WhatsApp-Kanäle: Was Eltern wissen sollten
Eine spezielle Funktion des Messenger-Dienstes wird immer beliebter: Die WhatsApp-Kanäle. Dort können Kinder und Jugendliche Organisationen, Unternehmen sowie Stars, Berühmtheiten und Privatpersonen folgen und Nachrichten von ihnen empfangen. Bisher gibt es keinen Schutz vor unangemessenen Inhalten. Bei SCHAU HIN! erfahren Eltern, was sie zum Thema wissen sollten.

Durch WhatsApp-Kanäle haben Kinder nun eine weitere Möglichkeit, sich beispielweise mit Updates ihres Lieblingsvereins zu versorgen. Dafür erstellen Organisationen wie der FC Bayern München, öffentliche Personen wie die Influencerin und Streamerin Reved oder CDU-Chef Friedrich Merz einfach einen Kanal, der von WhatsApp-NutzerInnen abonniert werden kann.
So funktionieren WhatsApp-Kanäle
Öffentliche WhatsApp-Kanäle sind im Reiter „Aktuelles“ angesiedelt und über die Suchfunktion auffindbar. Das blaue Häkchen neben dem Kanalnamen garantiert, dass der Kanal von WhatsApp verifiziert wurde. AbonnentInnen können auf die Posts in einem Kanal nicht antworten, nur Reaktionen mit Emojis stehen zur Auswahl. Die Nachrichten der Kanal-BetreiberInnen bestehen aus Texten, Bildern, Videos oder Links, die ohne Einschränkung verbreitet werden können. Von Sprachnachrichten, privaten Schnappschüssen, Vorankündigungen neuer Projekte oder Werbelinks zu Produkten ist alles dabei.
Auch Privatpersonen können WhatsApp-Kanäle unterhalten. Während verifizierte Kanäle für alle sichtbar sind, sind Kanäle von privaten WhatsApp-NutzerInnen nur über direkte Einladungen zugänglich. Manchmal werden diese Einladungslinks auf Social Media oder auf Foren gepostet, wodurch Kinder und Jugendliche in WhatsApp-Kanäle von Fremden geraten. Welche Person hinter den Beiträgen in einem Kanal steckt, ist nicht direkt ersichtlich, außer die Person gibt sich zu erkennen oder der Kanalname lässt Rückschlüsse auf die Identität zu. Dort können möglicherweise nicht altersgerechte Inhalte geteilt werden.
Private Kanäle bleiben oft nicht privat
Eltern muss bewusst sein, dass auch ihr Kind einen eigenen WhatsApp-Kanal erstellen kann. Zwar ist dieser nicht öffentlich; allerdings kann das Kind dem Kanal über Einladungslinks FollowerInnen hinzufügen. Heranwachsende verbreiten diese Links auch über Snapchat, Instagram oder andere soziale Netzwerke. So können Fremde leicht in den privaten WhatsApp-Kanal von Heranwachsenden gelangen.
Es besteht das Risiko, dass Heranwachsende ihren Realnamen nutzen und intime Details aus ihrem Leben preisgeben. Wichtig ist, dass das WhatsApp-Profilbild von Kindern privat bleibt. Unter Einstellungen > Datenschutz > Profilbild kann sichergestellt werden, dass das Profilbild nur für „Meine Kontakte“ sichtbar ist.
Kein Schutz vor unangemessenen Inhalten
Bisher bietet WhatsApp keine Möglichkeit, um die Kanäle zu deaktivieren oder ihr Kind vor nicht altersgerechten Inhalten zu schützen. Obwohl der Messenger-Dienst bestimmte Themen wie Gewalt und Pornographie verbietet, ist nicht garantiert, dass alle Kanäle sich daran halten. Die Plattform klicksafe.de hat unter anderem WhatsApp-Kanäle gefunden, die Werbung für Sexspielzeug teilen, Videos von brutalen Marital-Arts-Kämpfen hochladen oder rechtskonservative Narrative verbreiten.
Risiken für Kinder und Jugendliche
- Kein Jugendschutz
Kinder können mit bedenklichen Inhalten konfrontiert werden. Dazu gehört Werbung durch InfluencerInnen, problematische Körper- und Rollenbilder, sexualisierter Content sowie extremistische politische Ansichten und die Verbreitung von Falschnachrichten. - Videos
Hochgeladene Videos und Audioaufnahmen können direkt im Kanal abgespielt werden. Ein Jugendschutzprogramm kann den Zugriff auf diese Inhalte nicht verhindern. - Links zu anderen Plattformen
Viele KanalbetreiberInnen posten externe Links, die zu Videos, Webseiten oder Apps (wie YouTube) führen. Auch Kaufempfehlungen können dabei sein. Dadurch können Kinder auf unkontrollierte Inhalte stoßen. - Eigener WhatsApp-Kanal
Kinder können eigene Kanäle eröffnen. Die Gefahr besteht, dass sie dort private Details aus ihrem Leben mit Fremden teilen. Außerdem können potenziell riskante Kontakte zustande kommen.
Das können Eltern tun
Es ist nicht möglich, das Feature auszuschalten oder Jugendschutzfilter einzusetzen. Daher sollten Eltern folgende Maßnahmen ergreifen:
- WhatsApp-Kanäle ausblenden
Sie können unter Einstellungen > Account > Datenschutz > Kanäle die Option „Kanäle in Aktuelles anzeigen“ deaktivieren. Allerdings kann das Kind diese Einstellung selbst zurücksetzen. - Nutzung begleiten
Sprechen Sie offen mit Ihrem Kind über ihre Bedenken beim Gebrauch von WhatsApp-Kanälen. Die Themen Privatsphäre und Datenschutz sollten ebenfalls besprochen werden. Machen Sie Ihrem Kind deutlich, dass geteilte Inhalte auf WhatsApp-Kanälen auch von Fremden gesehen werden könnten. - Regeln aufstellen
Erklären Sie genau, welche Risiken die Kanäle bergen und finden Sie gemeinsam klare Regeln und Grenzen im Umgang. Wenn Kinder verstehen, dass die Beschränkungen ihrem Schutz dienen sollen, fällt es ihnen leichter, sie zu akzeptieren. - Technische Einschränkungen
Es gibt Jugendschutzprogramme, die verhindern können, dass Kinder aus WhatsApp in andere Apps (wie YouTube oder einen Internet-Browser) wechseln. Auf Videos, die in WhatsApp direkt hochgeladen werden, haben diese Programme keinen Zugriff. - Alternativen erwägen
Wenn Eltern die Risiken zu hoch erscheinen, können sie überlegen, ob sie ihrem Kind die Nutzung von WhatsApp weiterhin erlauben. Es gibt noch andere Messenger, die potenziell besser geeignet sind.