online ihr Wissen erweitern können.

Allerdings haben 45 Prozent bereits negative Erfahrungen im Internet machen müssen. Dazu zählen zum Beispiel angsteinflößende Inhalte (19 %), Beleidigungen oder Mobbing (17 %) und das Verbreiten von Lügen über die Person (12 %). Sexuelle Belästigung ist ein Problem, das vor allem Mädchen betrifft: So wurde bereits fast jedes zehnte Mädchen im Alter zwischen zehn und 18 Jahren von Gleichaltrigen im Netz sexuell belästigt (9 %), jedes zwanzigste Mädchen von Erwachsenen (5 %). Jungen werden hingegen sehr viel seltener damit konfrontiert (1 % bzw. 2 %).

Damit Kinder und Jugendliche sowohl die Chancen, die Medien ihnen bieten, selbstbestimmt nutzen können, als auch den Risiken von Sozialen Netzwerken begegnen können, brauchen sie die Unterstützung ihrer Eltern: Generell redet nur ein Drittel (34 %) der Familien regelmäßig mit ihren Kindern über deren Online-Erfahrungen. Wichtig ist jedoch, dass Eltern mit ihrem Kind in jedem Alter über seine Mediennutzung im Gespräch bleiben und dass sie sich ehrlich für seine Aktivitäten im Netz interessieren. Gibt es dieses vertrauensvolle Verhältnis, merken Eltern, wenn es etwas gibt, was dem Kind Sorgen bereitet und können es so besser vor Risiken schützen.