Messenger Apps für Kinder – sichere Alternativen zu WhatsApp

WhatsApp ist zwar der meistgenutzte Messenger, aber viele Familien sind auf der Suche nach guten Alternativen. Welche Dienste kann mein Kind ansonsten nutzen und wie sicher sind sie? Bei SCHAU HIN! erfahren Eltern alles über die unterschiedlichen Messenger-Angebote.

Ein Mädchen sitzt mit Smartphone in der Hand auf der Couch
iStock.com/fotosipsak

Ein Messenger ist besonders sicher, wenn Nachrichten nicht von Dritten einsehbar sind und sie keine Schlüsse auf den Nutzer oder die Nutzerin und das Nutzungsverhalten ziehen können. Nachrichten und andere Inhalte können durch Verschlüsselung geschützt werden, bei personenbezogenen Daten sollte auf sensiblen Umgang mit Metadaten geachtet werden.

WhatsApp

WhatsApp ist trotz Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nicht sicher. DatenschützerInnen kritisieren WhatsApp, weil es die sogenannten Metadaten speichert, beispielsweise Geräteinformationen, Telefonnummer und Nutzungsdauer. Zum Vergleich stellen wir sie vor:

  • Mindestalter: 16 Jahre
  • Speicherung der Inhalte beim Anbieter: ja (aber keine Chat-Inhalte)
  • Anmeldung: Mobilfunknummer
  • Zugriff auf Kontakte aus dem Adressbuch: Bei Installation wählbar. Ohne Zugriff ist Funktionalität eingeschränkt. Bei Zustimmung werden auch Daten von Kontakten gespeichert, welche die App nicht nutzen.
  • Funktionen: Chatten (einzeln und in Gruppen), (Video-)Sprachnachrichten, Sprach- und Videotelefonie, Standortmitteilungen, Austausch von Kontakten, Versand von Dokumenten, Umfragen, Status-Postings, Einmalansicht.
  • Verschlüsselung: Ende-zu-Ende (Schwachstellen der Verschlüsselung in Gruppenchats)
  • Quelltext: Nicht öffentlich
  • Metadaten: Werden gesammelt (für Statistiken und rechtliche Zwecke). Nicht für kommerzielle Zwecke genutzt.

Telegram

Lange galt die App Telegram als sichere Alternative zu WhatsApp. Bei Telegram handelt es sich eher um eine Mischung aus Messenger und Sozialem Netzwerk, was für Heranwachsende mit Risiken verbunden ist. Standardmäßig ist in der App keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eingestellt, in Gruppenchats ist diese sichere Form der Verschlüsselung gar nicht möglich. Mittlerweile ist die App stark in die Kritik geraten: nicht nur für mangelnden Datenschutz, sondern auch für die Verbreitung von Fake-News, Extremismus und Verschwörungserzählungen.

  • Mindestalter: 16 Jahre
  • Speicherung der Inhalte beim Anbieter: Ja
  • Anmeldung: Rufnummer (Muss nicht identisch zu der Nummer des Geräts sein), danach auch Kontakt über Nutzungsnamen möglich. 
  • Zugriff auf Kontakte aus dem Adressbuch: Ja
  • Funktionen: Chatten, Sprachnachrichten, (öffentliche) Gruppenchats, Kanäle, bei denen nur ausgewählte Personen schreiben können, Bild- und Videoversand, Umfragen, Standortübermittlung, Sprach- und Videotelefonate, selbstlöschende Nachrichten
  • Verschlüsselung: Ende-zu-Server (Cloud-basierte Chats) und Ende-zu-Ende (Geheime Chats – Nicht in Gruppen möglich)
  • Quelltext: öffentlich aber proprietär
  • Metadaten: ja (werden unverschlüsselt verarbeitet)

Sichere Alternativen

Signal

  • Mindestalter: 13 Jahre mit Einverständnis der Eltern, sonst 16 Jahre
  • Speicherung der Inhalte beim Anbieter: Keine
  • Anmeldung: Mobilfunknummer
  • Zugriff auf Kontakte aus dem Adressbuch: Automatisch (Kontakte werden anonymisiert mit dem Server abgeglichen und dann gelöscht)
  • Funktionen: Chatten, Sprachanrufe, Videoanrufe, Versand von Bildern und Videos, Gruppenchats (Besonderes Feature: Löschbare Nachrichten. NutzerInnen können ein Zeitfenster (5 Sekunden bis eine Woche) wählen, nach welchem die Nachrichten automatisch gelöscht werden)
  • Verschlüsselung: Ende-zu-Ende (mit Langzeitverschlüsselung)
  • Quelltext: Offen verfügbar
  • Metadaten: Sparsam bis keine Speicherung

Signal ist für Android und iOS kostenlos verfügbar.

Threema

  • Mindestalter: Keins bei einem anonymen Konto (bei der Anmeldung über E-Mail oder Telefonnummer unter 16 Jahren wird die Erlaubnis der Eltern benötigt)
  • Speicherung der Inhalte beim Anbieter: Keine
  • Anmeldung: anonym möglich (Threema-ID), sonst E-Mail oder Telefonnummer
  • Zugriff auf Kontakte aus dem Adressbuch: Bedarf Zustimmung
  • Funktionen: Chatten, Sprachnachrichten, Sprach- und Videoanrufe, Gruppenchats, Versenden von Dateien, Standortfreigabe, Umfragefunktion. Speicherung von Nachrichten max. 14 Tage
  • Verschlüsselung: Ende-zu-Ende
  • Quelltext: nicht öffentlich
  • Metadaten: Sparsam bis keine Speicherung

Threema ist für 5,99 € für Android und iOS Geräte erhältlich.

Wire

  • Mindestalter: 16 Jahre (bis 18 Jahre wird die Zustimmung der Eltern benötigt)
  • Speicherung der Inhalte beim Anbieter: ja (30 Tage lang aber verschlüsselt)
  • Anmeldung: über E-Mail Adresse oder Telefonnummer (NutzerInnen können zwei Konten gleichzeitig besitzen)
  • Zugriff auf Kontakte aus dem Adressbuch: Bedarf Zustimmung, Kontakt auch über Namen möglich. 
  • Funktionen: Chatten, Videoanrufe, Sprachanrufe, Dateien senden, Standortfreigabe, Telefonkonferenzen mit bis zu 10 Personen, Bildbearbeitung
  • Verschlüsselung: Ende-zu-Ende
  • Quelltext: Größtenteils veröffentlicht
  • Metadaten: Sparsam bis keine Speicherung

Wire ist für Android und iOS kostenlos verfügbar.

Mehr Sicherheit in Messengern: Eine Marktlücke

Ein guter Jugendschutz ist auch bei sicheren Messengern nicht gewährleistet. Darauf haben sich spezielle Kinderangebote spezialisiert, die mit Hilfe verschiedener Konzepte dafür sorgen, dass Heranwachsende nicht mit gefährdenden Inhalten in Kontakt kommen. Jugendschutz.net hat 2019 einige Messenger geprüft und damals festgestellt, dass dabei häufig die Privatsphäre der Kinder verletzt wird. Außerdem fehlte allen Angeboten eine entsprechende Reichweite, um mit WhatsApp konkurrieren zu können.