Snapchat sicher einrichten: Was es bei der beliebten App zu beachten gibt

Auf Snapchat geht es vor allem um den Austausch von Bildern und kurzen Clips, die nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Kinder und Jugendliche nutzen die App hauptsächlich als Messenger, Snapchat hat jedoch auch viele andere Funktionen. Es ist wichtig, dass Eltern diese Funktionen kennen, mit ihrem Kind über damit verbundene Risiken sprechen und gemeinsame Regeln vereinbaren.

Ein Smartphone mit sozialen Netzwerken
TeroVesalainen/Pixabay

Risiken

Datenschutz

Eine Besonderheit von Snapchat ist, dass die verschickten Aufnahmen („Snaps“) je nach Einstellung nur Sekunden oder Stunden sichtbar sind. Jungen NutzerInnen muss bewusst sein, dass es trotzdem Wege gibt, die Schnappschüsse zu sichern. So können EmpfängerInnen etwa einen Screenshot des Snaps machen. In dem Fall wird der/die UrheberIn darüber benachrichtigt. Mit etwas mehr technischem Wissen kann man aber auch diese Meldung umgehen, indem zum Beispiel mit einem zweiten Gerät das empfangene Bild abfotografiert wird. Heranwachsende können dann nicht mehr kontrollieren, wer ihre Aufnahmen sieht und wo sie zu finden sind.

Funktionen wie Filter, Geosticker oder die Snap Map verleiten Jugendliche zudem, unbedacht viele private Informationen von sich preiszugeben wie private Bilder oder auch den Standort.

Die Snapchat-Daten werden auf Servern in den USA gespeichert, wo andere Datenschutzbestimmungen gelten als in Deutschland. Zudem hatte die App in der Vergangenheit wiederholt mit Sicherheitslücken zu kämpfen, bei denen Daten von NutzerInnen ins Internet gelangten.

Mittlerweile sind bei Snapchat viele Dienste und Funktionen von anderen Anbietern eingebunden, wie etwa kleine Games, die in den Chats gespielt werden können. Diese Angebote können zusätzliche Nutzungsdaten sammeln und speichern.

Jugendschutz

Snapchat ist in der gängigen Version für NutzerInnen ab 13 Jahren zugelassen, was bei der Anmeldung jedoch nicht zuverlässig geprüft wird. Auch für Jüngere ist Snapchat bereits interessant. Für Minderjährige sind standardmäßig einige Sicherheitseinstellungen aktiviert und bestimme Funktionen blockiert – Voraussetzung ist jedoch, dass bei der Anmeldung ein korrektes Geburtsdatum angegeben wurde. Jugendliche dürfen auf Snapchat beispielsweise keine öffentlichen Profile besitzen.

Sozialer Druck

Besonders das Belohnungssystem durch Freundschafts-Emojis kann sozialen Druck auf Jugendliche aufbauen. Ein grinsender Smiley neben einem Kontakt zeigt beispielsweise an, dass dieser Freund oder diese Freundin dem/der NutzerIn besonders viele Snaps schickt, aber keine Antwort erhält. Auf der Snapchat-Supportseite heißt es: „Du bist der beste Freund dieser Person, aber sie ist nicht dein bester Freund“. Vergleiche dieser Art können im sozialen Gefüge der jungen NutzerInnen eine große Rolle einnehmen und dementsprechend Selbstbewusstsein und -wahrnehmung der Jugendlichen beeinflussen, wenn der Wert einer Freundschaft durch einen Smiley oder die Anzahl der „Snapstreaks“, ein Flammen-Emoji neben dem Chat, definiert wird.

Werbung

Auf Snapchat stecken Werbebotschaften und kommerzielle Inhalte in vielen Funktionen: Viele Filter und Linsen sind von Unternehmen gesponsert, die Kleidung der BitMojis (personalisierbare Avatare bei Snapchat) stammt teilweise aus echten Modekollektionen, CreatorInnen bewerben wie bei anderen Sozialen Netzwerken auch Produkte und auf der Discover-Seite finden sich Storys, die von Werbung durchzogen sind oder selbst von Unternehmen redaktionell produziert sind. Die werblichen Inhalte lassen sich nicht gezielt ausblenden oder deaktivieren.

Tipps für ein sicheres Einrichten

App gemeinsam prüfen und installieren

Am besten vereinbaren Eltern mit ihrem Kind, dass sie Apps wie Snapchat vor einer Anmeldung oder einem Download gemeinsam prüfen. Die AGB und Datenschutzbestimmungen zeigen, auf welche Daten die App zugreift und wie sie diese nutzt. Snapchat etwa benötigt Zugriff auf Konten und Profildaten, Kontakte, Standort, Fotos, Kamera, Mikrofon und die Geräte-ID.

Bei Kindern bis 12 Jahren ist es ratsam, dass Eltern einstellen, dass Apps bis zu einer bestimmten Altersstufe aus dem Appstore gefiltert werden. Das geht sowohl für Android- also auch für iOS-Geräte. Die App Snapchat ist laut eigenen AGB ab 13 Jahren und in den Appstores von iOS und Android ab 12 Jahren gekennzeichnet. Die Altersangaben in den Stores spiegeln jedoch nur bedingt Funktionen und Risiken wider. Nach der Installation können Eltern und Kinder sich gemeinsam mit Snapchat vertraut machen und ein sicheres Profil einrichten. Dazu gehört, einen Nutzungsnamen zu wählen, der nicht zu viele private Informationen preisgibt. Wichtig auch: das korrekte Geburtsdatum des Kindes angeben.

Einstellungen nutzen

Eltern können mit ihrem Kind vereinbaren, dass es über vorhandene Einstellung seine Privatsphäre schützt. So können NutzerInnen auswählen, dass andere sie nicht über die Handynummer finden können, dass nur „Meine Freunde“ ihnen Snaps zusenden dürfen und auch nur diese die eigenen Storys sehen können – diese Einstellung ist für SnapchatterInnen unter 18 Jahren von der Anwendung festgelegt. Zudem ist es ratsam auf Geofilter zu verzichten, da Snapchat diese Snaps für öffentliche Geschichten nutzen kann. Am besten schalten Jüngere generell die Standortbestimmung am Gerät aus und verzichten auf die Nutzung der Snap-Map-Funktion.

In den Einstellungen können außerdem Benachrichtigungen sehr gezielt ausgeschaltet werden: zum Beispiel zu neuen Storys von FreundInnen oder zu neuen Filtern und Linsen. Hier ist es ratsam, das meiste abzustellen, damit Kinder nicht andauernd bei der Smartphonenutzung zurück auf die App geführt werden – aus Angst, etwas zu verpassen.  

Mit der „Memories“- Funktion werden unter „My Eyes Only“ Aufnahmen mit einem Passwort gesichert. Dies ist zu empfehlen, um Bilder vor neugierigen Blicken zu schützen.

Manche Features sind bei Snapchat mit Zusatzkosten verbunden: Über In-App-Käufe können bestimmte Filter gekauft oder das Wiederanschauen von Snaps (Replay) ermöglicht werden. Außerdem kann echtes Geld gegen eine virtuelle Währung eingetauscht werden, um Geschenke für CreatorInnen zu kaufen. Und auch die Premium-Version „Snapchat+“ lässt sich über die App direkt abonnieren. Deswegen stellen Eltern In-App-Käufe am besten direkt am Gerät aus.

Regeln zur Nutzung von Snapchat treffen

  • Kontaktrisiken vermeiden
    Wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche nur Kontaktanfragen an Leute versenden, die sie persönlich kennen – und Anfragen auch nur von Bekannten akzeptieren.
     
  • Verhaltensregeln besprechen
    Eltern können mit ihrem Kind darüber reden, dass die Regeln eines guten Miteinanders genauso bei Snapchat gelten müssen – auch wenn Chatnachrichten und Bilder nach dem Anschauen wieder verschwinden. Es dürfen also keine Beleidigungen leichtfertig versendet werden.
     
  • Denken vorm Posten und Senden
    Generell gilt es, genau zu überlegen, wem Kinder und Jugendliche welche Inhalte zusenden. Auch wenn versendete Snaps nach wenigen Sekunden und Stories nach 24 Stunden verschwinden, können EmpfängerInnen leicht Screenshots machen, auf ihr Gerät laden, veröffentlichen und missbräuchlich verwenden. Aufnahmen, die einem hinterher unangenehm sein oder sogar schaden könnten, dürfen Jugendliche nicht verschicken. Zudem sollten Heranwachsende sich nicht unter Druck gesetzt fühlen, möglichst aufregende oder auch freizügige Bilder zu veröffentlichen, nur um eine hohe Resonanz zu bekommen.

NutzerInnen blockieren und melden

Über Snapchat können nicht nur Selfies, sondern auch erotische Inhalte ausgetauscht werden, was als Sexting bekannt ist. Werden Kinder damit konfrontiert, ist der/die AbsenderIn zu blockieren, indem sie auf den Nutzungsnamen klicken und „Kontakt blockieren“ wählen.

Zudem ist es möglich, über „Support“ und „Safety und Abuse“ Spam („Report Spam“) oder Belästigungen („Report a Safety or Abuse Issue“) zu melden. Strafrechtlich relevante Inhalte wie Hetze oder illegale Pornografie sind unbedingt den Eltern zu zeigen und per Screenshot Meldestellen wie jugendschutz.net zu melden.

Elternkonrolle einrichten

Ähnlich wie der „Begleitete Modus“ auf TikTok oder die „Elternaufsicht“ auf Instagram bietet Snapchat Eltern ebenfalls eine Möglichkeit, die App-Nutzung ihres Kindes durch ein technisches Tool zu begleiten: Über das Tool „Family Center“ können sie sehen, mit wem ihr Nachwuchs in der App befreundet ist und innerhalb der letzten Woche Kontakt hatte – ohne dabei die Chats oder Bilder ansehen zu können. Wenn darunter Profile sind, die gegen die Richtlinien verstoßen oder verdächtig sind, können Eltern diese über das Tool melden. Voraussetzung ist, dass Eltern ein eigenes Snapchat-Konto besitzen.

Mit der „Family Center“-Funktion ist es jedoch nicht möglich, einzelne Funktionen innerhalb der App zu beschränken. Jugendliche können trotz Elternkontrolle mit dem Kurzvideo-Format von Snapchat („Spotlight“) interagieren, selbstständig neue FreundInnen freigeben und kommerzielle Inhalte im „Entdecken“-Bereich anschauen. Besser als diese begleitende Maßnahme sind aus diesem Grund Gespräche über die Snapchat-Nutzung, die über Risiken und Möglichkeiten aufklären.

Im Gespräch bleiben

Eine wichtige Regel zur Nutzung von Snapchat sollte lauten, dass Kinder sich an ihre Eltern wenden können, wenn ihnen etwas Angst macht, sie beunruhigt oder verstört. Besonders im Reiter „Entdecken“ oder in den TikTok-ähnlichen „Spotlights“ kann es passieren, dass sie mit Inhalten konfrontiert werden, die nicht altersgerecht sind, auch wenn Snapchat die Videos nach eigenen Angaben vorfiltert und prüft. Es lohnt sich auch, Kinder bei einem guten Umgang mit Werbeinhalten stark zu machen, um Besitzwünsche zu mindern.  

Eltern können Interesse zeigen und nachfragen, was ihr Kind bei der Snapchat-Nutzung am meisten fasziniert und wie es die App nutzt, insbesondere bei den vielfältigen Funktionen. Das schafft ein Vertrauensverhältnis, bei dem junge SnapperInnen sich an ihre Eltern wenden, mal etwas schief gelaufen ist – idealerweise, ohne dass sie Ärger fürchten müssen. Außerdem können Eltern so bedenkliche Entwicklungen im Blick behalten und ihr Kind zum Hinterfragen anregen, zum Beispiel in Bezug auf die Beauty-Filter.

Portrait von Mediencoach Kristin Langer. Sie lächelt in die Kamera und trägt eine blaue Bluse und einen blauen Schal.
Portrait von Mediencoach Iren Schulz. Sie trägt einen braunen Blazer und lächelt in die Kamera.

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Jedes Kind ist anders! Die SCHAU HIN!-Mediencoaches Kristin Langer und Iren Schulz beantworten ihre persönlichen Fragen zur Medienerziehung.

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