PISA-Studie: SchülerInnen erkennen Fake News schlecht
– NewsEine zusätzliche Auswertung von Daten aus der aktuellen PISA-Studie zeigt: Knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen fühlt sich nicht in der Lage, Informationen im Internet auf ihre Qualität zu beurteilen. Im OECD-Vergleich schneidet Deutschland damit schlechter ab als der Durchschnitt. SCHAU HIN! hat sich die Ergebnisse genauer angeschaut.

Die PISA-Studie wird alle drei Jahre, ab 2025 alle vier Jahre, in über 80 Ländern durchgeführt. Befragt werden hierfür 15-Jährige, die seit mindestens einem Jahr eine Schule im entsprechenden Land besuchen. Neben den regulären Fragen zu ihren Kenntnissen in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaft wurde in der jüngsten Studie 2022 auch die Nutzung digitaler Medien miterfasst. Ein ForscherInnenteam der Technischen Universität München hat diese Zahlen nun ausgewertet.
Das Ergebnis: Etwas mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Jugendlichen gaben an, problemlos Informationen im Internet zu finden. Aber nur knapp die Hälfte (47 Prozent) fühlt sich in der Lage, die Qualität dieser Informationen zu beurteilen. Circa 60 Prozent vergleichen dazu verschiedene Quellen. Rund ein Drittel der Befragten teilt außerdem Information direkt auf Social Media, ohne sie vorher auf Richtigkeit zu überprüfen.
Deutschland unter dem Durchschnitt
Mit diesen Zahlen liegt Deutschland etwas unter dem Durchschnitt der OECD-Staaten: Insgesamt gaben rund 51 Prozent aller Jugendlichen an, Informationen fundiert beurteilen zu können. Im OECD-Durchschnitt vergleichen außerdem 72 Prozent der Befragten verschiedene Informationsquellen.
Die Studie zeigt: Es besteht Nachholbedarf. Das weiß auch der Leiter der PISA-Studie in Deutschland, Prof. Samuel Greiff vom Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) an der Technischen Universität München (TUM): „Vielen Schülerinnen und Schülern gelingt es leider nicht ausreichend, Fake News als solche zu identifizieren. Sie haben einen erheblichen Nachholbedarf beim kritischen und reflektierten Umgang mit Informationen im Internet. Die PISA-Studie unterstreicht, dass dieser Mangel dringend angegangen werden muss, um Jugendliche auf die Herausforderungen der digitalen Welt vorzubereiten.“
Zusammenhang mit sozioökonomischem Status
Zusätzlich hat das Forschungsteam ausgewertet, wie der sozioökonomische Status mit der Einschätzung ihrer digitalen Kompetenzen zusammenhängt. So gaben zum Beispiel SchülerInnen an Gymnasien häufiger an, Informationen zu überprüfen, bevor sie diese auf Social Media teilen (77 Prozent). Auffällig ist auch, dass Mädchen dies laut eigener Aussage häufiger tun als Jungen.
Neben dem Geschlecht spielt aber auch das Elternhaus eine Rolle. Je höher der sozioökonomische Status der Eltern ist, desto besser schätzen Jugendliche beispielsweise ihre digitalen Fähigkeiten ein.
Einfluss durch Lehrkräfte
Auch die digitale Kompetenz der Lehrkräfte und deren Offenheit gegenüber digitalen Medien hat einen Einfluss auf die Jugendlichen. Auffällig ist dabei, dass deutsche Lehrkräfte im Vergleich zum OECD-Durchschnitt seltener digitale Tools im Unterricht verwenden. Oft fehlt an deutschen Schulen der Zugang zu digitalen Medien. Nur knapp die Hälfte der befragten SchülerInnen gaben zum Beispiel an, dass es an ihrer Schule ausreichend digitale Medien für alle gibt.
Lehrkräften kommt eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Medienkompetenz zu. Jedoch gaben in der Studie nur knapp die Hälfte der SchülerInnen an, dass ihre Lehrkräfte ihrer Meinung nach über die dazu erforderlichen Kompetenzen verfügen. Nur knapp 60 Prozent stimmen der Aussage zu, dass die Lehrkräfte offen dafür sind, digitale Medien auch im Unterricht zu nutzen. Die Zahlen zeigen: Die wahrgenommene Kompetenz der Lehrkräfte wirkt sich auf die Selbstwahrnehmung der SchülerInnen aus. Schätzen die Befragten die Kompetenz ihrer LehrerInnen als ausreichend ein, weisen sie zum Beispiel Falschinformationen häufiger aus, wenn sie diese teilen.
Tipps für Eltern
Nicht nur in der Schule, auch zuhause ist es für Kinder und Jugendliche wichtig, den verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien zu lernen. Eltern sollten mit ihren Kindern über das Thema sprechen und ihnen erklären, wie sie seriöse Quellen erkennen. Der „SWR Fakefinder“, das „Fake-News Bingo“ oder das Game „Ezra“ können dabei unterstützen, sich spielerisch mit dem Thema auseinanderzusetzen. Auch unter seitenstark.de oder klicksafe.de finden Eltern zahlreiche Materialen zur Unterstützung.