Neue Jugendschutzfilter in Betriebssystemen geplant
– NewsBetriebssysteme von bei Kindern beliebten Geräten wie Smartphones, Tablets und Konsolen sollen bald einen Schutzmodus für mehr Jugendschutz anbieten. Das wollen die Bundesländer mit einer Gesetzesnovelle auf den Weg bringen. SCHAU HIN! hat sich das Thema genauer angeschaut.
In Deutschland regeln zwei Gesetze den Jugendschutz in den Medien. Auf Bundesebene gilt das Jugendschutzgesetz, auf Länderebene soll der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) Kinder und Jugendliche davor schützen, bei der Mediennutzung auf Inhalte zu stoßen, die sie in ihrer Entwicklung beeinträchtigen oder gefährden. Im Dezember haben die MinisterpräsidentInnen der Länder einer Novelle des JMStV zugestimmt. Nun fehlt noch die Zustimmung der Landesparlamente, um die Reform endgültig zu beschließen. Wenn der Beschluss erfolgt, könnte das besonders Eltern beim Jugendmedienschutz entlasten.
Jugendschutz mit einem Klick
Die größte Neuerung: Betriebssysteme, die von Kindern und Jugendlichen häufig genutzt werden, sollen einen Schutzmodus für Kinder anbieten müssen. Dieser soll den Zugang zu nicht jugendfreien Inhalten verhindern. Hersteller müssen gewährleisten, dass Kinder und Jugendliche nur Apps nutzen können, die für ihr Alter freigegeben sind. Auch Internetbrowser dürfen nur noch dann genutzt werden, wenn sie über eine Suchfunktion mit geschütztem Modus verfügen, also zum Beispiel keine Pornoseiten in den Suchergebnissen auflisten. So werden die Gerätebetreiber stärker in die Verantwortung genommen.
Durch die neuen Jugendschutzeinstellungen soll Eltern ein weiteres Werkzeug zur Verfügung gestellt werden, um ihre Kinder im Internet zu schützen. Anstatt hierfür verschiedene Schutzeinstellungen aktivieren zu müssen, funktioniert dies mit der neuen Novelle mit nur einer Eingabe – so die Idee.
Kritik an der Novelle
Die Reform stößt jedoch auch auf Kritik:
- Overblocking: Jugendschutzfilter haben häufig ein Problem mit dem sogenannten „overblocking“. Das heißt, sie sperren auch unbedenkliche Inhalte, die teilweise sogar ausdrücklich zur Aufklärung von Jugendlichen dienen.
- Digital Service Act (DSA): Der Digital Service Act legt bereits Jugendschutzregeln für Plattformen fest. Unklar ist, ob die neue Fassung des JMStV mit dem DSA vereinbar ist und internationalen Standards entspricht.
- Trügerisches Sicherheitsgefühl: Die neuen Regeln könnten bei Eltern zu einem Sicherheitsgefühl führen. Eine garantierte Sicherheit gibt es jedoch nicht.
- Altersgrenzen: Starre und pauschale Altersgrenzen passen nicht zur Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen. Es ist wichtig, den jungen Menschen die Teilhabe an der digitalen Welt und Informationsfreiheit zu ermöglich. Nur so können sie Medienkompetenz entwickeln.
Technischer Jugendschutz als Unterstützung
Ein vorgegebener Schutzmodus im Betriebssystem von Smartphone, Tablet oder Konsole könnte eine gute Unterstützung für eine sichere Mediennutzung sein. Besonders für jüngere Kinder und die ersten Schritte mit neuen Geräten sind technische Begrenzungen hilfreich. Sie gewährleisten, dass die Risiken zunächst so gering wie möglich bleiben. Eltern und Kinder können die Möglichkeiten der Geräte dadurch sicherer erkunden und für einen guten Start in die Mediennutzung sorgen.
SCHAU HIN! rät Eltern trotzdem, sich nicht nur auf Jugendschutzeinstellungen zu verlassen. Jugendschutzfilter bieten keine hundertprozentige Sicherheit und können nicht dauerhaft eingesetzt werden. Spätestens im jugendlichen Alter funktionieren die Einstellungen oft nicht mehr. Die Teenager brauchen mehr Freiräume, um Online-Angebote ihrem Alter und ihren Interessen entsprechend nutzen zu können.
Trotz Jugendschutzsoftware bleibt es daher wichtig, dass Eltern sich von Beginn an über Apps und andere Inhalte informieren, die ihre Kinder nutzen wollen, und dann gemeinsam Nutzungsregeln dafür vereinbaren. Dabei hilft für den Anfang ein Mediennutzungsvertrag, in dem alles festgehalten wird. Wenn die Regeln festgelegt und die ersten Schritte gemeinsam gegangen sind, bleiben Eltern mit ihren Kindern im Gespräch und tauschen sich über Mediennutzung sowie die Risiken des Internets aus.