Internationale Studie: Gesundheit von Kindern weltweit bedroht – auch durch Werbung

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Aggressive Marketingpraktiken für gesundheitsschädliche Produkte sind laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), des UN-Kinderhilfswerks Unicef und des medizinischen Fachjournals Lancet neben der fortschreitenden Umweltzerstörung und dem Klimawandel eine Gefährdung der Gesundheit von Kindern weltweit.

Ein Kind schaut Fernsehen
mojzagrebinfo/Pixabay

Weltgesundheitskommission (WHO) und das UN-Kinderhilfswerk Unicef veröffentlichten im Medizin-Journal „The Lancet“ am 18. Februar die Studie „A Future for the World’s Children?“.  Eine internationale 40-köpfige ExpertInnenkommission war mit der Untersuchung beauftragt. Basierend auf Daten aus 180 Ländern ging das ExpertInnwengremium der Frage nach, in welchem Ausmaß die jeweiligen Länder die Gesundheit von Kindern, ihre Umwelt und ihre Zukunftschancen schützen.

Gesundheitliche Risiken und Chancenungleichheit für Kinder weltweit

Insgesamt seien laut Bericht die Fortschritte, die bei der gesundheitlichen Situation von Kindern in den vergangenen zwei Jahrzehnten erzielt wurden, weitgehend zum Stillstand gekommen. Demnach schätzen die ExpertInnen, dass rund 250 Millionen Kinder weltweit ihr Potential wegen Mangelernährung und Armut nicht voll ausschöpfen können. Die AutorInnen heben außerdem hervor, dass reichere Länder vor allem durch hohe klimaschädliche CO²-Emmisionen und Werbung die Gesundheit von Kindern gefährden.

Klimawandel, Übergewicht und schädliche Werbe- und Marketingpraktiken führen dazu, dass Kinder Gefahren ausgesetzt sind, die vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar schienen.

UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore

Risiken durch Werbung und exzessive Internetnutzung

Demnach seien Kinder in einigen Ländern allein im Fernsehen mehr als 30.000 Werbeanzeigen pro Jahr ausgesetzt. Besonders aggressive Marketingpraktiken bei gesundheitsschädlichen Produkten wie Fast Food undstark zuckerhaltige Getränke seien mitverantwortlich für die alarmierende Ausbreitung von Fettleibigkeit. 1975 seien elf Millionen Minderjährige fettleibig gewesen, 2016 waren es schon 124 Millionen. Die ExpertInnen fordern daher u.a., schädliche Werbemaßnahmen auf nationaler Ebene stärker zu kontrollieren und dazu die Kinderrechtskonvention um ein Zusatzprotokoll zu ergänzen.

Der Bericht betont auch die Risiken einer zunehmenden Internetnutzung von Kindern. Vor allem der exzessive Konsum von Videospielen und sozialen Netzwerken könne negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl, die mentale Gesundheit, das soziale Umfeld und das Schlafverhalten haben.

Geeignete Angebote auswählen und Medienzeiten vereinbaren

Kinder können Werbeinhalte als solche noch nicht identifizieren und von redaktionellen Inhalten trennen. Gerade deshalb sind sie besonders anfällig für die Botschaften, die WerbemacherInnen über ihre Produkte verbreiten. Eltern können für ihre Kinder geeignete werbefreie Apps und Kinderseiten. Wichtig ist hier die frühzeitige Aufklärung über unterschiedliche Formen der Werbung.

Einer exzessiven Internetnutzung kann durch das Vereinbaren von Bildschirmzeiten vorgebeugt werden. Zudem können Eltern Kinder bei der Internetnutzung begleiten und frühzeitig über Risiken aufklären. Auch für Computerspiele gilt: verstehen ist besser als verbieten. Die Auswahl ist bei jüngeren Kindern Elternsache. Bei Heranwachsenden gilt es, in den Dialog zu treten, über die Faszination der Spiele zu sprechen und vielleicht das Lieblingsspiel auch mal gemeinsam auszuprobieren.

Bei sozialen Netzwerken können Eltern stereotype Körperbilder und problematische Selbstinszenierung thematisieren. Denn gerade jüngere Kinder suchen nach Vorbildern und Orientierung.