Studie: Wie sinnvoll ist der Einsatz digitaler Medien in Kinderkrippen?

Kleinkinder wachsen heutzutage von Beginn an in einer mediatisierten und digitalisierten Welt auf. Die Ergebnisse einer Teilstudie des Instituts für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (JFF) belegen: Der Einsatz digitaler Medien kann in der pädagogischen Arbeit mit Kindern, die drei Jahre oder jünger sind, unter gewissen Voraussetzungen sinnvoll sein.

Hinterkopf und Rücken von Mädchen im Kindergartenalter, vor ihr auf dem Boden liegen ein Tablet und Bauklötze
Tierney – stock.adobe.com

Im Rahmen der Studie „MoFam – Mobile Medien in der Familie“ des Instituts für Medienpädagogik in Forschung und Praxis JFF wurde 2019 die Teilstudie „Digitale Medien und Internet im Kindesalter – Fokus Kinderkrippen“ durchgeführt. Dabei wurden 22 pädagogische Fachkräfte aus fünf bayerischen Kinderkrippen, also pädagogischen Einrichtungen für Kinder zwischen null und drei Jahren, zum Einsatz von und ihren Erfahrungen mit digitalen Medien in Kinderkrippen befragt.

Ziele der Teilstudie

Bisher kommen digitale Medien in Kinderkrippen selten zum Einsatz – und dann meist nur zu Dokumentationszwecken in Form von Fotos für die Eltern der Kinder. Die Teilstudie untersuchte, welche Erfahrungen pädagogisches Personal bisher beim Einsatz digitaler Medien in ihrer Arbeit mit Kleinkindern gesammelt hat und welche Unterstützung sie dafür benötigen. Die Teilstudie fokussierte sich auf Einrichtungen, in denen digitale Medien bereits eingesetzt werden.

Worauf muss pädagogisches Personal achten?

Die Ergebnisse der Teilstudie belegen, dass beim Einsatz digitaler Medien Rücksicht auf den individuellen Entwicklungsstand von Kindern genommen werden muss. Um eine Überforderung seitens der Kleinkinder zu vermeiden und bestimmte Entwicklungsziele besser zu erreichen, müssen sich pädagogische Fachkräfte beim Einbeziehen digitaler Medien in die pädagogische Arbeit nicht nur am Entwicklungsstand des jeweiligen Kindes orientieren: Sie sollten das Kind bei der Durchführung einer Aktivität begleiten und sensibel auf dessen Bedürfnisse und Reaktionen eingehen.

Voraussetzungen für den Einsatz digitaler Medien

Eine wesentliche Voraussetzung für den Einsatz digitaler Medien in Kinderkrippen ist aus diesem Grund, dass das pädagogische Personal in ausreichendem Maße im Bereich der frühkindlichen Entwicklung ausgebildet ist. Außerdem sollte das Personal über ein Verständnis für den Zusammenhang zwischen der Entwicklung von Kindern in den ersten Lebensjahren und deren Medienaneignung verfügen. Damit geht auch einher, dass pädagogische Fachkräfte fähig sein sollten, für das entsprechende Alter und die jeweilige Entwicklungsstufe geeignete Medien auszuwählen. Die Teilstudie zeigt in diesem Kontext, dass die Unterstützung durch Mediencoaches positiv vom pädagogischen Personal aufgenommen wird. All diese fachlichen Kenntnisse und sozialen Kompetenzen können allerdings nicht genutzt werden, wenn nötige personelle und zeitliche Voraussetzungen nicht erfüllt werden.

Zusammenarbeit mit Eltern

Weiterhin stellt die Teilstudie heraus, dass Eltern in die Vorbereitung des Einsatzes digitaler Medien einbezogen werden müssen. Eltern können so mögliche Sorgen ansprechen und stets auf dem neuesten Stand gehalten werden. Um Kinder nicht an Grenzen stoßen zu lassen, ist es wichtig, dass pädagogische Fachkräfte außerdem über den Einsatz von Medien im Familienalltag informiert werden. Dies bietet dem Personal eine Orientierung bei der Planung und Durchführung einer Aktivität mit digitalen Mediengeräten.

SCHAU HIN! rät

Ab welchem Alter Kinder und Jugendliche bereit für den Umgang mit digitalen Geräten sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die individuell mit der Medienkompetenz des Kindes zusammenhängen. Bei Kindern, die drei Jahre oder jünger sind, stehen besonders reale Erfahrungen wie gemeinsame Spiele oder Entdeckungen in der Natur im Fokus. Medienerlebnisse können diese ergänzen, wenn sie altersgerecht, begleitet und überschaubar sind. Konfrontieren Eltern ihre Kinder zu früh mit elektronischen Medien, besteht die Gefahr, dass diese Erfahrungen zu kurz kommen und solche in der medialen Welt Kinder überfordern.