Alltagsbezug fehlt: Jugendliche informieren sich vor allem online über Social Media

Die Ergebnisse der #UseTheNews-Studie belegen: Soziale Netzwerke sind für Jugendliche eine sehr relevante Informationsquelle. Klassische, journalistische Berichterstattung geht hingegen häufig an ihrer Lebenswelt vorbei.

Ein Stapel Zeitungen liegt auf einem Holztisch
brotiN biswaS/pexels

Für Jugendliche ist eine Vielzahl von Informationen im Netz nur einen Klick entfernt. Wie es um ihre Informiertheit zu aktuellen Ereignissen steht und wie hoch ihr Interesse an Nachrichten ist, legen Forschungsergebnisse dar, die Ende April 2021 veröffentlicht wurden. Im Rahmen der Studie #UseTheNews des Leibniz-Institut für Medienforschung wurden knapp 500 Jugendliche zu ihrem Umgang mit Nachrichten befragt.

So unterschiedlich informieren sich Jugendliche

49 Prozent der Jugendlichen gaben an, dass sie es wichtig finden, über Neuigkeiten und aktuelle Ereignisse informiert zu sein. Die Studie #UseTheNews zeigt allerdings, dass sich die Einstellungen und das Verhalten einer Generation kaum verallgemeinern lassen. Die ForscherInnen konnten vier verschiedene Typen der Nachrichtennutzung ausmachen:
20 Prozent der 14- bis 17-Jährigen lassen sich als „journalistisch informationsorientiert“ beschreiben. Sie gelten als gut informiert, zeigen ein hohes Nachrichteninteresse und nutzen umfangreich journalistische Quellen. Ähnlich gut informiert zeigen sich die „umfassend Informationsorientierten“, zu denen 15 Prozent der Jugendlichen zählen: Zusätzlich zu den journalistischen Quellen nutzen sie noch weitere Angebote wie InfluencerInnen, Stars oder ExpertInnen, um sich auf dem neusten Stand zu halten.

„Gering Informationsorientierte“ hingegen haben wenig Interesse an Nachrichten, nutzen weder journalistische noch sonstige Angebote zur Informationsbeschaffung und haben demensprechend wenig Wissen über aktuelle Themen. Circa die Hälfte der Jugendlichen entspricht diesem Typus (52%). Ebenfalls unzureichend informiert sind „nicht-journalistisch informationsorientierte“ Jugendliche: Bei mittlerem Interesse an Nachrichten nutzen sie zwar Informationsangebote, jedoch hauptsächlich nicht-journalistische Quellen. Zu ihnen zählen 13 Prozent der Befragten.

Es zeigt sich also, dass Jugendliche besser auf dem Laufenden sind, je regelmäßiger sie journalistische Nachrichtenquellen nutzen. Gefragt wurde zum Beispiel nach dem Wissen über mehr oder weniger komplexe politische Abläufe oder gesellschaftliche AkteurInnen.

Informationskluft nach Bildung und Alter

Die unterschiedlichen Typen bei der Nachrichtenorientierung sind nicht gleichermäßig in der Gesamtgesellschaft vertreten. Der Anteil der journalistisch Informationsorientierten steigt mit dem Alter, aber auch innerhalb einer Altersgruppe mit dem Bildungsgrad an: So lassen sich unter den 14- bis 17-Jährigen mit geringer Bildung nur 20 Prozent dieses Typus finden, bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren mit hoher Bildung hingegen schon 48 Prozent.

Große Rolle der sozialen Medien

Für einen Großteil der Jugendlichen ist Social Media die am häufigsten genutzte Informationsquelle: 71 Prozent der journalistisch Informationsorientierten, 74 Prozent der gering Informationsorientierten, 94 Prozent der umfassend Informationsorientierten und 100 Prozent der nicht Informationsorientierten nutzen soziale Netzwerke mehrfach wöchentlich, um Neues zu erfahren. Journalistische Angebote sind nur noch eine von vielen genutzten Grundlagen: 46 Prozent der Jugendlichen gaben an, journalistische Angebote mehrmals die Woche zur Informationsbeschaffung zu nutzen – aber auch InfluencerInnen, Stars und ExpertInnen werden von 58 Prozent der Jugendlichen mehrmals die Woche als Quelle genutzt. In der Untersuchung wird die hohe Relevanz von Social-Media-Persönlichkeiten auf die Meinungsbildung als auffällig hervorgehoben. So halten in der Gruppe der 14- bis 17-Jährigen 41 Prozent der umfassend Informationsorientierten und 56 Prozent der nicht-journalistisch Informationsorientierten InfluencerInnen für äußerst und sehr wichtig für die eigene Meinungsbildung.

„Was hat das mit meinem Alltag zu tun?“

Jugendliche nehmen die Potenziale der Berichterstattung teilweise als ausbaufähig wahr: Der Mehrheit der gering und nicht-journalistisch Informationsorientierten (59% und 67%) fehlt zum Beispiel oft der Bezug, warum die berichteten Ereignisse für sie wichtig sind. Das könnte eine Erklärung für ihre geringe journalistische Nachrichtennutzung sein. Etwa jeweils der Hälfte unter allen vier Typen fehlen Informationen über die Hintergründe von Ereignissen bei der Berichterstattung.

Fundierte Meinungsbildung für Jugendliche

In der Studie wird erklärt, dass junge Menschen weniger und passiver Nachrichten konsumieren und dafür hauptsächlich auf Online-Medien und soziale Netzwerkplattformen zurückgreifen, die nicht immer seriöse Informationen bereithalten. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Eltern ihren Kindern dabei helfen, gute Angebote auszuwählen – verlässliche, gut recherchierte, digitale Formate wie Podcasts, Videos oder Online-Beiträge, die die Wellenlänge der jungen Generation treffen. Jüngere Kinder können Freude an Kindernachrichten wie logo! entdecken, für Jugendliche ab 14 Jahren können Informationsformate von funk (ARD und ZDF) wie „MrWissen2go“ spannend sein. Eltern können die Nachrichtenkompetenz ihrer Kinder stärken, indem sie zusammen darüber sprechen, wie Nachrichten entstehen, gemeinsam Artikel lesen und Quellen überprüfen, wenn Informationen unglaubwürdig erscheinen.

Über #UseTheNews

Die Studie ist Teil des gleichnamigen Projekts #UseTheNews, das der Nachrichtennutzung von jungen Menschen auf den Grund geht, um neue Informations- und Bildungsangebote zu entwickeln. Initiiert und koordiniert wird es von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und der Hamburger Behörde für Kultur und Medien, beteiligt waren außerdem zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften sowie ARD, ZDF und RTL. Das Leibniz-Institut für Medienforschung hat die Studie erstellt.