Europol warnt vor Cybergrooming durch Gruppen

News

Die europäische Polizeibehörde warnt vor kriminellen Gruppen, die online gezielt Minderjährige manipulieren, um sie zu sexuellen Handlungen oder Gewalttaten zu drängen. Besonders auf Gaming-Plattformen halten die Mitglieder nach Opfern Ausschau. Bei SCHAU HIN! finden Eltern die wichtigsten Informationen zum Thema.

Annie Spratt / unsplash

Während in den Nachrichten häufig vor EinzeltäterInnen gewarnt wird, weist Europol nun auf die zunehmende Gefahr von extremen Cybergrooming durch gewalttätige Gruppen hin. Diese Gruppierungen seien wie Sekten organisiert und zielten vor allem auf verletzliche Kinder und Jugendliche, die sie zu Gewalttaten und dem Erstellen und Versenden von Nacktaufnahmen oder pornografischen Videos zwingen.

Der Begriff „Cybergrooming“ bezeichnet das bewusste Ansprechen Minderjähriger über das Internet mit dem Ziel, sexuelle Kontakte anzubahnen. Dabei werden Kinder manipuliert, mit pornografischen Aufnahmen konfrontiert und aufgefordert, Nacktaufnahmen zu übersenden oder sich mit den TäterInnen im realen Leben zu treffen.

Kinder mit psychischen Problemen besonders gefährdet

Den Informationen von Europol zufolge suchen die Gruppen gezielt in sozialen Medien, bei Streaming-Diensten oder auf Gaming-Plattformen nach potenziellen Opfern. Oft würden Kinder im Alter von acht bis 17 Jahren einer ethnischen oder sexuellen Minderheit mit psychischen Problemen in das Visier der TäterInnen geraten. In einigen Fällen haben sich TäterInnen sogar in Online Selbsthilfe-Gruppen eingeschleust.

Macht und Kontrolle als Motivation

Laut dem Bericht der Polizeibehörde in Den Haag geht es um Gruppen, die wie Sekten rund um eine charismatische Führungsperson organisiert seien. Die inhaltliche Motivation scheint der gewaltsame Zusammenbruch der modernen Gesellschaft durch die Verbreitung von Ideologien, Chaos und Terror zu sein. 

Europol betont, dass diese Gruppen miteinander verbunden seien und TäterInnen und Opfer auf globaler Ebene rekrutierten. Die Mitglieder konkurrieren miteinander und müssen Videos mit extremer Gewalt, Morddarstellungen oder sexueller Ausbeutung von Kindern teilen. Je mehr Videos sie hochladen, desto höher würden sie in der Gruppe stehen. Das Ziel dieser Gruppen sei es, Minderjährige in Abhängigkeitsverhältnisse zu bringen, um sie zu kontrollieren und systematisch auszubeuten – bis hin zum sexuellen Missbrauch oder der Anstiftung zu kriminellen Taten. 

Das können Eltern tun, um ihre Kinder zu schützen

  • Über Risiken sprechen
    Eltern und Erziehende können Kinder über die Risiken auf sozialen Netzwerken aufklären und besonders über die Gefahren im Chat mit Fremden sprechen. Es ist wichtig, Kindern zu erklären, warum sie keine intimen Details und persönliche Fotos mit unbekannten Personen online teilen sollten.
  • Mindestalter einhalten 
    Die meisten Plattformen haben ein Mindestalter von zwölf oder 13 Jahren. Diese Plattformen sind demnach nicht für jüngere Kinder geeignet. Erziehende sollten darauf Acht geben, dass Kinder die Zugangssperren nicht umgehen.
  • Vertrauen stärken
    Eltern bleiben Vertrauenspersonen, indem sie ihrem Kind signalisieren, dass es sich an sie wenden kann, wenn ihm etwas komisch vorkommt.
  • Nutzung begleiten
    Bei jüngeren Kinder ist es sinnvoll, die Nutzung des Internets aktiv zu begleiten, Sicherheitseinstellungen zu aktivieren und ungeeignete Apps zu verbieten. Bei älteren Kindern und Jugendlichen werden gemeinsam Regeln zur Nutzung des Internets und Apps vereinbart. Eltern können im Gespräch Unterstützung anbieten und verdeutlichen, dass sie immer helfen werden, wenn etwas Komisches passieren sollte.
  • Cybergrooming anzeigen
    Sollte es zu Übergriffen kommen, gilt es, Beweise mit Screenshots zu sichern – bei HateAid finden Eltern eine Anleitung zum rechtssicheren Erstellen von Beweisen. Danach können Eltern sich an die Polizei wenden, um Anzeige zu erstatten. Über die Plattform fragzebra.de kann Cybergrooming anonym gemeldet werden.