ARD/ZDF-Massenkommunikation Studie: Warum nur hören, wenn man auch sehen kann?

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Seit über 50 Jahren untersucht die „ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie“ die Mediennutzung der Menschen in Deutschland ab 14 Jahren. Dabei ist festzustellen, dass der Trend zum Bewegtbild geht – erstmals seit 1964 konsumieren auch 14- bis 29-Jährige mehr Videos als Audioinhalte.

Eine Hand haelt eine Fernbedienung vor den Smart-TV mit Netflix
StockSnap/Pixabay

Erwachsene, wie Kinder – 99 Prozent der Menschen in Deutschland nutzen täglich ca. sieben Stunden Medien aller Art. Dabei liegt das Bewegtbild in der Gesamt-Tagesreichweite mit 86 Prozent auf Platz eins, gefolgt von Audioinhalten mit 82 Prozent. Printmedien werden täglich nur von 47 Prozent der Bevölkerung gelesen. Gerade während des Corona-Lockdowns ist die Bewegtbildnutzung gestiegen und der Konsum von Audioinhalten, gerade während der Zeit, in der sich üblicher Weise viele auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit befinden, gesunken.

Jugendliche wollen Spaß und Selbstbestimmung

Noch immer 72 Prozent der Erwachsenen schauen lineares Fernsehen. Lediglich 28 Prozent von ihnen nutzen Sendermediatheken oder Video-Streamingdienste.

Bei den 14- bis 29-Jährigen ist es umgekehrt – 72 Prozent greifen auf andere Kanäle als das lineare Fernsehen zurück. 39 Prozent nutzen Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon Prime, 19 Prozent konsumieren Videoinhalte über YouTube. Fast zwei Drittel der 14- bis 29-Jährigen schaut täglich Filme und Videos im Netz.

Videoinhalte egal in welcher Form werden oft erst gegen 21 Uhr geschaut und dabei vorrangig zur Information, aber auch zur Entspannung genutzt. Gerade Inhalte über Streamingdienste wie Netflix werden aus Gründen wie Spaß und Selbstbestimmung konsumiert.

Audioinhalte für Spaß und Information

Die Radionutzung bleibt gegenüber dem Vorjahr insgesamt stabil und wird vorwiegend zur Information, aber auch für den Spaß genutzt.

Die Nutzungsdauer von Audio-Streaming-Angeboten steigert sich bei den 14- bis 29-Jährigen und überholt so die Nutzung des Radios. 68 Prozent der Jugendlichen hören Radio, während 80 Prozent der Jugendlichen Musik über Streamingdienste konsumieren. An einem Tag hört durchschnittlich jede/r Fünfte über YouTube, Spotify und Co. Gründe der Nutzung sind dabei oft Spaß, Entspannung und Selbstbestimmung.

Auch der Konsum des neuesten Mediums, dem Podcast, steigt. Zwar hören nur drei Prozent der Menschen täglich Podcasts, die Zahl derer, die ihn mindestens einmal wöchentlich hören, steigt jedoch und liegt so bereits bei 20 Prozent. Dabei werden sie ebenso wie das Live-Radio vorrangig zur Informationsbeschaffung genutzt.

Vertrauen in öffentlich-rechtliche Sender

Mit 83 Prozent liegt das öffentlich-rechtliche Fernsehen, aber auch Radio bei der Informationsbeschaffung weit vorn. Gefolgt von Zeitschriften und Zeitungen stellt es das Hauptmedium vieler Menschen für ihren Nachrichtenkonsum dar. Auch liegt es mit knapp 80 Prozent in Glaubwürdigkeit und gesellschaftsrelevanten Themen klar vor dem privaten Fernsehen. Einzig in der Kategorie „unterhaltsame Inhalte“ ist es mit dem privaten Fernsehen bei ca. 65 Prozent gleichauf.

Medien zwischen den Generationen

Aus der Studie lässt sich ablesen, dass sich der Anteil der Nutzung von Text-, Audio- und Videoinhalten bei der jüngeren Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen nicht wesentlich von der Nutzung der Gesamtgesellschaft unterscheidet. Ein drastischer Unterschied zeigt sich jedoch darin, dass sie nur zu 23 Prozent Medien ohne Internet nutzen, wohingegen es in der Gesamtgesellschaft 57 Prozent sind – aber auch hier Tendenz steigend.