KIM-Studie 2024: Kindheit wird immer digitaler
Wie nutzen Kinder zwischen sechs und 13 Jahren Medien im Jahr 2024? Die aktuelle KIM-Studie liefert neue Zahlen zur Mediennutzung von Kindern in Deutschland – und macht deutlich, wie selbstverständlich digitale Angebote heute zur Kindheit gehören. SCHAU HIN! fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Studie zusammen.

Die KIM-Studie („Kindheit, Internet, Medien“) wird seit 1999 vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) durchgeführt. Sie zählt zu den wichtigsten Basisuntersuchungen zur Mediennutzung von Kindern in Deutschland. Dafür werden rund 1.200 Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren sowie ihre Haupterziehenden interviewt.
Tägliche Internetnutzung nimmt weiter zu
Ein zentrales Ergebnis der Studie: Kinder nutzen das Internet und viele weitere digitale Angebote immer häufiger, länger und intensiver. Mehr als die Hälfte der Kinder ist mittlerweile täglich online – bei den Acht- bis Neunjährigen hat sich dieser Anteil seit 2022 fast verdoppelt. Selbst in der Grundschule ist das Internet schon Teil des Alltags.
Von entscheidender Bedeutung: das Smartphone. Nahezu jedes zweite Kind im Alter zwischen sechs und 13 Jahren (46 Prozent) besitzt bereits ein eigenes Gerät. Besonders bei älteren Kindern gehört es zum ständigen Begleiter. In der Schule ist die Nutzung meist geregelt und auf Pausen beschränkt, doch die Geräte sind trotzdem präsent.
Netflix am beliebtesten
Beim Konsum von Videos zeigt sich ebenfalls ein deutlicher Wandel: Erstmals steht kein klassischer Kindersender mehr an der Spitze der beliebtesten Videoangebote – sondern Netflix. Der Streamingdienst liegt mittlerweile vor KiKA und YouTube.
Die Studie macht deutlich: Kinder schauen nicht mehr nur linear fern, sondern wählen Inhalte individuell. Aber gerade hier stoßen sie auf Inhalte, die nicht altersgerecht sind.
Soziale Medien trotz Altersbeschränkung
Soziale Netzwerke wie TikTok oder Instagram sind bei vielen Kindern Teil des Alltags. Die KIM-Studie zeigt: Bereits 42 Prozent der Kinder nutzen TikTok regelmäßig – oft auch schon vor dem 13. Geburtstag, ab dem TikTok eigentlich erst genutzt werden darf. Altersbeschränkungen werden aber durch falsche Angaben und fehlende Überprüfung leicht umgangen. Dadurch sind Kinder Risiken ausgesetzt: unpassende Inhalte, Cybermobbing oder Datenschutzverstöße sind keine Seltenheit.
Gaming gehört zum Alltag – nicht nur bei Jungen
Digitale Spiele sind fester Bestandteil der Freizeit vieler Kinder: Rund zwei Drittel spielen mindestens einmal pro Woche, fast ein Drittel täglich. Während Jungen besonders häufig an Konsolen wie der PlayStation spielen, sind es bei Mädchen vor allem Tablet- und Smartphone-Spiele, die beliebt sind.
Zu den Favoriten zählen Minecraft, Fortnite oder Roblox – auch wenn diese Spiele nicht für alle Altersgruppen freigegeben sind. Tatsächlich gibt die Hälfte der spielenden Kinder an, bereits Games zu nutzen, die laut Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) für ältere Jugendliche gedacht sind.
Mediennutzung in der Familie
Die Studie beleuchtet auch das Familienumfeld: Kinder nutzen digitale Medien häufig allein, besonders beim Recherchieren für Hausaufgaben, beim Schauen von Videos oder beim Gaming. Der Trend zur eigenständigen Nutzung hat sich auch 2024 fortgesetzt. Mit steigendem Alter nimmt die Begleitung durch die Eltern deutlich ab.
54 Prozent der internetnutzenden Kinder verbringen täglich mehrere Stunden mit digitalen Medien. Viele Eltern machen sich deshalb Sorgen: 23 Prozent finden, dass ihr Kind zu viel Zeit mit dem Handy verbringt, und die Mehrheit gibt an, dass das eigene Kind Schwierigkeiten hat, digitale Geräte wieder wegzulegen.
Um die Mediennutzung klarer zu regeln, nutzen viele Familien Absprachen – in 76 Prozent der Haushalte gibt es Regeln, was die Fernsehdauer betritt, 62 Prozent regeln die Nutzung von YouTube und anderen Onlinevideo-Plattformen und bei etwas mehr als der Hälfte gibt es für Smartphones und das Internet eigene Abmachungen. Diese Regeln sind ein wichtiger Anker im Alltag, doch sie reichen oft nicht aus, um Unsicherheiten auszugleichen. So wünschen sich 81 Prozent der Eltern ein Schulfach „Medienkompetenz“, um ihre Kinder gezielter auf digitale Herausforderungen vorzubereiten.
Was Eltern tun können
Die KIM-Studie 2024 zeigt: Medienkompetenz wird für Kinder immer notwendiger. Es liegt auch an den Eltern, ihren Kindern einen gesunden Umgang mit Medien beizubringen. Besonders wichtig ist dabei, offen und interessiert an dem zu bleiben, was die Kinder im digitalen Raum erleben und immer wieder darüber zu sprechen.
Dabei sollte auch über Themen wie Werbung oder Cybergrooming gesprochen werden. Fragen wie „Welche Informationen im Netz sind vertrauenswürdig?“ oder „Was darf ich teilen – oder besser nicht?“ werden ebenfalls geklärt. Eltern können hier entscheidende Impulse geben, indem sie digitale Inhalte gemeinsam mit ihren Kindern entdecken und verbindliche Regeln vereinbaren, beispielsweise durch einen Mediennutzungsvertrag.