Fortnite-Hype: Was spielt mein Kind da?

Es ist eines der derzeit beliebtesten Spiele überhaupt: Millionen Menschen zocken weltweit „Fortnite: Battle Royale“. In dem kostenlosen Onlinespiel geht es darum, von 100 MitspielerInnen als letzte/r am Leben zu bleiben. Unter Kindern und Jugendlichen ist Fortnite derzeit Trend. Vor allem für Jüngere ist Fortnite jedoch nicht geeignet.

Ein Junge guckt gelangweilt auf ein Smartphone
carballo/Fotolia

Wie funktioniert Fortnite?

„Fortnite: Battle Royale“ gibt es in veschiedenen Spielmodi. SpielerInnen können entweder alleine, zu zweit oder in Viererteams antreten. Die Teams werden entweder aus bekannten MitspielerInnen gebildet oder zufällig aus Fremden zusammengestellt. Über einen Sprachchat können die Teammitglieder sich austauschen und Strategien besprechen.

Der Spielablauf ist für alle Modi gleich: Zu Beginn befinden sich alle OnlinespielerInnen in einer virtuellen Wartehalle, bis sie per Zufallsprinzip einem Spiel zugeteilt werden. Eine Runde startet damit, dass 100 KontrahentInnen auf einer verlassenen Insel landen. Ziel ist, sich gegen die Mitspieler und Mitspielerinnen durchzusetzen und als letzte/r am Leben zu bleiben – wird im Team gespielt, gewinnen alle gemeinsam. GegnerInnen werden nach der Landung auf der Insel nicht auf der Übersichtskarte angezeigt. Der Spieler oder die Spielerin muss also immer auf der Hut vor Angriffen sein. Um zu überleben, müssen Rohstoffe und Ausrüstung gesammelt werden. Mit einer Spitzhacke werden Baustoffe wie Holz oder Stein gewonnen. Mit Hilfe dieser Rohstoffe können so Schutzwände und ganze Forts errichtet werden, die vor feindlichen Angriffen schützen. Auch Klippen oder andere Hindernisse können SpielerInnen durch selbstgebaute Treppen und Brücken überwinden. In Kisten und Piñatas sind Waffen und Gesundheitskits versteckt. Eine gute Ausrüstung steigert die Chancen, gegen eine/n GegnerIn zu bestehen. Suchen, Verstecken und Bauen sind wichtige Bestandteile des Spiels.

Dem oder der Überleben stellen sich nicht nur die anderen SpielerInnen in den Weg, sondern auch Wirbelstürme, die die Insel heimsuchen. Wer sich im Auge des Sturms befindet, verliert Leben. Die Spielfläche wird so immer weiter verkleinert, bis alle verbliebenen SpielerInnen in der Inselmitte aufeinandertreffen. Eine direkte Auseinandersetzung zwischen den EinzelkämpferInnen und Teams wird jetzt meist erzwungen. Spätestens wenn der Radius auf ein Minimum schrumpft, bringt das Verstecken nicht mehr viel und das Schießen auf MitspielerInnen ist oft unvermeidbar. Es gewinnt, wer bis zuletzt am Leben bleibt.

Skins und Tänze

Skins individualisieren das Aussehen der Spielfigur und verschaffen ihr einen Wiedererkennungswert. Mit Tänzen können Spieler einen Sieg im Spiel feiern.

Fortnite ist auf Runden ausgelegt: Jedes Spiel beginnt für alle mit den gleichen materiellen Voraussetzungen. Der Gewinner oder die Gewinnerin einer Runde kann sich keine Vorteile für das nächste Battle sichern. Es werden jedoch Punkte vergeben, die nach einiger Zeit in Erweiterungen wie „Skins“ oder Siegertänze investiert werden können. Neben den Fähigkeiten im Spiel sind auch solche Features unter den Vielspielern ein wichtiges Statussymbol.

 

Welche Risiken gibt es?

Fortnite ist vom Spielprinzip her ein Survival-Shooter. Die grafische Gestaltung lässt das Spiel jedoch auch kindlich und harmlos wirken. Waffen werden nicht realistisch dargestellt, sind jedoch an existierende Modelle angelehnt. Sterben SpielerInnen, werden weder Blut noch Leichen gezeigt. Sie zerfallen viel mehr und hinterlassen gesammelte Rohstoffe, Waffen und Hilfsmittel als Beute für den Sieger oder die Siegerin. Unterlegene können den weiteren Verlauf der Spielrunde nach ihrem Ausscheiden aus der Sicht ihrer KontrahentInnen weiterverfolgen oder in die Wartehalle zurückkehren, um in ein neues Spiel einzusteigen.

Einige Spiel-Features können für Kinder Risiken darstellen. Zum einen ist Waffengewalt bei Fortnite oft zwingendes Mittel zum Sieg. SpielerInnen können sich zwar verstecken, anderen aus dem Weg gehen oder ihre Teammitglieder auf GegnerInnen schießen lassen. Auf Dauer ist das Spiel jedoch auf das Schießen ausgelegt. Ein weiterer Risikofaktor sind In-Game-Käufe. Mit einer virtuellen Währung können individuelle Skins gekauft, also die eigene Spielfigur optisch aufgewertet werden. Ohne diese Erweiterungen starten SpielerInnen in jeder Runde mit neuen Avataren. Der Wiedererkennungswert durch eine eigene Spielfigur und andere Features wie Siegertänze kann einen großen Reiz auf Kinder auswirken. Da die virtuelle Währung durch Spielfortschritte nur langsam verdient werden kann, ist die Verlockung groß, reales Geld in solche Erweiterungen zu investieren. Doch nicht alle SpielerInnen können und wollen es sich leisten, ihre Avatare durch In-App-Käufe mit besonderer Kleidung zu versehen oder sie zahlungspflichtige Siegestänze tanzen zu lassen.

Fortnite hat eine integrierte Chatfunktion: SpielerInnen können mit Fremden aus aller Welt in Kontakt treten – ohne irgendeine Form der Moderation, die vor unerwünschten und unangemessenen Kommentaren und Fragen schützt. So können sich gegeneinander Kämpfende leicht beleidigen und bedrohen. Anlass für Anfeindungen kann die Ausstattungen der Spielfiguren sein. Wer Fortnite im Startoutfit spielt, wird als Default beschimpft. Eine Bezeichnung, die sich mittlerweile auch in den alltäglichen Sprachgebrauch der jüngeren Generationen geschlichen hat. Übersetzt bedeutet es etwa „Standard“. Durch Fortnite kann also der Gedanke, teure Markenkleidung besitzen zu müssen, um in der Peer-Group cool zu sein, vom echten Leben auf die Online-Welt übertragen werden. Mit einer Kindersicherung kann der Fortnite-Chat ausgeschaltet oder auf anstößige Kommentare gefiltert werden.

Die große Spannung macht den Reiz des Spiels aus, kann besonders für Kinder aber auch viel Stress bedeuten.

Altersfreigabe: Für Jüngere ist Fortnite nicht geeignet

Um besser einschätzen zu können, ob Fortnite für das eigene Kind geeignet ist, sollten Eltern sich selbst ein Bild vom Spiel machen. Entweder sie testen erst einmal alleine oder, wenn das Kind Fortnite bereits spielt, gemeinsam als Familie. Wichtige Aspekte für eine Eischätzung sind, wie gut das Kind fiktive und reale Welten trennen und die Spannung im Spiel aushalten kann. Die ständige Bedrohung durch eine Vielzahl an KontrahentInnen baut eine große Spannung auf. Sie macht den Reiz des Spiels aus, kann besonders für Kinder aber auch viel Stress bedeuten. Besonders jüngere im Grundschulalter können sich noch nicht immer von fiktiven Inhalten distanzieren und werden sehr in das Geschehen eingebunden. Auch der nicht lineare Spielaufbau könnte sie noch überfordern. Außerdem sollten Kinder vor dem Umgang mit Fortnite gelernt haben, kostenpflichtige Angebote zu erkennen und Spielmechanismen zu durchschauen, die zum Kauf anregen.

Altersfreigaben können als Orientierungshilfe dienen. Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) hat „Fortnite“ ab zwölf Jahren freigegeben. Der Spieleratgeber NRW gibt für „Fortnite: Battle Royale“ als pädagogische Altersempfehlung das Mindestalter von 14 Jahren an.

Kindersicherung für Fortnite einrichten

Eltern können bei Fortnite eine Kindersicherung einrichten. Damit können sie Einstellungen aktivieren, die zum Beispiel anstößige Sprache filtern, Chat-Funktionen ausschalten und die Sichtbarkeit von Spielnamen einschränken. Die Kindersicherung für Fortnite wird in der Spiel-Lobby aktiviert, in dem sich alle NutzerInnen vor dem Beginn einer Runde befinden. Hierzu muss eine bestätigte E-Mailadresse mit dem Spielkonto verknüpft sein. Die Eltern können über eine sechsstellige PIN sicherstellen, dass die vorgenommenen Einstellungen nicht von den Jugendlichen verändert werden. Wichtig dafür ist, dass Eltern eine sichere PIN wählen und sie nicht mit ihren Kindern teilen.

Medienregeln vereinbaren

Onlinespiele wir Fortnite können eine regelrechte Sogwirkung erzeugen. Durch das Rundenprinzip hat der Spieler den Anreiz, es in der nächsten Runde besser zu machen, als zuvor, oder sein gutes Spiel zu wiederholen. Wird Fortnite im Team bestritten, entsteht ein gewisser Druck, so oft wie möglich gemeinsam zu spielen.

Dass das Spiel besonders zu Beginn einen großen Reiz auf Kinder ausüben kann, ist ganz normal. Langfristig sollte sich jedoch ein Gleichgewicht zwischen dem Spielen und anderen Hobbies und Pflichten einstellen. Wenn das Kind Schwierigkeiten hat, diese Balance selbstständig zu finden, ist es ratsam, von Anfang an feste Nutzungzeiten zu vereinbaren. Bei Spielen mit einem Rundenprinzip wie Fortnite können feste Zeitkontingente schnell zu Unzufriedenheit führen. Mit älteren Kindern können Eltern vereinbaren, dass erst alle Hausaufhaben und andere Verpflichtungen erledigt sein müssen, bevor Fortnite gespielt werden darf – bis zum Abendessen. Am besten werden die Regeln im gemeinsamen Gespräch erarbeitet und diskutiert. Am Ende können sie in einem Vertrag wie dem Mediennutzungsvertrag festgehalten werden, um ihnen noch mehr Verbindlichkeit zu verleihen.