Der „Pride Month“ in den Medien

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Der „Pride Month“ Juni soll für mehr Sichtbarkeit der LGBTQIA+- Community, also Menschen mit diversen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten, sorgen. Bei SCHAU HIN! lesen Eltern, warum es wichtig ist, Kindern Zugang zu vielfältigen Medienangeboten und Austauschmöglichkeiten zu ermöglichen.

Eine Person schwenkt eine große Fahne in Regenbogenfahnen.
Raphael Renter/Unsplash

Die Farben des Regenbogens sind jedes Jahr im „Pride Month“ zu sehen, der für Toleranz und Akzeptanz der Vielfalt von Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten oder sexuellen Orientierungen steht. Diese Themen finden sich auch in der Medienwelt von Kindern und Jugendlichen wieder: In Online-Netzwerken können sie sich zugehörig fühlen, in Filmen und Serien finden sie HeldInnen, die sie sich zum Vorbild nehmen. Beides trägt zur Entwicklung der eigenen Identität von Kindern und Jugendlichen bei und schafft Bewusstsein.

Zusammenhalt im Netz

Queer

Deutsch: „seltsam“. Selbstbezeichnung von Menschen, die nicht heteronormativen Vorstellungen von Sexualität oder von binärem Geschlecht (männlich/weiblich) entsprechen. Früher im Englischen als Schimpfwort gebraucht.

Kindern und Jugendlichen fällt es oft nicht leicht, sich bei intimen Themen ihren Eltern oder anderen Vertrauenspersonen zu öffnen. Dazu zählen auch ihre sexuelle Orientierung und ihre Geschlechtsidentität. Wenn die Heranwachsenden das Gefühl haben, dass diese davon abweichen, was in der Gesellschaft als normal wahrgenommen wird – also dass sie „queer“ sind – , trauen sie sich vielleicht nicht, Personen in ihrem privaten Umfeld davon zu erzählen und Fragen zu stellen. Daher suchen viele online nach Kontakten, noch bevor sie sich vor ihrem persönlichen Umfeld outen. In Netz-Communitys finden queere Jugendliche Rückhalt und können sich erstmal anonym mit Menschen vernetzen, die in einer ähnlichen Situation sind. Die Communitys stellen oft „geschützte Räume“ dar und tragen einen wichtigen Teil zur Identitätsbildung bei.

Außerdem können queere Jugendliche sich Gehör verschaffen und für die Belange der Community engagieren. Das Internet bietet Gelegenheiten, selbst aktiv zu werden und beispielsweise über eigene Erfahrungen zu bloggen. Es kann jedoch auch sein, dass die Community oder einzelne Personen zur Zielscheibe von queerfeindlichen Kommentaren werden. Wenn Eltern ihr Kind gegen Hass im Netz sensibilisieren, ihnen zeigen, wie sie StörerInnen blockieren und melden sowie sich mit Privatsphäreeinstellungen schützen können, machen sie es dagegen stark. Zudem ist es wichtig, ein offenes Ohr dafür zu haben, was ein Kind in seinem Medienalltag erlebt und was es möglicherweise belastet.

Auch Kinder und Jugendliche, die nicht in Queer-Communitys im Netz unterwegs sind, können online solche Angriffe miterleben. Es hilft, wenn Eltern ihr Kind für die Perspektiven derjenigen sensibilisieren, die von Hass im Netz betroffen sind. Auch wenn sie selbst nicht betroffen sind, können Heranwachsende sich für Vielfalt und Akzeptanz stark machen und gegen Hetzbotschaften wenden. Solche Beiträge sind wichtige Zeichen für Demokratie und zeigen Solidarität mit den Opfern von Hassattacken.

Vielfalt und Repräsentation

Gerade Kinder und Jugendliche befinden sich in einer Phase ihres Lebens, in der Vorbilder eine wichtige Orientierungshilfe sind. Soziale Netzwerke, Sendungen im Fernsehen oder Games helfen Heranwachsenden dabei herauszufinden, wer sie sind oder wer sie sein wollen. Allerdings kann es schädlich sein, wenn ihnen dabei nur begrenzte Möglichkeiten und Ideale gezeigt werden: Veraltete Klischees und starre Rollenbilder zeichnen ein Bild von Geschlechterrollen, Geschlechtsidentität und Sexualität, in dem sich nicht alle Menschen wiederfinden. Neben anderen vermeintlichen Idealen entsprechen berühmte Persönlichkeiten und beliebte fiktive Figuren meist der Cisgender- und heterosexuellen Norm: Ihre Geschlechtsidentität stimmt mit dem Geschlecht überein, das ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde („cisgender“), und ihre sexuellen sowie romantischen Wünsche richten sich an Personen eines anderen Geschlechts, wobei damit eine entweder weiblich oder männlich gelesene Person gemeint ist („heterosexuell“).

Das löst ein Gefühl von „Anderssein“ oder sogar „Falschsein“ bei denjenigen aus, die sich nicht in den gezeigten Vorbildern wiederfinden. Eltern können ihr Kind unterstützen, kritisch zu bleiben: Beim gemeinsamen Fernsehen können zum Beispiel Klischees und vermittelte Werte hinterfragt werden. Das gemeinsame Diskutieren und Reflektieren ist ein gutes Mittel, Heranwachsenden eine selbstbestimmte Werte-, Meinungs- und Persönlichkeitsbildung zu ermöglichen.

Mehr als nur gängige Stereotype zu besprechen, hilft es, alternative Rollenbilder anzubieten. Eltern können bei der Auswahl von Medienangeboten darauf achten, nach Gegengewichten zu der vermeintlichen „Norm“ zu suchen – insbesondere in den vom Kind bereits konsumierten Medienformaten. Gute Medienangebote haben das Potenzial, ein Bewusstsein für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zu schaffen. Ein Qualitätsmerkmal ist, dass die Figuren und Personen respektvoll gezeigt, in ihrer Komplexität dargestellt und nicht auf ihr Queersein, also zum Beispiel ihre Homosexualität, reduziert werden. Wichtig ist auch, nicht nur über Personen zu sprechen, die von der gesellschaftlichen Norm abweichen, sondern sie selbst zu Wort kommen zu lassen. Auf YouTube gibt es einige Kanäle, auf denen Jugendliche und junge Erwachsene ihre Erlebnisse im Alltag und ihre Gefühle zum Beispiel während des Outings dokumentieren. Durch solche Medienangebote werden auch Kinder und Jugendliche konfrontiert bzw. sensibilisiert, die selbst nicht unmittelbar mit den Themen sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität betroffen sind.

Medienangebote kindgerecht auswählen

Viele Jugendliche nutzen das Internet, um sich über Themen rund um sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zu informieren. Nicht alle Suchbegriffe landen immer auf Seiten mit passenden, altersgerechten Informationen. Sinnvoll ist es deswegen, Kindern sichere Wissensseiten zu zeigen oder mit Sucheinstellungen vor unerwünschten Seiten zu schützen.

Am besten sprechen Eltern mit ihrem Kind darüber, dass es sich immer an sie wenden kann, wenn es etwas nicht versteht, Unterstützung braucht oder auf Seiten stößt, die es verunsichern. Dann sollten Eltern sich die Zeit nehmen, die Fragen altersgerecht zu beantworten und passende Beratungsangebote zu suchen. Wichtig ist auch eine offene Dialogkultur in der Familie, damit Themen wie Sexualität nicht als Tabu gelten. Das macht es Jugendlichen nahezu unmöglich, Fragen über Sexualität und Geschlechtsidentität zu stellen.

Schon für die jüngsten NutzerInnen können Eltern informative Medienangebote zu LGTBQIA+-Themen auswählen: Die Sachgeschichten der Maus erklären kindgerecht. Auf der Website der Kindernachrichten „logo!“ finden Heranwachsende viele spannende Fakten und Erklärungen gesammelt. Für ältere Jugendliche kann das Talkformat „Auf Klo“ auf YouTube, Instagram und TikTok interessant sein, das für junge NutzerInnen ein sicherer Raum für alle Tabuthemen rund um Liebe, Sex und mentale Gesundheit ist. Eltern können sich auch über lokale Hilfs- und Beratungsangebote aus dem breiten queeren Spektrum informieren und ihrem Kind zeigen, an wen sie sich bei Problemen außerhalb von Familie und FreundInnen wenden können – so können sie sich in Hilfeforen wie juuuport.de oder jugend.support oder bei der Nummer gegen Kummer (116 111) bei Problemen austauschen und Unterstützung finden.